Dieser Artikel enthält keine Anlageberatung oder Investment-Empfehlungen. Jedes Investment birgt Risiken und Sie sollten Ihre eigenen Recherchen durchführen, bevor Sie eine Entscheidung treffen.

In einer Welt, in welcher der Schutz unserer Privatsphäre ständig bedroht zu sein scheint, stellt auch der Kauf von Kryptowährungen keine Ausnahme dar. Als die Märkte noch jung waren mit einer unbedeutenden Anzahl an Nutzern und Börsen, waren die Formalitäten zur Identifikation von Nutzern noch nicht wirklich ausgeprägt. Im Laufe der Jahre hat sich die Situation jedoch verändert.

Harsche Kritik an der Anonymität vieler Bitcoin-Nutzer und das teilweise fälschlicherweise angenommene Risiko, dass Kryptowährungen zur Geldwäsche und für andere illegale Aktivitäten genutzt werden, haben die Aufmerksamkeit internationaler Regulatoren geweckt.

Ist Krypto anonym?

Während des letzten AMA-Meetings mit Bill Gates, fragte wir ihn zu seiner allgemeinen Meinung zu Kryptowährungen und er gab als Antwort:

"Das Hauptmerkmal von Kryptowährungen ist ihre Anonymität. Ich glaube nicht, dass das eine gute Sache ist. Die Fähigkeit [der Regierung] Geldwäscher, Steuerhinterzieher und Terrorfinanzierungen aufzuspüren - das ist eine gute Sache."

Edward Snowden auf der anderen Seite beschreibt Zcash (eine Kryptowährung, die Verschlüsselungstechniken nutzt, um den Nutzern mehr Privatsphäre zu ermöglichen) als "die interessanteste Alternative zu Bitcoin" und fügt hinzu:

"Bitcoin ist großartig, aber wenn es nicht privat ist, ist es nicht sicher."

Die zunehmende Verbreitung von Kryptowährungen und der konstante Anstieg im totalen Handelsvolumens haben die Aufmerksamkeit verschiedener nationaler und internationaler Autoritäten auf sich gezogen. Am 31. Dezember 2015 belief sich das tägliche Handelsvolumen von Kryptowährungen auf etwa 37,3 Mio. Euro. Zwei Jahre später, ebenfalls gemessen am 31. Dezember des Jahres 2017, war es auf 9.847,8 Mio. Euro angewachsen, was einen Anstieg von 26.283 Prozent darstellt.

Absolute Marktkapitalisierung

Image source: Coinmarketcap

Regulation - staatliche Initiativen

USA

In den Vereinigten Staaten von Amerika müssen Plattformen Anti-Geldwäsche- (AML) und Know-Your-Customer-(KYC)-Standards einhalten. Diese AML/KYC-Regeln sollen Maßnahmen verstärken, die der Prävention, dem Aufspüren und der Verfolgung von Geldwäsche- und Terrorfinanzierung-Delikten dienen. Dafür müssen die Entitäten schriftlich Programme zur Identifizierung ihrer Kunden festhalten. Diese haben unter anderem folgende Zielsetzungen:

  • Vollständige Kundenidentifizierungsinformationen von jedem Kunden vor der Kontoeröffnung.
  • Verifizierung der Identität von jedem Kunden innerhalb einer angemessenen Zeitspanne vor oder nach der Kontoeröffnung.
  • Erstellung und laufende Speicherung von allen Informationen, die im Laufe der Identitätsverifizierung erhoben wurden.
  • Verifizierung
  • Überprüfung, ob ein Kunde auf einer Liste bekannter oder mutmaßlicher terroristischer Organisationen verzeichnet ist, die vom US-Finanzministerium bestimmt wurden, innerhalb einer angemessenen Zeitspanne vor oder nach der Kontoeröffnung.

Europäische Union (EU)

In der EU müssen sich Tausch-Plattformen internationalen Standards unterwerfen, die von der Arbeitsgruppe Finanzielle Maßnahmen gegen die Geldwäsche (FATF) festgelegt und durch nationalen Regeln spezifiziert und/oder ergänzt werden. Die Rahmenbedingungen der FATF verbieten es der betroffenen Entität, anonyme Konten oder Konten unter einem falschen Namen zu halten. Die Institutionen müssen ihrer Sorgfaltspflicht bei der Kundenüberprüfung nachkommen, wenn:

  • Geschäftliche Beziehungen geschlossen werden.
  • Wenn vereinzelte Transaktionen oberhalb der gesetzten Grenze durchgeführt werden (15.000 USD/EUR).
  • Der Verdacht auf Geldwäsche oder Terrorfinanzierung besteht.
  • Die finanzielle Institution an der Wahrhaftigkeit oder Angemessenheit der zuvor erhobenen Kundendaten zweifelt.

Asien

Da viele asiatische Länder an der FATF mitwirken, trifft das Regelwerk auch auf sie zu. In Südkorea, das eine der größten Bitcoin-Börsen beherbergt, haben Kryptowährungen im Laufe des Jahres bei internationalen Investoren deutlich an Attraktivität gewonnen. Im Zuge dessen wurde kürzlich das anonyme Handeln mit Krypto verboten. Ferner müssen die jeweiligen Krypto-Identitäten Maßnahmen zur angemessen Verifizierung ihrer Kunden einführen.

Ein offizieller Vertreter Japans gab am 13. März zu Protokoll, dass das Land seine G20-Mitspieler dazu anhalten werde, ihre Bemühungen zur Verstärkung von Schutzmaßnahmen vor Geldwäsche durch Krypto zu verstärken. Die Deadline für die Veröffentlichung von Empfehlungen, die Kryptowährungen global zu regulieren sei, wurde im Zuge des Treffens auf Juli festgelegt.

Umsetzung des Regelwerkes

Die Implementation dieser Regeln wurde auch vom International Monetary Fund (IMF) befürwortet. Die Leiterin Christine Lagarde erkennt das Potenzial von Blockchain-Technologien befürwortend an und lobt die Arbeit der FATF. Sie bringe "nützliche Hinweise für Länder zur Umgangsweise mit Kryptowährungen und elektronischen Vermögenswerten".

Inzwischen müssen Tauschbörsen weltweit Schritte und Prozesse in ihr Geschäft einbauen, die sicherzustellen, dass sie dem AML/KYC-Standards ordnungsgemäß nachkommen und neue Klienten müssen einen Identität-Verifikation-Prozess durchlaufen.

Coinbase, eine beliebteste Kryptowährung-Tauschbörsen, bei der Nutzern Bitcoin, Ethereum und andere digitale Wertanlagen tauschen können, verlangt, das neue Klienten einen solchen Prozess durchlaufen.

In einigen Fällen sind die Schritte des Verifikationsverfahren unterschiedlich, je nachdem, welchen Service der Kunde benutzt. Auch die Plattform Kraken, ein Unternehmen, das 2011 gegründet wurde und in San Francisco sitzt, erwartet verschiedene Schritte von seinen Kunden im Zuge des Verifikationsverfahren, die von den Dienstleistungen abhängen, die der Kunde in Anspruch nimmt. Die Schritte beginnen mit 'Tier 0' für jene Kunden, die sich nur auf der Plattform umschauen, aber nichts einzahlen, nichts abheben und keine Transaktionen durchführen können und erfordert nur eine E-Mail-Adresse. Der umfassendste Schritt ist 'Tier 4', der das Hochladen einer staatlich ausgestellten ID, einer aktuellen Wohnsitzbestätigung, einer unterschriebene Bewerbungsform sowie ausgefüllte KYC-Dokumente erfordert.

Anonymen Handeln ist weiterhin möglich

Trotz der regulatorischen Bemühungen ist das anonyme Handeln weiterhin möglich, hauptsächlich durch

1) Peer-to-Peer (P2P) Handelsplattformen, die es Nutzern ermöglichen, Bitcoin gegen Lokalwährungen durch Transaktionen direkt zwischen zwei Nutzern einzutauschen.

Ein Beispiel ist Localbitcoins, eine Plattform über die Nutzer Werbungen schalten können, mit angegebene Tauschraten und Zahlungsmethoden für Käufer oder Verkäufer von Bitcoins. Ein interessierter Käufer kann auf die Anzeige antworten und zustimmen, die Person entweder persönlich zu Treffen und mit Cash zu bezahlen, oder man einigt sich auf eine online Transaktion.

2) Dezentralisierte Börsen, die integriert in Bitcoin-Wallets dabei helfen, lokale Geschäfte zwischen Käufer und Verkäufer abzuwickeln. Mycelium Local Trader beispielsweise hilft dabei, den Handel zwischen beiden Parteien zu arrangieren, die Transaktion zu managen und kalkuliert zu Renommee-Ratings, die auf den geschlossenen Transaktionen basieren.

Diese Plattformen benötigen keine ID oder sonstige persönliche Informationen - zum Anmelden reicht eine E-Mail-Adresse aus.

Abgesehen von Plattformen online, erlauben Bitcoin-Geldautomaten einer Person, Bitcoin und Bargeld zu tauschen. Einige Bitcoin-Automaten funktionieren zweidirektional und erlauben sowohl den Kauf von Bitcoin als auch die Einwechselung von Bitcoin für Bargeld. Eine weitere Funktion der Bitcoin-Automaten ist das Senden von Bargeld zwischen zwei Personen in verschiedenen Ländern. Die Verbreitung dieser Automaten beschränkt sich auf die Hauptarterien des Bitcoin-Handels. Zurzeit stehen sie in 65 Länder in den wichtigsten Städten und Standorten.

Risiken und Korrelationen zwischen der Einfachheit eines Kaufes und Anonymität.

Anonymes Handeln birgt Risiken. Das erste Risiko könnte mit der Verwendung von Bargeld zur Abwicklung der Transaktionen über Peer-to-Peer-Plattformen zusammenhängen. Der direkte Bargeldaustausch zwischen unbekannten Käufern und Verkäufern birgt Sicherheitsrisiken, die durch das Feedbacksystem der Nutzer nur teilweise abmildert werden können.

Das zweite Risiko bezieht sich auf Betrug. Durch das Fehlen einer zentralen Entität, die als Marktregler fungiert, kann den beiden Parteien nicht garantiert werden, dass die Transaktionen erfolgreich abgeschlossen werden. Ein Forum von LocalBitcoins widmet sich diesem Problem, indem suspekte Nutzer permanent durch andere signalisiert werden.

Das dritte Risiko könnte mit dem immer enger werdenden Rahmen aus Regulierungen zu tun haben, der sich um Krypto-Märkte legt. Am 23. Februar hatte die FATF angekündigt, dass sie "ihre Bemühungen zum Verständnis des Missbrauchs und des Risikos virtueller Währungen verstärken wird". Kurze Zeit darauf, am 7. März, erließ die US-Börsenaufsicht SEC ein Gesetzt, dass sich Plattformen, die mit digitalen Vermögenswerten handeln, sich bei der Agentur registrieren.

Dezentralisierte Regulation

Da der Handel mit Kryptowährungen noch in den Kinderschuhen steckt, sind auch die Regeln rund um die Identifikation der Nutzer noch nicht einheitlich und einige Länder sind strenger als anderen. Die USA und die EU sind Vorreiter auf dem Gebiet mit ihren Anforderungen an Krypto-Plattformen, sich an AML/KYC-Standards zu halten.   

P2P-Transaktionen und die Nutzung von automatischen Diensten erlaubt interessierten Nutzern weiterhin, zumindest bis zu einem bestimmten Punkt hin, ihre Transaktionen abzuschließen, ohne private Daten freigeben zu müssen.

Internationale Vollstrecker sind ebenfalls auf dem Vormarsch in die Krypto-Sphäre. Wie Ryan Schoen, leitender Analyst für Finanzdienstleistungen bei Washington Analysis, gegenüber CNBC sagte :

"Ich denke, der nächste Schritt hier wird das Versenden von Zwangsvorladungen an Börsen, wenn damit nicht schon begonnen wurde."

Infolgedessen könnte auf kurze Sicht erwartet werden, dass nationale und internationale Behörden den Regulierungsrahmen für den Handel mit Börsenplattformen und Kryptowährungen weiter intensivieren.