Digitale Zentralbankwährungen, oder kurz: CBDCs, brauchen laut leitenden Mitarbeitern großer europäischer Zentralbanken keine Blockchain-Technologie.

Thomas Moser, ein stellvertretendes Mitglied des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, und Martin Diehl von der Deutschen Bundesbank sprachen am 21. September auf der European Blockchain Convention Virtual 2020 über den Stand von CBDCs. 

Bei der Online-Podiumsdiskussion waren sich Diehl und Moser einig, dass globale CBDC-Projekte, wie etwa Chinas digitaler Yuan, keine Blockchain benötigen würden. Dazu gaben sie eine Reihe von Gründen an.

Moser sagte, in den primären Anwendungsfällen für Blockchain würde es darum gehen, Vertrauen zu schaffen, wenn ein Projekt kein zentrales Organ habe. "Bitconi etwa ist meiner Meinung nach ein sehr guter Anwendungsfall für Blockchain", so der leitende Mitarbeiter.

Er erklärte jedoch auch, dass eine Zentralbank den Einsatz von Blockchain überflüssig mache, da das Vertrauen von einem zentralen Organ geboten werde:

Aber wenn Sie eine Zentralbank haben, dann ist diese das zentrale Organ. Und wenn man diesem zentralen Organ vertraut, dann gibt es meiner Meinung nach keinen Grund dafür, eine Blockchain zu verwenden."

Der leitende Mitarbeiter sagte auch, dass die Schweizerische Nationalbank demnächst ein Arbeitspapier veröffentlichen werde, in dem es um eine CBDC für den Einzelhandel ohne Blockchain gehen wird. Laut Moser werde das kommende Projekt ein Schlüsselelement beim Bargeldverkehr, nämlich den Transaktionsdatenschutz, wahren, indem eine Technologie mit Blindsignaturen anstelle einer Blockchain eingesetzt werde.

Diehl, der Leiter für Zahlungssystemanalyse bei der Deutschen Bundesbank, erklärte, dass Blockchain-Technologie für eine CBDC nicht notwendig sei. Er nannte dazu zwei wichtige CBDC-Projekte als Beispiel. Nämlich den chinesischen, digitalen Yuan und die schwedische e-krona. "Weder die Schwedische Riksbank noch die Volksbank von China verwenden offenbar eine Blockchain, also ist eine Blockchain kein Muss", so der Leiter.

Diehl sagte auch, es mache keinen Sinn, öffentliche oder erlaubnisfreie Blockchains für CBDC-Systeme zu implementieren. Öffentliche Blockchains, die ein Netzwerk für große Kryptowährungen wie Bitcoin (BTC) und Ether (ETH) bieten, können keiner zentralen Partei gehören und es steht jedem völlig frei, dem Netzwerk beizutreten. "Erlaubnisfreie Blockchains, die für offizielle Blockchain-Transaktionen verwendet werden, sind für mich nicht denkbar", so Diehl.