Bei einem vom Deutschen Bundestag durchgeführten Fachgespräch haben Experten und Institutionenvertreter vor möglichen Folgen von Facebooks geplanter Kryptowährung Libra gewarnt. Dies schreibt der Bundestag in einer Kurzmeldung des Parlaments vom 26. September.

Forderung nach Regulierung von Libra

Die geladenen Sachverständigen hätten bezüglich Libra “Klärungs- sowie teils erheblichen Regulierungsbedarf” angemeldet. Neben Facebook Libra seien auch Potentiale der Blockchain-Technologie im Allgemeinen und die Idee eines digitalen Zentralbankgeldes diskutiert worden.

Bezüglich Libra wird Benoît Coeuré, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB), mit den Worten zitiert, Facebooks Pläne seien ein "Wake-Up-Call" für Regierungen und Zentralbanken gewesen. “Das Vorhaben führe zu zahlreichen regulatorischen Herausforderungen, eine international kohärente Regulierung müsse angestrebt werden”. Es müsse das Prinzip "same business, same risk, same rules" gelten, habe der Zentralbanker betont.

Markus Becker-Melching vom Bundesverband deutscher Banken äußerte sich ebenfalls kritisch. “Sollte ein digitaler Euro direkt über die Zentralbanken offeriert werden, könne das den Sinn kurzfristiger Einlagen bei den Geschäftsbanken in Frage stellen und damit die Fähigkeit dieser Banken, kurzfristige Kredite zu vergeben”, habe der Bankenvertreter gewarnt.

Mahnende Stimmen von weiteren Experten

Weitere warnende Stimmen kamen von der Finanzmarktwissenschaftlerin Michaela Hönig von der Frankfurt University of Applied Sciences, Oliver Leistert von der Leuphana Universität Lüneburg und Ralph Bärligea von der Unternehmensberatung BearingPoint. Hönig habe etwa vor einer "systemischen Gefahr für den Finanzsektor" gewarnt, sollte Libra nicht umfassend reguliert werden.

In den USA fand unterdessen eine Anhörung mit Vertretern der Wertpapier- und Börsenkommission SEC statt. Libra-Chef David Marcus bestätigte, die Stablecoin in 2020 starten zu wollen.