Trotz der stetigen Zunahme der Forschungsaktivitäten zeigen die Zentralbanken eine rasch abnehmende Begeisterung für Zentralbank-Digitalwährungen (CBDC), wie die jüngsten Ergebnisse der jährlichen Umfrage des Thinktanks „Official Monetary and Financial Institutions Forum“ (OMFIF) zur Zukunft des Zahlungsverkehrs zeigt.

CBDCs nur für einige Zentralbanken interessant

Die Verknüpfung von Sofortzahlungssystemen, wie dem vergleichsweise neuen US FedNow, ist bei den Zentralbanken die mit Abstand beliebteste Lösung zur Verbesserung des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs. Fast die Hälfte (47 %) der Befragten entschied sich für diese Option, was nur einen winzigen Zuwachs gegenüber den Ergebnissen des letzten Jahres bedeutet. Stablecoins erhielten wie im letzten Jahr 0 % der Stimmen.

CBDCs fielen in dieser Rangliste von 31 % im Jahr 2023 auf 13 % im Jahr 2024. Dies könnte eine Reaktion auf das erhöhte Forschungsinteresse einiger Zentralbanken an CBDCs sein.

Als sich die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) im Oktober aus dem Projekt mBridge zurückzog, wurde dieser Schritt weithin als Reaktion auf das Risiko für internationale Sanktionen interpretiert, die von der Führerschaft Chinas und anderer nicht eng mit dem Westen verbundener Länder in dem Projekt ausgeht.

Die BIZ bestritt allerdings, dass ihre Entscheidung über das Projekt mBridge politisch motiviert war. Der US-Dollar werde weiterhin die bevorzugte Abwicklungswährung sein, so der Bericht. Nur 11 % der Zentralbanken gaben an, dass sie die Verwendung des US-Dollars reduzieren würden:

„Vorerst werden viele Akteure, die angesichts der geopolitischen Spannungen einen sicheren Hafen suchen, ihre Dollarbestände erhöhen und damit die Dominanz der etablierten Zahlungssysteme verstärken.“

Quelle: Digital Money Institute

Tokenisierung und tradiertes Finanzsystem attraktiver?

Das Korrespondenzbankensystem, in dem große internationale Banken internationale Abwicklungsdienste für kleine lokale Banken anbieten, ist seit Jahren rückläufig. Das Verfahren wird immer teurer, da die Maßnahmen zur Einholung von Kundeninformationen (KYC) und zur Bekämpfung der Geldwäsche (AML) immer komplexer werden.

Dieser Rückgang wird sich demnächst wohl auch noch beschleunigen, wenn die neue Norm ISO 20022 nicht rechtzeitig eingeführt wird. Der Umfrage zufolge ist nämlich mit einer erheblichen Verzögerung bei der Einführung der neuen Norm zu rechnen.

Entwicklung des Korrespondenzbankensystems seit 2011. Quelle: OMFIF

Dies könnte das rege Interesse der Zentralbanken an der Tokenisierung erklären, die die Compliance-Kontrollen entscheidend vereinfachen könnte. Über 40 % der Zentralbanken in den Industrieländern „halten die Tokenisierung für vielversprechend und gehen davon aus, dass sie in den nächsten drei bis fünf Jahren damit beginnen werden“.

Das Projekt Agora der BIZ, an dem die Zentralbanken Frankreichs, Japans, Südkoreas, Mexikos, der Schweiz und des Vereinigten Königreichs sowie die Zentralbanken der USA beteiligt sind, ist eines von vielen Projekten, die aktuell den Weg zu tokenisierten Überweisungen ebnen. Dies hängt jedoch wiederum in hohem Maße von der Verwendung von sogenannten Wholesale-CBDCs ab.

Angesichts der Vorliebe für herkömmliche Sofortzahlungssysteme scheint es jedoch klar, dass grenzüberschreitende Zahlungen vorerst nicht über die Blockchain abgewickelt werden. Die BIZ ist jedenfalls auch auf diese Option vorbereitet. Ihr Projekt Nexus, das ebenfalls auf der ISO-Norm 20022 basiert, entwickelt deshalb momentan eine gemeinsame Plattform für Sofortzahlungssysteme.

Melde dich bei unseren Sozialen Medien an, um nichts zu verpassen: X, YouTube, Instagram und Telegram – aktuelle Nachrichten, Analysen, Expertenmeinungen und Interviews mit Fokus auf die DACH-Region.