Der ehemalige Gouverneur der chinesischen Zentralbank (PBoC) findet, dass China „Vorsichtsmaßnahmen ergreifen sollte“, um sich gegen den Trend zu wehren, der mit der Facebook Kryptowährung Libra einhergeht.
Der chinesische Twitter-Nachrichtendienst CnLedger hatte am 9. Juli über die Äußerungen von Xiaochuan Zhou berichtet.
Zhou war von 2013 – 2018 als Vorsitzender der „Chinesischen Volksbank“ tätig. In diesem Zeitraum ist Peking gesetzlich sehr restriktiv gegen die Kryptobranche vorgegangen, was unter anderem auch das Generalverbot für Initial Coin Offerings (ICO) und eine strenge Kontrolle von Kryptobörsen zur Folge hatte.
Wie CnLedger nun berichtet, sieht der ehemalige Zentralbank-Chef Libra als Stellvertreter für einen globalen Trend. Demnach würden Stablecoins, die ähnlich wie die Facebook Kryptowährung aufgebaut sind, an Wichtigkeit hinzugewinnen. Eine der Hauptaufgaben dieser „wertstabilen“ Coins ist die Abwicklung des internationalen Zahlungsverkehrs, wobei besonders in Entwicklungsländern großer Bedarf nach einer einfachen und kostengünstigen Alternative besteht.
Gleichsam sieht Zhou für Libra allerdings auch noch große rechtliche Problemstellungen, wie die Einhaltung der Vorschriften zur Geldwäschebekämpfung und die sichere Verwahrung der Kundengelder. Letzteres ist problematisch, weil die Gelder nicht direkt vom Konzern verwahrt werden, sondern unmittelbar „auf“ der Blockchain liegen, was große Fragen über deren Besicherung aufwirft.
Des Weiteren stellt Zhou den Libra aber noch in einen größeren Zusammenhang und meint, dass „der Wert des Libras untrennbar mit dem US-Dollar zusammenhängt“, wodurch die amerikanische Währung ihre Vormachtstellung weiter ausbauen könne. Dementsprechend empfiehlt er der chinesischen Regierung, den Wert der eigenen Währung weiterhin möglichst hoch zu halten und deshalb etwaige Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, um sich dagegen zu wehren.
Der ehemalige Zentralbank-Chef blickt der Digitalisierung der Finanzmärkte nichtsdestotrotz positiv entgegen, so erklärt er gegenüber cnLedger abschließend:
„In der Zukunft könnte es eine internationale, globale Währung geben, die so stark ist, dass sie alle anderen großen Währungen dazu zwingt, sich eng an sie anzubinden. Das muss nicht zwangsläufig Libra sein, denn es wird immer mehr Unternehmen geben, die diese Währung erfinden wollen.“
Wie zuvor berichtet, lehnt Peking die Grundpfeiler der Krypto-Technologie, wie zum Beispiel Dezentralisierung und Anonymität, strikt ab, da die Regierung befürchtet, so die Kontrolle über Wirtschaft und Finanzsystem zu verlieren. Um dem entgegenzuwirken, wird auf mehreren Wegen versucht, die heimische Bevölkerung weitestgehend von den Kryptomärkten abzuschneiden.
Pan Gongsheng, der aktuelle Vize-Vorsitzende der chinesischen Zentralbank, hat derweil Secuirty Token Offerings (STO), eine alternative Methode der ICOs, offiziell als illegal eingestuft, da sich beide Investitionsmethoden immer noch großer Beliebtheit erfreuen. Dem möchte die Behörde mit dieser Ankündigung entgegenwirken.
Der amerikanische Kongress hat unterdessen Anhörungen zu Libra angesetzt, nachdem einige Parlamentarier zuvor einen vorübergehenden Stopp der Kryptowährung gefordert hatten. David Marcus, der Leiter des Facebook Krypto-Projekts, hat zuletzt in einem Brief versucht, die etwaigen Bedenken auszuräumen.
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