In einem Artikel vom 21. Mai mit dem Titel "Der alte Reiz des neuen Geldes" bezeichnet der Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften Robert Shiller Kryptowährungen als die neueste Iteration alternativer Währungsideen.

Shiller betont, dass im Laufe der Geschichte diverse alternative Währungen aufgetauchten und sagt, dass "neue Ideen für Geld mit dem Territorium der Revolution einherzugehen scheinen, begleitet von einer unwiderstehlichen, leicht verständlichen Erzählung." Shiller bezieht sich zunächst auf Josiah Warners "Arbeitsnotizen" aus dem Jahr 1827 zu einem Zeitladen in Cincinnati, der Waren verkauft, die in Stundeneinheiten denominiert sind. Die Währung hielt sich nicht lange und das Geschäft wurde demzufolge 1830 geschlossen.

Der Yale-Ökonom spricht auch von Karl Marx und Friedrich Engels, die suggerierten, dass die kommunistische Bedingung, unter welcher Privateigentum eliminiert wird, notwendigerweise zur "kommunistischen Abschaffung von Kauf und Verkauf" führen würde.

In einem Beispiel näher an unserer heutigen Zeit geht Shiller auf eine Bewegung namens "Technokratie" ein, die sich während der Großen Depression formierte und vorschlug, den Gold-gebunden US-Dollar mit Energieeinheiten zu ersetzen. Das Buch der Bewegung "Das ABC der Technokratie" erläutert den Vorschlag, eine Wirtschaft auf Basis von Energie zu gründen.

Als er bei zeitgenössischen Perioden ankommt, schreibt Shiller, dass Krypto, wie seine Vorgänger auch, mit "einer tiefen Sehnsucht nach irgendeiner Art von Revolution in der Gesellschaft" verbunden ist. Er stellt auch fest, dass das allgemeine Unwissen der Öffentlichkeit über die Funktionsweise von Krypto einen gewissen Reiz ausübt:

"Praktisch niemand außerhalb der Informatikabteilungen kann erklären, wie Kryptowährungen funktionieren, und dieses Mysterium schafft eine Aura der Exklusivität, verleiht dem neuen Geld Glamour und füllt die Anhänger mit revolutionärem Eifer."

Shiller erkennt an, dass die dezentralisierte Natur der Kryptowährungen eine primäre Attraktion und ein Argument für diejenigen ist, die Regierungen als "die Treiber eines langen Zuges von Ungleichheit und Krieg" betrachten. Er kommt jedoch zu dem Schluss, dass "nichts davon neu ist und, wie bei früheren monetären Innovationen auch, ist nur eine überzeugende Geschichte vermutlich nicht genug".

Robert Shiller, Eugene Fama und Lars Peter Hansen erhielten den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften im Jahr 2013 für ihre "empirische Analyse von Vermögenspreisen". Shiller entwickelte gemeinsam mit seinem Kollegen Karl Case den Case-Shiller-Index, der heute von Standard & Poors Finanzservices verwendet wird.

Kryptowährungen erfuhren in den letzten Wochen eine Menge öffentliche Kritik von Giganten der Tech- und Finanzwelt - darunter Bill Gates und Warren Buffet. Berkshire Hathaways Vizevorstand Charlie Munger verglich den Handel und das Trading mit Krypto sogar mit "frisch geernteten Babygehirnen".

In einem Expertenbeitrag für Cointelegraph sagte die internationale Wirtschaftsanwältin Andrea Bianconi, dass von solch pessimistischer und übertriebener Kritik Abstand genommen werden sollte. Zu erwarten, dass die Wall Street Krypto einerseits verstehen bzw. sogar zu unterstützen versucht, wäre in etwa so wie "einen Rugbyspieler zu bitten, den klassischen "Pas des Deux" des Balletts zu tanzen".