Ein Top-Manager der wichtigsten Schweizer Börse, der SIX Swiss Exchange, hat bekannt gegeben, dass das Unternehmen im Rahmen seiner geplanten digitalen Blockchain-Börse eigene digitale Token herausbringen wolle. Dies hat die Finanznachrichtenplattform Finews am 6. Mai gemeldet.

Die SIX Swiss Exchange verzeichnet einen täglichen Umsatz in Höhe von umgerechnet rund 4,6 Mrd. Euro und hat eine Marktkapitalisierung von umgerechnet über 1,4 Bio. Euro. Wie bereits berichtet, hat SIX im Juli 2018 bekanntgegeben, einen digitales Vermögenswert-Ökosystem namens Six Digital Exchange (SDX) entwickeln zu wollen.

Thomas Zeeb, der Leiter für Wertpapiere und Börsen sowie der Direktor der SIX, verriet im heutigen Interview, dass die Börse auch plane, firmeneigene, digitale Anwendungen zu entwickeln. In diesem Rahmen sei auch die Einführung neuer Token sowie Initial Digital Offering-Services geplant.

Zeeb erwarte, dass ein Pilotprojekt für diese Dienste im Spätsommer beginnen werde. Bis Anfang 2020 sollen diese dann offiziell auf den Markt kommen. Der Manager erläuterte die Pläne der Plattform:

"Unser Ziel ist es, die derzeitigen Wertpapiere - Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Fonds - zu tokenisieren. Vielleicht werden Token eines Tages Aktien ersetzen."

Zeeb erklärte, dass regulatorischen Hürden unbedingt überwunden werden müssten. Dabei behauptete er, dass - vorausgesetzt, der Dialog um die Regulierungen verlaufe konstruktiv - tokenisierte Wertpapiere bis zum Jahr 2021 tatsächlich Realität werden könnten.

Vorsichtiger äußerte er sich im Hinblick auf den Kryptowährungshandel. Er betonte, dass es schwierig sei, die Einhaltung der Gesetze zur Bekämpfung von Geldwäsche und zur Prüfung der Kunden-Identität sicherzustellen:

"Ein fataler Fehler beim Handel mit Kryptowährungen ist es, nicht zu wissen, wer hinter den Geschäften steckt und woher die Coins kommen. [...] Die Art und Weise, wie Bitcoin derzeit funktioniert und gehandelt wird, würde die Kriterien der SDX nicht erfüllen."

Zeeb sagte, dass SDX durchaus eine Verbindung mit der Infrastruktur einer Kryptobörse herstellen könnte, um Kunden Zugang zu einem legitimen Liquiditätspool für Kryptowährungen zu bieten. Die Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Geldwäsche und Identitätsprüfungen gelöst sein müssten.

Laut Zeeb sei für SDX im Jahr 2018 und auch in diesem Jahr eine "beträchtliche zweistellige Millioneninvestition" nötig gewesen. Er sagte, er erwartete, dass das Unternehmen sowohl seine traditionelle als auch seine digitale Handelsinfrastruktur für "mindestens zehn Jahre" aufrechterhalten würde, bis sich die traditionellen Gegenparteien weiterentwickeln und ihre Systeme aktualisieren.

Wie bereits berichtet, hat SIX neben der Entwicklung von SDX im Herbst 2018 ein fortgeschrittenes, auf mehreren Kryptowährungen basierendes börsengehandeltes Produkt (ETP) gelistet, bei dem fünf wichtige Kryptowährungen nachverfolgt werden. Im März dieses Jahres wurde auch ein Ether (ETH)-basiertes ETP zum Handel auf der Börse angeboten.

Im selben Monat gab SIX bekannt, die Enterprise Plattform Corda des Blockchain-Konsortiums R3 für die geplante Börse SDX nutzen zu wollen.