Der Gründer und CEO von Telegram Pavel Durov wurde von den französischen Behörden festgenommen. Dabei geht es um mutmaßliche Gesetzesverstöße der verschlüsselten Messaging-Plattform.
Laut Le Monde und anderen französischen Medien wurde Durov auf dem Flughafen Le Bourget bei Paris verhaftet, nachdem er in seinem Privatjet landete.
Le Monde zufolge haben Quellen aus dem Umfeld der Ermittler Durovs Verhaftung bestätigt. Einem Bericht von Bloomberg zufolge bestätigte auch die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Zakharova die Information in einem Telegram-Post.
Durchsuchungsbefehl ausgestellt
Das französische Office Mineurs (OFMIN) ist eine Behörde, die Verbrechen gegen Minderjährige überwacht. Diese hat einen Durchsuchungsbefehl im Rahmen einer vorläufigen Untersuchung gegen Telegram ausgestellt.
Die AFP berichtete, dass es dabei um mutmaßliche Straftaten im Zusammenhang mit Betrug, Drogenhandel, Cybermobbing und organisiertem Verbrechen geht. Außerdem heißt es, dass die Ermittlungen aufgrund der mutmaßlich mangelnden Moderation von Inhalten durch Telegram angestoßen wurden.
Das OFMIN koordiniert die Ermittlungen gegen Durov und Telegram. Der CEO der Messaging-Plattform sollte am 25. August vor Gericht erscheinen. Durov drohen dabei bis zu 20 Jahre Gefängnis.
Auswirkungen auf Telegram und TON
Open Network (TON), das Blockchain-Protokoll eines Drittanbieters, das die Messaging-Plattform in ihren Dienst integriert hat, sagte, in den Stunden nach Durovs Verhaftung blieb es weiterhin voll funktionsfähig.

In einem offiziellen Post auf dem X-Account von TON heißt es, dass es keine Auswirkungen auf das Protokoll gegeben habe und die Community hinter Durov stehe:
"Als eine Community, die sich für Meinungsfreiheit und Dezentralisierung einsetzt, stehen wir in dieser schwierigen Zeit fest an der Seite von Pavel."
Telegram hat sich noch nicht zur Verhaftung von Durov geäußert. Cointelegraph hat die Nachrichtenplattform um weitere Informationen gebeten, um die Details zum Vorfall zu bestätigen und zu erfahren, ob die Plattform Nutzerdaten an die französischen Behörden weitergeben muss.
Liberté? Elon Musk und Vitalik Buterin reagieren
Tesla-Gründer und X-Eigentümer Elon Musk teilte auf seiner Social-Media-Plattform am 24. August ein früheres Interview zwischen Durov und dem unabhängigen Journalisten Tucker Carlson mit dem Hashtag #FreePavel.
#FreePavel
- Elon Musk (@elonmusk) August 25, 2024
pic.twitter.com/B7AcJWswMs
In dem Video sagte Durov, dass Musks Übernahme von Twitter eine positive Entwicklung für technologische Innovationen und die freie Meinungsäußerung sei.
Ethereum-Mitbegründer Vitalik Buterin äußerte sich ebenfalls zu dem Thema. Er reagierte auf einen X-Post des amerikanischen Unternehmers und Investors Balaji Srinivasan.
Buterin sagte, er habe schon früher die Verschlüsselungsstandards von Telegram kritisiert, aber die ersten Informationen zu den Vorwürfen gegen die Plattform sähen "sehr schlecht und besorgniserregend für die Zukunft der Software- und Kommunikationsfreiheit in Europa aus".

Andere prominente Persönlichkeiten äußerten sich auf X ebenfalls zu dieser Angelegenheit. Der amerikanische Politiker Robert F. Kennedy Jr., der seine Präsidentschaftskampagne in den Vereinigten Staaten im August 2024 aussetzte, sagte, Durovs Verhaftung zeige, wie nötig es sei, Plattformen zu schützen, die freie Meinungsäußerung und Privatsphäre ermöglichen.

USA wollten Telegram kontrollieren: Durov kritisiert
In seinem Interview mit Carlson behauptete Durov, dass Telegram jedes mal die Aufmerksamkeit vom FBI und anderen US-Sicherheitsbehörden auf sich gezogen habe, wenn er das Land betreten habe.
Der Telegram-CEO behauptete, dass US-Beamte bei seinem letzten Besuch im Land versucht hätten, einen seiner Entwickler abzuwerben.
"Es gab einen Versuch von Cybersecurity-Beamten oder Agenten, meinen Entwickler heimlich hinter meinem Rücken abzuwerben. Sie wollen wissen, welche Open-Source-Bibliotheken in die Telegram-App integriert sind, und versuchten, ihn zu überreden, bestimmte Open-Source-Tools zu verwenden, die als Hintertüren dienen sollten", so Durov gegenüber Carlson.
PAVEL DUROV: DIE USA WOLLTEN TELEGRAM BESSER KONTROLLIEREN
- Mario Nawfal (@MarioNawfal) August 24, 2024
"Wir bekommen zu viel Aufmerksamkeit vom FBI und anderen Sicherheitsbehörden, wenn wir in die USA kommen.
Das letzte Mal, als ich in den USA war, habe ich einen Ingenieur mitgebracht, habe ich einen Ingenieur mitgebracht, der für Telegram arbeitet.
Es gab einen Versuch der Cybersicherheit... pic.twitter.com/DUpz4j5TpX
Der Telegram-CEO fügte hinzu, dass FBI-Agenten ihn bei der Einreise in die USA häufig anhielten und ihm Fragen zum Betrieb des Messaging-Dienstes stellten.
Datenschutz auf Telegram im Fokus
Es gibt derzeit noch nur wenig Details zu Durovs Verhaftung und den Ermittlungen gegen die Plattform. In der Branche wird nun aber erneut die Frage des Datenschutzes bei Telegram heftig diskutiert.
In einem X-Post von GrapheneOS, einem auf Datenschutz und Sicherheit fokussierten Unternehmen für mobile Betriebssysteme, wurden Bedenken hinsichtlich des Zugriffs von Telegram auf Gruppen- und Einzelchats geäußert.
Telegram hat aufgrund der fehlenden Ende-zu-Ende-Verschlüsselung vollen Zugriff auf alle Inhalte von Gruppenchats und normalen Einzelchats. Ihre Opt-in-Geheimchats verwenden eine selbst entwickelte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung mit Schwachstellen. Das Löschen des Inhalts aus der App wird wahrscheinlich nicht alle Kopien davon entfernen.
- GrapheneOS (@GrapheneOS) August 24, 2024
GrapheneOS behauptet, dass Telegram aufgrund einer fehlenden Ende-zu-Ende-Verschlüsselung vollen Zugriff auf den Inhalt der Direktnachrichten von Gruppenchats hat. Im Beitrag wird behauptet, dass die geheimen Chat-Funktionen von Telegram eine selbst entwickelte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung mit Schwachstellen verwenden und dass das Löschen von Inhalten aus der App möglicherweise nicht alle Spuren der Nachrichten entfernt.
GrapheneOS fügte hinzu, dass Telegram möglicherweise Einzel- und Gruppennachrichten an die Behörden in Frankreich weitergeben könnte.
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