Eine am 12. Juli veröffentlichte Studie der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hält die Einführung des digitales Euros als digitale Zentralbankwährung (CBDC) für wahrscheinlich.

Kampf um Vorherrschaft im Zahlungsverkehr

Wie der LBBW-​Analyst Guido Zimmermann schreibt, sei unter Staaten, Zentralbanken und Big-Tech-Firmen ein Wettrennen um die monetäre Vorherrschaft im Zahlungsverkehr zu erwarten. 

“Eine Entscheidung für einen Digitalen Euro seitens der EZB sehen wir daher als notwendig an, auch wenn es entscheidend darauf ankommt, dass das Design stimmt, will man nicht unbeabsichtigte negative Konsequenzen in Zukunft tragen”, heißt im Fazit der 28-seitigen Analyse “Kein Blockchain-​Geld für den Euroraum”.

Der von der Studie vorhergesagte Start einer ersten Designphase für den digitalen Euro durch die EZB hat sich mittlerweile bewahrheitet. In einer sogenannten “Untersuchungsphase” für den digitalen Euro will die Eurogruppe darin eine digitale Währung entwerfen, die sich an den "Präferenzen der Nutzer und der technischen Beratung durch Händler und Vermittler” orientiere.

Für die kommenden Jahre sagt die LBBW-Studie zudem die Emission einer Retail-CBDC im Rahmen einer Public-Private-Partnership mit Banken und Sparkassen voraus. Möglich sei zudem, “dass im Interbankenhandel auf Grundlage einer DLT auch irgendwann eine Wholesale-CBDC begeben wird”, so die Studie weiter.

Dies werde seitens der Zentralbanken und damit auch von der EZB bislang nicht priorisiert. “Synthetische Wholesale-CBDC, Giralgeld-Token oder Trigger- bzw. Brückenlösungen seitens der Banken zwischen alten und neuen Zahlungsverkehrssystemen” seien aber sehr wahrscheinlich und auch notwendig. Formen eines privaten digitalen Euro (sCBDC) und Trigger-Lösungen könnten “komplexe Lösungen in der Industrie 4.0, im B2B-Bereich oder bei Machine-to-Machine-Zahlungen (M2M) ermöglichen”.

Das Geschäftsmodell bestimmter Banken, die ihr Angebot nicht rechtzeitig um benutzerfreundliche Apps, digitale Wallets und “Tresore” zur Nutzung von CBDC erweitern, sieht die Studie als bedroht. Den Banken insgesamt würde zudem ein gewisser Teil an Einlagen verloren gehen, welche durch Finanzierung am Kapitalmarkt kompensiert werden müsste.

Kreditwirtschaft fordert CBDC-Ökosystem

In Bankenkreisen hält man die Einführung des digitalen Euro nur noch für eine Frage der Zeit, wie ein Anfang Juli veröffentlichtes Grundlagenpapier nahelegt. In dem Text beschreiben Fachleute der fünf kreditwirtschaftlichen Spitzenverbände in Deutschland ein über eine digitale Zentralbankwährungen (CBDC) hinaus reichendes “Ökosystem” für den digitalen Euro. Dieses müsse eine CBDC um einen Giralgeld-Token und eine sogenannte Triggerlösung ergänzen.