Die amerikanische Zentralbank hat vor wenigen Tagen weitere 168 Mrd. US-Dollar ins Finanzsystem gepumpt, um die durch das Coronavirus entstandene Panik auf den Märkten abzufedern. Ein Krypto-Experte sieht darin jedoch eine unzureichende Strategie, denn auch Bitcoin ist mittlerweile in diesen Abwärtssog geraten.

„Solange der breite Markt fällt, wird auch Bitcoin fallen“, wie Bill Herrmann, der Geschäftsführer des Investmentunternehmens Wilshire Phoenix, gegenüber Cointelegraph im Bezug auf das Vorgehen der US-Notenbank erklärt.

Zentralbank will Markt auffangen

Die traditionellen Märkte sind zuletzt durch die Panik um das Coronavirus und einen Preiskampf auf dem Ölmarkt in einen Negativstrudel geraten. So musste der wichtige amerikanische Aktienindex Dow Jones Industrial Average (DJI) gleich mehrere schlechte Tage verkraften, ehe es am 12. März dann sogar um 10 % nach unten ging. Für den gesamten amerikanischen Aktienmarkt war dies der schlimmste Tag seit dem „Black Monday“ von 1987, wie aus einem CNBC Bericht hervorgeht.

Bitcoin hat am gleichen Tag ein ähnliches Schicksal erlitten und ist innerhalb kürzester Zeit von 6.000 US-Dollar auf nur noch 3.850 US-Dollar abgestürzt.

Um die bröckelnde Wirtschaft aufzufangen, hatte die amerikanische Zentralbank bereits am 10. März 168 Mrd. US-Dollar in das Finanzsystem gepumpt. Diese Summe ist knapp 82 % höher als das gesamte Geld, das in Bitcoin investiert ist. Derzeit kommt die Kryptowährung nämlich „nur noch“ auf eine Marktkapitalisierung von 98 Mrd. US-Dollar.

Am Tag als die „Federal Reserve“ das neue Geld in Umlauf gebracht hatte, lag die Marktkapitalisierung von Bitcoin allerdings noch bei 145 Mrd. US-Dollar.

Welche Maßnahmen hat die Fed getroffen?

Dabei sind die jüngsten geldpolitischen Maßnahmen der US-Zentralbank Teil eines größeren Plans, der schon im September 2019 seinen Anfang genommen hat, wie Herrmann erklärt. „Die Fed hat schon vergangenen September mit ihren Rückkaufvereinbarungen begonnen, da Probleme auf den Geldmärkten dazu geführt hatten, dass sie ihr geplantes Ziel für den Leitzins verfehlt“, so der Experte. Und weiter:

„Bei Rückkaufvereinbarungen kauft die Zentralbank Staatsanleihen, Hypotheken und staatliche Wertpapiere auf und gibt den jeweiligen Banken Bargeld im Austausch. Im Prinzip ist das eine Art Kredit von der Zentralbank an die Banken, wobei diese Kredite durch die genannten Anleihen besichert sind. Die Fed hatte gehofft, dass diese Maßnahmen nur kurzzeitig benötigt werden, aber das Prinzip Hoffnung ist keine wirklich gute Strategie.“

Herrmann sieht die jetzt getätigten Rückkaufvereinbarungen der US-Zentralbank nur als Tropfen auf den heißen Stein, da sie allein schon in ihrer Größe unzureichend wären. „Die jüngsten reingepumpten Gelder sind ungefähr so wirkungsvoll, als wenn man mit Papierkügelchen auf einen Schnellzug schmeißt. Es ist einfach nicht genug“, wie der Wilshire Phoenix Geschäftsführer warnt. „Ich gehe davon aus, dass die Zentralbank ein Zeichen setzen wollte, um neues Vertrauen in das System aufzubauen, aber sie muss jetzt aufhören wie Akademiker zu denken und wirkliche Maßnahmen ergreifen“.

So schlussfolgert Herrmann:

„Das klingt vielleicht verrückt, aber ich denke, es braucht mindestens 700 Mrd. bis über 1 Bio. US-Dollar, um den Markt wirklich zu stabilisieren. Die letzten Wochen haben perfekt illustriert, wieso es digitale Vermögenswerte, wie allen voran Bitcoin, braucht.“

Mit letzterer Aussage spielt der Krypto-Experte auf die These an, dass das traditionelle Finanzsystem einen Denkfehler hat, durch den immer neues Geld „gedruckt“ werden muss, um es am Leben zu erhalten. Damit geht allerdings unweigerlich eine Entwertung des bestehenden Geldes einher, was zu einer Art Teufelskreis wird. Bitcoin wird besonders dank seiner begrenzten Umlaufmenge als alternativer Gegenentwurf gesehen, der den Wert von Vermögen erhöht und nicht verringert.

Wenn man darüber hinaus der Einschätzung von Herrmann folgt, dass eine Finanzspritze von 168 Mrd. US-Dollar klein ist, dann ist Bitcoin allerdings noch ein sehr kleines Anlageprodukt, obwohl die Kryptowährung klar der Platzhirsch in der eigenen Anlageklasse ist.

Die Europäische Zentralbank hatte zuletzt ebenfalls 135 Mrd. US-Dollar in Umlauf gebracht, um die heimische Wirtschaft zu stabilisieren.