Der ehemalige FTX-CEO Sam „SBF“ Bankman-Fried wurde von einem US-amerikanischen Bundesgericht zu einer 25-jährigen Haftstrafe verurteilt.
Am 28. März verurteilte Richter Lewis Kaplan vom United States District Court for the Southern District of New York Bankman-Fried entsprechend zu 240 Monaten und 60 Monaten, also insgesamt 25 Jahren, wegen sieben Straftaten. SBF ist damit die erste Person im Zusammenhang von FTX und Alameda Research, die nach dem Kollaps der Kryptobörse im November 2022 zu einer Haftstrafe verurteilt wurde.
Richter Kaplan befand zudem, dass sich SBF auch der Zeugenbeeinflussung schuldig gemacht habe, was den Richter zuvor bereits dazu veranlasst hatte, die Freilassung von Bankman-Fried auf Kaution im August 2023 zu widerrufen. Darüber hinaus stellt er einen Meineid im Zusammenhang mit Aussagen von SBF vor Gericht fest. Der Richter räumte zwar Bankman-Frieds „soziale Unbeholfenheit“ ein, entgegnete aber, basierend auf der Aussage der ehemaligen Alameda Research CEO Caroline Ellison, dass SBF ganz genau wusste, dass er schuldig war, aber „nichts zugeben wollte“.
„Die Strafe muss der Schwere des Verbrechens entsprechen“, erklärte Richter Kaplan. „Und das hier war ein schwerwiegendes Verbrechen [...] Wenn er nicht gelogen hat, war [Bankman-Fried] ausweichend, haarspalterisch und versuchte, die Staatsanwälte dazu zu bringen, Fragen für ihn umzuformulieren. Ich mache diesen Job schon seit fast 30 Jahren. So ein Verhalten habe ich noch nie gesehen.“
Aus Gerichtsunterlagen vom 28. März für den südlichen Bezirk von New York geht hervor, dass der Richter die bereits verbüßte Zeit von SBF von seiner Strafe abziehen wird, was 291 Monate Gefängnis bedeutet. Richter Kaplan schlug außerdem eine Geldstrafe in Höhe von 11 Milliarden US-Dollar zusätzlich zu SBFs Gefängnisstrafe vor. Er wies darauf hin, dass die FTX-Investoren 1,7 Milliarden US-Dollar, die Kreditgeber 1,3 Milliarden US-Dollar und die Kunden 8 Milliarden US-Dollar verloren haben.
Nach Angaben Inner City Press war der New Yorker Gerichtssaal schon voll mit Zuschauern und Beamten, bevor die US-Marshals Bankman-Fried herausbrachten. Der ehemalige FTX-CEO trug Berichten zufolge hellbraune Kleidung – die Uniform des Metropolitan Detention Center in Brooklyn, wo er untergebracht ist, seit der Richter seine Kaution widerrufen hat.
„Ich weise das Argument der Verteidigung hinsichtlich des angerichteten Schadens zurück, sowohl rechtlich als auch in Bezug auf die Fakten“, betonte Richter Kaplan laut Inner City Press. Und weiter: „Die Behauptung, dass Kunden und Gläubiger in vollem Umfang bezahlt werden, ist irreführend – die Angeklagten setzen den entstandenen Verlust nämlich nur mit dem Dollar-Volumen im Konkursfall gleich.“
Der Richter fügte hinzu:
„Ein zufälliger Anstieg des Wertes einiger Kryptowährungen hat nichts mit der Schwere der begangenen Straftaten zu tun. Ein Dieb, der seine Beute nach Las Vegas bringt und erfolgreich wettet, hat keinen Anspruch auf eine Strafminderung.“
Bevor der Richter das Urteil verkündete, sagte Bankman-Fried, es tue ihm „in jeder Phase leid, was passiert ist“ und behauptete, dass „FTX überlebt hätte“, wenn die Kryptobörse nicht geschlossen worden wäre. In einer abschließenden Erklärung stellten seine Anwälte den ehemaligen FTX-CEO als missverstandenes Genie dar:
„Sam war kein rücksichtsloser finanzieller Serienmörder. Er war nicht räuberisch. Er traf seine Entscheidungen mit Mathematik im Kopf, nicht mit Bosheit im Herzen.“
Sunil Kavuri, ein britischer Staatsbürger und ehemaliger Kunde der Kryptobörse, der für die Anhörung zur Urteilsverkündung aus London eingeflogen war, sagte aus, dass er nach dem Zusammenbruch von FTX „zwei Jahre lang gelitten“ habe. Kavuri wandte sich im Namen anderer FTX-Opfer an das Gericht und wehrte sich gegen die Behauptung, der Verlust sei aufgrund der Rückzahlungspläne der Börse „gleich Null“.
„Wenn Herr Bankman-Fried dachte, dass die Mathematik sein Handeln rechtfertige, würde er es wieder tun“, wie der stellvertretende US-Staatsanwalt Nicolas Roos schlussfolgerte. Er fügte hinzu, dass der ehemalige CEO „keine Verantwortung übernommen“ habe.
Das von Richter Kaplan verhängte Strafmaß entsprach im Wesentlichen der Differenz zwischen den Empfehlungen der SBF-Anwälte und der Staatsanwaltschaft, die für eine Höchststrafe von 6,5 bzw. 50 Jahren plädierten. Viele Experten sagten voraus, dass Richter Kaplan eine Strafe zwischen 10 und 30 Jahren verhängen würde, basierend auf den Fakten des Falles und der Höhe der involvierten Gelder.
Gary Wang, Caroline Ellison, Nishad Singh und Ryan Salame – vier weitere Personen, die mit FTX und Alameda in Verbindung stehen und in demselben Fall wie SBF angeklagt sind – haben sich schuldig bekannt und Deals angenommen. Salame, der ehemalige Co-CEO von FTX Digital Markets, war der einzige der vier, der in Bankman-Frieds Strafprozess nicht aussagte. Er wird wahrscheinlich der nächste sein, der am 1. Mai verurteilt wird.
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