Coinbase bereitet sich darauf vor, nicht konforme Stablecoins in Europa bis Ende 2024 aus der Notierung zu streichen, aber in diesem Zusammenhang gibt es immer noch keine Klarheit über den Status des USDT von Tether, dem weltweit größten Stablecoin.
Coinbase teilte seinen europäischen Kunden am 4. Oktober dahingehend mit, dass es den Service für Stablecoins einschränken wird, die „nicht den Anforderungen“ der neuen EU-Verordnung Markets in Crypto-Assets (MiCA) entsprechen.
Coinbase wird weiterhin verschiedene zugelassene Stablecoins anbieten, darunter den firmeneigenen USD Coin (USDC), den es 2018 gemeinsam mit dem US-amerikanischen Krypto-Unternehmen Circle herausgegeben hat. Der USDC-Stablecoin wurde im Juli zu einem der ersten Stablecoins, die die MiCA-Vorschriften erfüllen.
Mitteilung von Coinbase hinsichtlich der bevorstehenden Änderungen innerhalb der EU beim Angebot von Stablecoins. Quelle: NomadicPaura
Obwohl Coinbase noch nicht offiziell bekannt gegeben hat, ob die bevorstehenden Beschränkungen auch den USDt (USDT) betreffen werden, deuten einige Berichte und Diskussionen in der Community darauf hin, dass Tether durch die neuen Vorschriften vor Herausforderungen gestellt werden könnte. Seit Anfang Oktober ist der regulatorische Status von USDT in Europa nämlich weiterhin ungewiss.
ESMA hält sich hinsichtlich Tether bedeckt
Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA), eine der wichtigsten Aufsichtsbehörden für die Einhaltung der MiCA, hat sich bisher noch nicht zum Status von USDT geäußert.
Auf die Frage nach der aufsichtsrechtlichen Position von Tether im Rahmen des MiCA lehnte ein ESMA-Sprecher die Angabe von Einzelheiten ab und erklärte, dass die Gespräche mit den Marktteilnehmern und anderen Interessengruppen noch andauern.
Unter Bezugnahme auf den dritten Titel von MiCA, die sogenannten „Asset-Referenced Tokens“, und den vierten Titel, die „Electronic Money Tokens“, erklärte der Vertreter:
„Wir sind uns bewusst, dass das Inkrafttreten der Titel III und IV der MiCA bei den Marktteilnehmern einige Fragen aufgeworfen hat, insbesondere in Bezug auf die Auswirkungen von nicht lizenzierten Stablecoin-Emittenten auf die Aktivitäten von Krypto-Asset-Dienstleistern.“
Der ESMA-Sprecher sagte, die Behörde diskutiere weiterhin aktiv mit ihren Mitgliedern und anderen relevanten Parteien, wie man diese Probleme am besten angehen könne.
Aufbau der MiCA nach Gesetzesabschnitten. Quelle: CMS.law
Die Titel III und IV sind zwei der insgesamt neun Titel des MiCA, die unter anderem das obligatorische Halten von 2 % der neu geschaffenen „Reserveaktiva“, die Veröffentlichung eines Weißbuchs, die rechtzeitige Offenlegung von Vermögenswerten und die Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden vorschreiben.
Tether-Chef: MiCA birgt Risiken für Banken und Stablecoins
Obwohl Tether die Bemühungen der EU-Regulierungsbehörden zur Schaffung eines strukturierten Rahmens für Stablecoins lobt, ist das Unternehmen der Ansicht, dass bestimmte MiCA-Aspekte auch mit Risiken verbunden sind.
„Einige Aspekte der MiCA machen den Betrieb von in der EU lizenzierten Stablecoins komplexer und führen möglicherweise neue Risiken sowohl für die lokale Bankeninfrastruktur als auch für Stablecoins selbst ein“, kommentierte Tether-CEO Paolo Ardoino am 9. Oktober gegenüber Cointelegraph.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen und die Nutzer in Europa weiterhin zu bedienen, hat Tether an einer technologiebasierten Lösung gearbeitet, die auf den europäischen Markt zugeschnitten ist, wie Ardoino angibt. Tether plane, das Tool „zu gegebener Zeit“ zu enthüllen.
Warum stört sich Tether an MiCA?
Laut Juan Ignacio Ibañez, Mitglied des technischen Komitees der MiCA Crypto Alliance, ist Tether vor allem mit den Anforderungen der MiCA an das Reservemanagement unzufrieden.
„Sie sind der Meinung, dass dies ihr Geschäftsmodell und ihre Anlagestrategie stört, aber wenn sie schon diese Vorschriften nicht einhalten wollen, werden sie wohl auch keine anderen Vorschriften einhalten wollen“, meinte Ibañez.
Juan Ibañez vom MiCA Crypto Alliance Techincal Committee. Quelle: Authority Magazine
Sollte sich Tether für die Einhaltung der MiCA-Vorschriften entscheiden, wäre dies eine weitreichende strategische Entscheidung für Tether, da ein solcher Schritt bedeutet, dass der Stablecoin-Herausgeber „ein gewisses Maß an Freiheit bei der Verwaltung seiner Reserven aufgeben würde“, betonte er weiter und fügte hinzu:
„Es wird am Tether-Team liegen, zu entscheiden, ob es mit dem derzeitigen Vorgehen zufrieden ist, um sich diese Freiheit zu bewahren, oder ob es sich angesichts der Aussicht auf eine Entfernung aus dem Handel in letzter Minute den Forderungen der europäischen Regulierungsbehörden beugt.“
Der USDT von Tether, der am 6. Oktober sein 10-jähriges Bestehen feierte, ist der weltweit größte Stablecoin mit einem Marktwert von fast 120 Milliarden US-Dollar und mehr als 350 Millionen Nutzern weltweit. Letzte Woche deutete Tether-CEO Ardoino an, dass das Unternehmen zukünftig Entwicklungsmärkte wie Argentinien gegenüber entwickelten Volkswirtschaften in der EU bevorzugen könnte.