Die für ihre Kritik an Kryptowährungen bekannte chinesische Regierung scheint den momentanen Crash der Anlageklasse regelrecht zu zelebrieren, wobei ein einflussreicher Blockchain-Experte des Landes Bitcoin & Co. nun sogar als betrügerisches „Schneeballsystem“ bezeichnet.

Yifan He, der Geschäftsführer von Red Date Technology, eine der leitenden Firmen, die an der Entwicklung des staatlichen Blockchain Service Network (BSN) beteiligt sind, hat in einem entsprechenden Artikel die angeblich betrügerische Natur von Kryptowährungen angeprangert.

Veröffentlicht wurde der Artikel in der regierungsnahen Zeitung The People’s Daily on Sunday. Darin heißt es ziemlich plakativ, dass Bitcoin (BTC) und andere Kryptos „das wohl größte Schneeballsystem in der Geschichte der Menschheit“ sind.

Um diese Behauptung zu untermauern, führt der Autor unter anderem den spektakulären Zusammenbruch des Blockchain-Projekts Terra und der zugehörigen Kryptowährungen LUNA und TerraUSD (UST) im Mai 2022 an. Auch den neuen Trend von „To-Earn“ – also Krypto-Projekte, die ihre Nutzer für gewisse Verhaltensweisen monetär entlohnen, darunter Move-to-Earn oder Play-to-Earn – bewertet der Experte als bloße „Phishing-Strategie“.

Bei seiner Kritik an Bitcoin bringt der BSN-Vorsitzende größtenteils altbekannte Argumente vor, die Microsoft-Gründer Bill Gates oder Investmentguru Warren Buffett in der Vergangenheit bereits bemüht hatten.

Dementsprechend würde He selbst auch niemals in Krypto investieren und erklärt dahingehend gegenüber Cointelegraph: „Aktuell sind alle unregluierten Kryptowährungen, darunter auch Bitcoin, nach meiner Ansicht Schneeballsysteme, die je nach Marktkapitalisierung und Nutzerzahl unterschiedlich große Risiken bergen.“

Demnach besitzt der BSN-Vorsitzende weder eine Krypto-Wallet noch Kryptowährungen: „Ich rühre sie nicht an und ich werde sie auch in Zukunft nicht anrühren, selbst wenn sie reguliert werden, denn meiner Meinung nach haben sie schlicht gar keinen Wert.“

Wenig verwunderlich deshalb auch, dass He heftige Kritik an El Salvador übt. So bräuchte das kleine mittelamerikanische Land, das BTC als offizielles Zahlungsmittel eingeführt hat, „dringend finanzielles Grundlagenwissen“, sofern es nicht erklärtes Ziel der Regierung war, „die eigene Bevölkerung abzuzocken“.

Trotz all seiner Häme für Bitcoin und Altcoins sieht der Blockchain-Experte aus China gewisse positive Innovationen auf dem Kryptomarkt, vorausgesetzt diese werden angemessen reguliert. So meint He, dass gedeckte Stablecoins wie Tether (USDT) und der USD Coin (USDC) keine Schneeballsysteme sind:

„USDC und USDT sind auf Zahlungen ausgelegte Kryptowährungen, keine Spekulationsprodukte. Sobald sie vollumfänglich reguliert sind, sind sie völlig in Ordnung.“

Bereits 2020 hatte sich der CEO von Red Date Technology für Stablecoins ausgesprochen und sogar geplant, diese im Jahr 2021 in das BSN einzubinden. Diese Pläne wurden von der chinesischen Zentralregierung jedoch verworfen.

Die heftigen Worte von He sind Teil einer scheinbaren Strategie, nach der China den Crash auf dem Kryptomarkt als Gelegenheit nutzt, um die vielen Verbote gegen die heimische Kryptobranche zu rechtfertigen. Ungeachtet dessen ist das Land weiterhin eine der führenden Kräfte beim Mining von Bitcoin.