Frankreich will mit einem neuen Gesetz einen legalen Weg für Krypto-Unternehmen bahnen, um Investitionskapital über Token-Verkäufe (ICOs) zu beschaffen. Damit will sich das Land als Vorreiter der Branche etablieren.

„Frankreich geht voran“

Wie Reuters am 16. Juli berichtet, sind die entsprechenden Gesetzesänderungen bereits verabschiedet und sollen ab Ende Juli in Kraft treten. Dadurch wird Krypto-Unternehmen die Möglichkeit eröffnet, sich selbstverpflichtend den gesetzlichen Bestimmungen hinsichtlich Kapitalbedarf, Anlegerschutz und Steuerrecht zu unterwerfen, wofür es im Gegenzug von den Behörden Grünes Licht für die innovative Finanzierungsmethode geben soll.

Anne Marechal, die Leiterin der Rechtsabteilung der französischen Finanzmarktaufsicht AMF, geht davon aus, dass dieser progressive Ansatz Frankreich zu einem der Vorreiter in der Kryptobranche machen wird. Dahingehend erklärt sie:

„Frankreich geht voran. Wir haben einen gesetzlichen Rahmen geschaffen und sind bereits mit drei bis vier Unternehmen wegen der Zulassung von Token-Verkäufen in Gesprächen.“

Im Zusammenhang mit den sogenannten „Initial Coin Offerings“ ist die Aufsichtsbehörde auch an Kryptobörsen und Investoren herangetreten, wie Marechal durchsickern ließ.

Das Bedürfnis nach Regulierung der Kryptomärkte scheint durch den momentanen Wirbel um Facebook Libra entfacht worden zu sein, wie Reuters vermutet. Zuvor hatte es in der Branche bisher wenig rechtliche Klarheit gegeben.

Das französische Vorpreschen ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass das Land momentan den Vorsitz der G7 bekleidet. Außerdem ist heute ein Treffen der G7-Finanzminister in der französischen Stadt Chantilly geplant, wobei davon auszugehen ist, dass sich die Finanzminister in ihrer Kritik zu Facebook Libra weitestgehend einig sind.

Krypto-Regulierung ist für Unternehmen ein Roulette-Spiel

Das Bedürfnis nach gesetzlicher Regulierung ist in der Kryptobranche allerdings ambivalent. Obwohl einige Stimmen davon ausgehen, dass dadurch die Legitimität und Akzeptanz verbessert werden könnte, befürchten andere, dass es zu einschneidenden Restriktionen kommt. Viele Unternehmen pochen zumindest auf gesetzliche Klarheit und wandern deshalb in Länder ab, die sich bereits mit der Thematik auseinandergesetzt haben.

So zum Beispiel Frederic Montagnon, der mit seinem in New York ansässigen Unternehmen LGO entschieden hat, den eigenen Token-Verkauf zur Beschaffung von Investitionskapital lieber in Frankreich abzuhalten:

„Wenn man Unternehmer ist, ist das Schlimmste, was einem passieren kann, dass man sein Unternehmen in einer Region ansiedelt, in der es zunächst keine entsprechenden Vorschriften gibt, die dann hinterher aber Gesetze einführt, die dein Geschäft gefährden.“

Die Kryptomärkte reagieren scheinbar selbst auf die Ankündigung von verstärkten Regulierungsbemühungen schon stark. So hatte das Weiße Haus gestern offizielle Kritik an Bitcoin geübt, woraufhin dessen Kurs stark abgefallen ist.

Der französische Wirtschaftsminister Le Maire hatte vor ein paar Wochen wiederum die Facebook Kryptowähurng Libra kritisiert, da er befürchtet, dass sich der Social-Media-Konzern damit auf „das Hoheitsgebiet der Nationalstaaten begibt“, was die Herausgabe von Währungen angeht.

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