Die Norges Bank hat ihren jährlichen Financial Infrastructure Report veröffentlicht, in dem sie einen beträchtlichen Teil dem Thema Kryptowährungen widmet. In diesem Zusammenhang wirft die norwegische Zentralbank auch die Frage auf, ob sich das Land bloß an den internationalen Vorgaben zur Krypto-Regulierung orientieren oder selbst aktiv werden soll.

So wird die neue Krypto-Regulierung der Europäischen Union (EU) – die sogenannten Markets in Crypto-Assets (MiCA) – voraussichtlich in ein bis zwei Jahren in Kraft treten und „wahrscheinlich auch für Norwegen greifen“. Allerdings wird „das norwegische Finanzministerium bis dahin prüfen müssen, ob das Gesetz für den gesamten Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gilt und wie es in Norwegen umgesetzt werden könnte“, so die Norges Bank. Norwegen ist nämlich nur Teil des EWR, nicht der EU.

Zudem könnten die MiCA nicht die gesamten Regulierungsbedürfnisse des Landes abdecken, wie die Zentralbank weiter zu bedenken gibt:

„Derart spezifische Regulierungen erfassen oftmals nicht die Risiken, die sich aus neuen technischen Entwicklungen ergeben, und können deshalb unzureichend sein.“

Dahingehend verweist das Finanzinstitut auf die fehlende Berücksichtigung der Dezentralisierten Finanzdienstleistungen (DeFi) in den MiCA.

Die Qualität von Regulierung habe zudem einen psychologischen Effekt, weshalb es „notwendig ist, dass die Wahrscheinlichkeit entdeckt zu werden, ausreichend hoch ist“. Dies ist zwar in erster Linie das Aufgabengebiet der Aufsichtsbehörden, dennoch will die Zentralbank bei derartigen Überlegungen helfen.

Darüber hinaus warnt die Norges Bank, dass die in der MiCA formulierten Vorgaben womöglich auf die nationalen Interessen der EU-Mitgliedsstaaten zugeschnitten sind, die Norwegen nicht zwangsläufig teilen muss. „Die norwegische Regierung sollte prüfen, ob sie lieber selbst schnell aktiv wird oder auf die internationale Regulierung wartet“, wie es dahingehend in dem Report heißt.

Sollte sich die Regierung für das Abwarten entscheiden, könnten „privatwirtschaftliche Unternehmen“ bis dahin ungewollten Einfluss auf die norwegische Regulierung nehmen, zum Beispiel bei der Besteuerung von Kryptowährungen.

Jedoch wirft die Zentralbank abschließend ein, dass die Neuartigkeit von Krypto eine gute Regulierung erschweren könnte, weshalb nur schwer zu prognostizieren sei, zu welchem Grad die Kryptobranche effektiv reguliert werden kann.

Des Weiteren legt die Norges Bank in ihrem Bericht offen, dass sie weiterhin an einer Zentralbank-Digitalwährung (CBDC) forschen will und gegen Ende des Jahres ihre Ergebnisse vorlegen wird.