Die digitale Vermögenswertbranche in der Europäischen Union bereitet sich auf die Verabschiedung der Verordnung Markets in Crypto-Assets (MiCA) vor. Diese soll regulatorische Klarheit in Bezug auf Krypto-Vermögenswerte schaffen. Sie wurde zwar in der besten Absicht verfasst, doch die derzeitige Struktur von MiCA könnte Innovationen behindern. Wenn aber eine überarbeitete Version der Verordnung verabschiedet wird, könnte die Europäische Union zu einem der führenden Regionen im Bereich des digitalen Zahlungsverkehrs werden. Ansonsten könnte die Europäische Union zurückbleiben.

MiCA soll einen Rechtsrahmen für die Krypto-Investmentbranche in der EU schaffen. Derzeit muss vieles noch ausgearbeitet und geklärt werden, aber die grundlegenden Aspekte sind nun bekannt.

Das Finanztechnologieunternehmen Circle hat im Zuge dessen einen Stablecoin namens Euro Coin (EUROC) herausgebracht. Der Euro Coin ist, genau wie der USD Coin (USDC), den das Unternehmen ebenfalls bereits vorher auf den Markt gebracht hat, an die Fiat-Währung gekoppelt. Die beliebte digitale US-Dollar-Währung wird an zentralen und dezentralen Börsen verwendet und das im Umlauf befindliche Angebot beläuft sich auf derzeit über 55 Milliarden US-Dollar. Der EUROC ist entsprechend zu 100 Prozent durch Euros gedeckt und kann 1:1 in Euro eingetauscht werden.

Das klingt alles nach guten Nachrichten und Fortschritten für Krypto in Europa. So ganz stimmt das aber nicht. MiCA begrenzt das Volumen für Stablecoin-Zahlungen auf 200 Millionen Euro pro Tag. Diese Obergrenze ist zu niedrig, um wirklich Erfolge zu verzeichnen. Letztlich würde eine solche Obergrenze Innovationen ersticken und das Potenzial dieser Vermögenswerte würde unausgeschöpft bleiben. In Belgien müssen alle Händler ab dem 1. Juli 2022 mindestens eine digitale Zahlungslösung anbieten. Allerdings werden Kryptowährungen und Stablecoins bei dieser Vorschrift nicht als gültige digitale Zahlungsarten akzeptiert.

Die Beschränkungen bei MiCA würden das Potenzial des EUROC und anderer digitaler Vermögenswerte nicht voll ausschöpfen. Und wenn dieses Hindernis nicht überwunden wird, wird die EU möglicherweise nicht die Art von Akzeptanz sehen, die es braucht, um im Hinblick auf Krypto-Innovationen international eine Führungsrolle einzunehmen. Zudem könnte das den Euro als internationale Währung stark schwächen.

Die unfreundliche oder vielleicht übervorsichtige Haltung in der MiCA-Verordnung gegenüber digitalen Vermögenswerten wird zweifellos tiefgreifende Auswirkungen auf Krypto-Projekte haben, die in der EU tätig werden wollen. Aber auch auf solche, die sich bereits dort etabliert haben. Circle hat bereits erklärt, das Unternehmen würde den EUROC nicht aktiv vermarkten, solange der Rahmen nicht klarer ist.

Der EU-Markt verpasst damit eine große Chance, in Sachen Innovation bei digitalen Vermögenswerten eine Führungsrolle einzunehmen. MiCA verfolgt laut eigener Aussage einen "innovationsfreundlichen" Ansatz, doch die Beschränkungen könnten die EU insgesamt weniger attraktiv machen und führende Digitalwährungsunternehmen aus Europa vertreiben.

Alternativ könnten Zahlungsprozesse vereinfacht und die Kosten gesenkt werden sowie Verbraucher einen zusätzlichen Schutz erhalten, wenn EUROC und andere Stablecoins für digitale Zahlungen akzeptiert werden, die von bekannten Emittenten verarbeitet werden. Wenn die Volumenbeschränkung von 200 Millionen US-Dollar allerdings bleibt, wird sich wahrscheinlich auch die Akzeptanz in Grenzen halten.

Ein besserer Zugang zu Euro-Stablecoins für Virtual-Asset-Service-Provider (VASP) wäre ebenfalls eine gute Möglichkeit, die Branche widerstandsfähiger zu machen und die Kunden besser zu schützen. Wenn Kunden in Europa eine Krypto-Verwahrstelle nutzen, können Krypto-Vermögenswerte im Falle einer Insolvenz nicht von Gläubigern beschlagnahmt werden, wohl aber Fiat-Vermögenswerte. Diese werden als "Vorauszahlungen" betrachtet. Der Zugang zu Euro-Stablecoins würde also auch bedeuten, dass digitale Vermögenswertdienstleister sicherer werden

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Letztendlich ist die MiCA-Verordnung wahrscheinlich ein positiver und bedeutender Schritt nach vorne für die Regulierung von digitalen Vermögenswerten in der EU. Man muss allerdings sicherstellen, dass die Regulierung innovationsreundlich und technologisch neutral ist. Daher könnte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank Christine Lagarde durchaus Recht damit haben, dass man an MiCA II arbeiten sollte. Wir sind vielleicht nur im Hinblick darauf, was darin stehen sollte, nicht ganz einer Meinung mit ihr.

Die Obergrenze für das Stablecoin-Volumen muss aufgehoben und Vorkehrungen getroffen werden, damit digitale Währungen, insbesondere Stablecoins, in der EU als Zahlungsmittel anerkannt und gefördert werden. Alles andere wird dazu führen, dass Emittenten und Innovatoren sich in anderen, fortschrittlicheren Regionen umsehen.

Mathieu Hardy ist Entwicklungsleiter bei OSOM Finance. Er war zunächst im IT Change Management tätig und hat sich dann auch die Innovation digitaler Geschäftsmodelle konzentriert, weil er wissen wollte, inwiefern die digitale Welt eine Rolle für Sozialwissenschaften spielt.

Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und stellt weder eine Rechtsberatung noch eine Investitionsberatung dar. Die Ansichten, Gedanken und Meinungen, die hier geäußert werden, sind allein die des Autors und spiegeln nicht unbedingt die Ansichten und Meinungen von Cointelegraph wider.