In einer für das europäische Parlament erstellten Analyse haben die Wirtschaftsforscher des Kieler Instituts für Weltwirtschaft digitale Zentralbankwährungen als Chance für ein stabileres Finanzsystem eingestuft und gleichzeitig Kryptowährungen eine Absage erteilt. Der am 26. Juni online veröffentlichte Text dient als Orientierungshilfe für den am 9. Juli im ECON-Kommitee des EU-Parlaments angesetzten “Monetary Dialogue”.

In ihrer Analyse grenzen die Kieler Wissenschaftler digitale bzw. virtuelle Währungen von Kryptowährungen wie Bitcoin ab. Letztere stellten nach ihrem technischen Stand keine wirkliche Alternative zu klassischen Zentralbankwährungen dar, so die Forscher:

“Kryptowährungen wie Bitcoin können derzeit die traditionellen Währungen nicht annähernd ersetzen. Die verfügbare Technologie ist hinsichtlich der Skalierbarkeit stark eingeschränkt.   Insbesondere wäre es unerschwinglich, auch nur einen geringen Teil der Transaktionen, die jetzt über traditionelle Währungen abgewickelt werden, über Kryptowährungen abzuwickeln.”

Statt als Tauschmittel würden Kryptowährungen und verwandte Vermögenswerte bisher in erster Linie als Vehikel für Finanzspekulationen genutzt. Da ihnen kein fester Wert zugrunde läge, könnten sie nicht auf rationale Art bewertet werden. Dies würde wiederum starke Kursschwankungen zur Folge habe, welche wiederum weitere Spekulanten anlocken würden. Mangelnde Regulierung verstärke durch Intransparenz diesen Effekt zusätzlich.

In Bezug auf von Zentralbanken herausgegebenen Digitalwährungen sehen die Kieler Wirtschaftswissenschaftler hingegen durchaus Chancen, auch wenn diese durch den damit verbundenen Bedeutungsverlust von klassischen Bankkonten “disruptiv” sein könnten. Dies könne aber auch als Chance verstanden werden.

“Um eine immer wiederkehrende Instabilität des Bankensystems zu vermeiden, würden Geschäftsbanken zuverlässigere Finanzierungsquellen als Einlagen finden müssen. Da der Mindestreservecharakter des derzeitigen Bankensystems eine wichtige Quelle der Instabilität sein kann, ist eine solche disruptive Veränderung nicht unbedingt eine schlechte Entwicklung, sondern könnte schließlich den Weg für ein stabileres Finanzsystem ebnen.”

Weltweit liebäugeln bereits einige Zentralbanken mit der Einführung eigener Digitalwährungen. Die Thailändische Zentralbank hat sich diesbezüglich geäußert, ebenso die Zentralbank de Bahamas und im Mai dieses Jahres sogar ein Direktor der Bank of England, welche im internationalen Währungssystem als Schwergewicht gilt.

Melde dich bei unseren Sozialen Medien an, um nichts zu verpassen: X, YouTube, Instagram und Telegram – aktuelle Nachrichten, Analysen, Expertenmeinungen und Interviews mit Fokus auf die DACH-Region.