Haruhiko Kuroda, der Chef der japanischen Zentralbank (BOJ), gibt an, dass es in seinem Land keinerlei Nachfrage nach einer Zentralbank-Digitalwährung (CBCD) gibt.

In einer Rede, die er am 4. Dezember auf einer Konferenz der heimischen Finanzindustrie gehalten hat, ging Kuroda auf die Herausforderungen ein, die sich durch globale Stablecoins und Zentralbank-Digitalwährungen ergeben. Allerdings sieht er für Japan deshalb trotzdem keine Notwendigkeit, eine eigene CBDC herauszugeben:

„In Japan wird die Bargeldmenge weiterhin erhöht und es scheint momentan nicht so, als ob es aus der Bevölkerung überhaupt eine Nachfrage nach einer Zentralbank-Digitalwährung gibt. Nichtsdestotrotz hat die japanische Zentralbank dahingehend schon technische und rechtliche Untersuchungen angestellt, um bereit zu sein, falls es in der Zukunft eine entsprechende Nachfrage geben sollte.“

Zentralbank wirbt für private Digitalwährungen

Obwohl der Zentralbankchef momentan also keinen Anlass sieht, eine eigene Digitalwährung herauszugeben, räumt er ein, dass es „eine große Bandbreite an digitalen Währungen gibt, die in Yen gehandelt werden“. Die Zentralbank befürwortet die Nutzung solcher Digitalwährungen und fordert, dass diese soweit verbessert werden sollten, dass sie einer CBDC möglichst nahekommen.

Um die Entwicklung solcher Digitalwährungen zu fördern, will die Zentralbank, für die Nutzung von Onlinezahlungen werben und sicherstellen, dass es eine bessere Interoperabilität zwischen den einzelnen Zahlungsdienstleistern gibt. Im Oktober hat die Zentralbank darum ein Bonusprogramm eingeführt, dass Verbraucher dafür belohnt, wenn sie Onlinezahlungen nutzen.

Stablecoins müssen Risiken adressieren

Im Hinblick auf Stablecoins ist die japanische Zentralbank allerdings viel vorsichtiger, wie Kurod erklärt:

„Globale Stablecoins wie Facebook Libra könnten zwar ein tolles Zahlungsmittel für die Verbraucher sein, aber nur wenn sie rechtlich wasserfest und technisch sicher sind. Die Verbraucher werden letztendlich nur in den Genuss von globalen Stablecoins kommen, wenn im Voraus alle Risiken hinsichtlich Geldwäsche, Cybersicherheit, Datenschutz und Anleger- bzw. Verbraucherschutz adäquat adressiert werden.“

Dementsprechend lehnt Kuroda es auch ab, dass globale Stablecoins auf den Markt gebracht werden, ehe diese Fragen restlos geklärt sind. In diesem Zusammenhang sieht er es als wichtig an, dass Regierungen und Finanzbehörden der ganzen Welt kooperieren, um die globale Finanzstabilität aufrecht zu erhalten.

Andere Länder sind derweil schon viel weiter, was die Herausgabe einer eigenen Digitalwährung angeht. So hat das Blockchain-Startup LifeLabs zum Beispiel gestern angekündigt, dass es die offizielle Digitalwährung der Britischen Jungferninseln entwickeln wird, die an den US-Dollar angebunden sein soll.