Der Chef der schwedischen Riksbank hat das Projekt Libra von Facebook als "ein unglaublich wichtiges katalytisches Ereignis" bezeichnet, das die Zentralbanken der Welt dazu bewege, sich auf die digitale Transformation einzustellen.

In einem Interview in der CNBC-Sendung Squawk Box Europe am 15. Oktober sagte der Riksbank-Gouverneur Stefan Ingves:

"Das war ein unglaublich wichtiges katalytisches Ereignis, das uns aufrüttelte, als der Libra aus heiterem Himmel auftauchte. Das zwang uns, genau darüber nachzudenken, was wir tun." 

Privat gegen öffentlich und nicht digital gegen physisch

Als Chef der Zentralbank in einem Land, in dem die bargeldlose Revolution schnell voranschreitet - Barzahlungen machen hier nur 2 Prozent der Transaktionen aus und weniger als 20 Prozent der schwedischen Geschäfte akzeptieren diese - findet Ingves die Ausgabe von digitalen gegen physischen Währungen dennoch weniger wichtig als die grundlegenderen Fragen des Eigentums, der Ausgabe und der Autorität.

"Zu meiner Arbeit gehört auch, eine Ware/Dienstleistung namens Schwedische Krone zu produzieren, die für schwedische Bürger bequem verwendbar ist. Und wenn ich in technischer Hinsicht darin gut bin, dann habe ich kein Problem", erklärte er zunächst. "Aber wenn ich so wie im Jahr 1668 20-Kilo-Kupfer-Münzen ausgeben würde, dann wären wir bald aus dem Geschäft draußen."

Ingves betonte, dass alles "in der einen oder anderen Form digital" sein würde. Dazu erklärte er:

"Diese alten Themen - Privates Geld oder öffentliches Geld - sind im Grunde genommen genau das gleiche. Wenn uns die Geschichte überhaupt eines gelehrt hat, dann ist es die Tatsache, dass fast alle Initiativen aus dem Privatsektor früher oder später zusammengebrochen sind."

Die Riksbank hat auch den Teststart ihrer digitalen Zentralbank-Währung (CBDC), der so genannten e-krona, bereits im November 2018 angekündigt

Im Gegensatz zu einer Kryptowährung oder einem Projekt aus dem privaten Sektor, wie Libra, ist eine CBDC eine digitale Währung, die von einer Zentralbank ausgegeben wird. Diese hat den Status eines gesetzlichen Zahlungsmittels und andere Eigenschaften, die zentralisierte Fiatwährungen haben.

China

Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass Zentralbanken auf der ganzen Welt sich mit der digitalen Transformation auseinandersetzen

China forscht seit 2014 an einem eigenen CBDC-Projekt. Die Volksbank von China, auch bekannt als PBoC, hat dabei angedeutet, dass die Währung bald herauskommen könnte. Offiziell wurde dazu aber kein Zeitplan angegeben. 

Chinesische Wissenschaftler haben auch behauptet, dass die Ankündigung von Facebooks Libra eine Debatte unter den lokalen Regulierungsbehörden ausgelöst und die Designer des Projekts motiviert habe, mehr nichtstaatliche Institutionen in den Entwicklungs- und Ausgabeprozess der Währung einzubeziehen.

Angesichts der bestehenden beträchtlichen regulatorischen Hürden haben einige renommierte Partner des Projekts, wie etwa Visa, eBay, Stripe und Mastercard, sich inzwischen aus der Initiative zurückgezogen.

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