168 Unternehmen in Großbritannien wird vorgeworfen, betrügerische Krypto- oder Forex-Systeme betrieben zu haben, wie eine unabhängige Analyse behauptet.

Aus den Ergebnissen einer gemeinsamen Untersuchung der Medienfirmen Bureau of Investigative Journalism und the Observer vom 29. Januar geht hervor, dass organisierte Verbrecherbanden Großbritannien als ihre Basis verwenden würden, bei dort die Regulierung locker sei.

Die tatsächliche Zahl der in Großbritannien ansässigen Krypto- oder Forex-Unternehmen, die mit Betrügereien im Zusammenhang stehen, ist wahrscheinlich deutlich größer, da diese 168 Firmen sich aus der Überprüfung von Listen von verdächtigen Briefkastenfirmen ergaben und diese mit Berichten von betrügerischen Aktivitäten auf verschiedenen Webseiten in Verbindung gebracht wurden.

Etwa die Hälfte dieser Unternehmen werden mit sogenannten "Pig-Butchering Scams" in Verbindung gebracht.

Ein Pig-Butchering Scam ist ein Betrugssystem, wo der Betrüger ein Vertrauensverhältnis zum Opfer aufbaut, oft auch durch das vortäuschen einer romantischen Beziehung. Dann überredet der Täter das Opfer dazu, Geld oder Krypto auf eine Handelsplattform oder eine virtuelle Wallet einzuzahlen, die der Betrüger kontrolliert.

Der Betrüger "mästet" das Opfer daraufhin und baut weiter Vertrauen auf, um es dann dazu zu überreden, eine noch größere Geldsumme zu überweisen. Dann verschwindet der Täter mit dem Geld.

Opfer werden häufig auf sozialen Netzwerken oder über Dating-Portale wie Tinder angesprochen, wie es in dem Bericht heißt.

Viele der befragten Opfer in dem Bericht sagten, die Unternehmen machten ein seriösen Eindruck, da diese in Großbritannien ansässig waren. Hätten die Unternehmen woanders ihren Hauptsitz gehabt, wären die Opfer auf den Betrug nicht reingefallen.

Schon ab zwölf britischen Pfund kann man ein Unternehmen in Großbritannien registrieren und muss sich dazu nicht identifizieren. Damit ist es für betrügerische Unternehmen einfach, sich dort zu registrieren und den Eindruck von Glaubwürdigkeit zu erzeugen.

Unternehmen müssen lediglich eine Firmenadresse in Großbritannien angeben, um sich zu registrieren. Das führte dazu, dass einige Adressen mit Briefen überschüttet wurden, in denen Unternehmen fragen, ob sie die Adresse als Firmenadresse verwenden dürfen.

Ein britischer Bürger berichtete, er habe Briefe erhalten, die an Briefkastenunternehmen adressiert waren, die seine Adresse als Firmenadresse verwendeten. Quelle: The Observer

"Was in Großbritannien passiert, ist unfassbar", so der Wirtschaftskriminalitätsermittler Graham Barrow. "Wir wissen schon seit mindestens 20 Jahren, das britische Unternehmen bei solchen betrügerischen Systemen verwendet werden, und dass wir wahrscheinlich der weltweit größte Anbieter von betrügerischen Unternehmen sind."