Die EU-Behörde für die Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden Europol rechnet mit einem Anstieg der KI-Cyberkriminalität, wie aus ihrer jährlichen Analyse der neuesten Cyberbedrohungen in der EU hervorgeht.

In ihrem Bericht "Internet Organised Crime Threat Assessment (IOCTA) 2024" (zu Deutsch: Bewertung der Bedrohungslage im Bereich der organisierten Kriminalität im Internet) stellt die Strafverfolgungsbehörde fest, dass KI-Tools es technisch nicht versierten Personen ermöglichen, raffinierte Online-Verbrechen zu begehen.

Quelle: Europol

KI bietet eine niedrigere Einstiegshürde für bösartige Akteure

KI-generierte Fälschungen und falsche Werbung werden von bösartigen Akteuren auf der ganzen Welt genutzt, um potenzielle Opfer anzulocken. Laut dem IOCTA-Bericht 2024 senkt das Aufkommen solcher Werkzeuge die Einstiegshürde für Cyberkriminalität.

Daher sah die Strafverfolgungsbehörde sich dazu genötigt, sich mit Werkzeugen auszurüsten, um dem Technologiemissbrauch entgegenzuwirken und das EU-Finanzsystem zu schützen. Catherine De Bolle, die Exekutivdirektorin von Europol, sagte dazu:

"Von den Strafverfolgungsbehörden wird erwartet, dass sie robuste Kapazitäten aufbauen, um den wachsenden Bedrohungen durch Cyberkriminelle, die KI einsetzen, zu begegnen. Das gilt in Bezug auf personelle Ressourcen und auf technische Fähigkeiten."

Künftige Fortschritte bei der Deepfake-Technologie können weitreichende und schwerwiegende Auswirkungen auf Opfer haben. Europol hält sexuelle Erpressung für möglich, bei denen böse Akteure gefälschte Inhalte produzieren können, um Opfer zu bedrohen. Dazu heißt es:

"Dieser Trend würde erfordern, dass die Strafverfolgungsbehörden über geeignetere und ausgefeiltere Werkzeuge verfügen, um zu erkennen, welche (Teile von) Audio-, Bild- und Videoinhalten Deepfakes sind."

Bedenken im Zusammenhang mit Kryptowährungen

Der IOCTA-Bericht von Europol weist auch auf bestimmte Aspekte des Krypto-Ökosystems hin, die zum Anstieg der Cyberkriminalität beitragen könnten. In erster Linie sind das Non-fungible Token (NFTs) und börsengehandelte Bitcoin -Fonds (ETFs).

Kriminelle haben bisher zwar noch keine brauchbaren Mittel gefunden, um mit NFTs groß angelegte Betrügereien durchzuführen, aber die Einführung von Bitcoin-ETFs könnte zu ihren Gunsten wirken, so Europol. Betrüger könnten das Aufkommen von ETFs im Zusammenhang mit Kryptowährungen ausnutzen, da Menschen, die keine umfassende Erfahrung mit Kryptowährungen haben, diese zunehmend im Internet sehen werden.

"Unternehmen, die Kryptowährungs-ETFs ausgeben, müssen auch große Reserven in Kryptowährungen halten. Das macht sie zu lukrativen Zielen für Betrüger."

Europol beschlagnahmte kürzlich Krypto-Vermögenswerte im Wert von 46 Millionen US-Dollar bei dem Kryptowährungsmixer ChipMixer wegen mutmaßlicher Geldwäsche.

ChipMixer-Website nach der Beschlagnahmung durch die Strafverfolgungsbehörden. Quelle: Europol

Der Blockchain-Ermittler ZachXBT hat bereits am 25. November 2022 behauptet, dass der/die Hacker der nicht mehr existierenden Kryptowährungsbörse FTX 360 BTC (5,9 Millionen US-Dollar) mit ChipMixer gewaschen haben, nachdem sie 372 Millionen US-Dollar erbeutet hatten.

Die beschlagnahmten Vermögenswerte umfassen insgesamt 1.909,4 BTC in 55 Transaktionen, die sich auf 44,2 Millionen Euro belaufen.

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