Bei dem auf portable Mining-Lösungen im Cointainerformat ausgerichteten Schweizer Startup ist ein Streit zwischen den Gründern des Unternehmens und dem CEO ausgebrochen. Der Verwaltungsratschef Matthias Woestmann warf den durch die Trado GmbH an Envion beteiligten Gründern am 16. Mai im Handelsblatt die Hinterziehung von Millionenwerten des Unternehmens vor, worauf Mitgründer Laurent Martin am 17. Mai mit einer Videobotschaft antwortete, in welcher er Woestmann selbst des Betrugs bezichtigte.

Envion hatte im Januar ein Initial Coin Offering (ICO) für den EVN-Token durchgeführt, bei dem knapp 100 Millionen US-Dollar eingesammelt werden konnten. Das in der Schweiz ansässige Blockchain-Startup plant damit den Aufbau einer Art Container-Mining-Services, mit dem die für das Mining nötige Hardware leicht an Orte gebracht werden kann, an denen Strom gerade besonders günstig verfügbar ist.

Die Gründer hatten Matthias Woestmann als CEO des Unternehmens an Bord geholt und sind selbst nur über die externe Trado GmbH an dem Startup beteiligt, welche sich auf die technische Abwicklung konzentrieren soll. Wissmann wirft den Gründern jetzt die Veruntreuung von Millionenwerten des Unternehmens und die heimliche Erzeugung zusätzlichen Token vor.

Ursprünglich seien 100 Millionen Token vereinbart gewesen und er habe erst später bemerkt, dass mehr Token erstellt worden waren. Wie über Etherscan eingesehen werden kann, gibt es tatsächlich aktuell 127 Millionen EVN-Token. Seiner Bitte, die übrigen Token zu vernichten, seien die Gründer nicht nachgekommen, weshalb er inzwischen Strafanzeige gestellt habe.

Über eine Kapitalerhöhung wollte Woestmann offenbar den Gründeranteil drastisch senken, um die alleinige Kontrolle über das Startup zu bekommen. Da diese ihm ihre Stimmrechte überlassen hatten, konnten diese dagegen nichts unternehmen. Woestmann will die bei der ICO ausgegebenen Token gegen neue tauschen, um den von ihm bezichtigten Betrug durch zusätzliche Token wirkungslos zu machen.

Die Gründer haben ihm inzwischen den Zugriff zur Envion-Webseite und zu Facebook entzogen. Sie werfen Woestmann Betrug durch eine ungewollte Kapitalerhöhung vor, bei der ihre Anteile von zuvor 81 Prozent auf nur noch 33 Prozent verwässert worden seien. Er habe ihre Stimmrechte nur deshalb überschrieben bekommen, damit bei der Gründung Dinge schneller umgesetzt werden konnten. Die Kaptialerhöhung stelle daher einen Betrug dar. Woestmann hätte zudem versucht, Envion-Anteile ohne das Wissen der Gründer zu verkaufen.

Der Fall dürfte wohl jetzt die Gerichte beschäftigen. Die Krypto-Szene ist mit den Vorfällen bei Envion jedenfalls um eine weitere Betrugsepisode reicher, wer von beiden Seiten letztlich auch als Übeltäter überführt werden wird.

Zuletzt hatte ein angeblicher Betrugsfall bei Savedroid für Aufsehen gesorgt, welches sich letztlich als drastische PR-Aktion entpuppte. Im Krypto-Bereich gab es zuvor schon zahlreiche Betrugsfälle, bei denen es teilweise um hohe Millionensummen ging. Der jüngste große ICO-Betrug sorgte im April für Schlagzeilen. Zwei ICOs, die von derselben Firma in Vietnam betrieben wurden, sollen rund 32.000 Investoren um insgesamt 660 Millionen Dollar betrogen haben.

Melde dich bei unseren Sozialen Medien an, um nichts zu verpassen: X, YouTube, Instagram und Telegram – aktuelle Nachrichten, Analysen, Expertenmeinungen und Interviews mit Fokus auf die DACH-Region.