Die Norges Bank, die Zentralbank Norwegens, kommt zu dem Ergebnis, dass die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) „zum jetzigen Zeitpunkt nicht gerechtfertigt ist“, was ein klares Signal dafür ist, dass das Land vorerst keine Notwendigkeit für eine eigene staatliche Digitalwährung (weder Retail noch Wholsesale) sieht.
Die Zentralbank erklärte am Mittwoch entsprechend, dass das bestehende Zahlungssystem Norwegens bereits sichere, effiziente und kostengünstige Transaktionen ermögliche, sodass kurzfristig kein Bedarf für eine CBDC bestehe. Dennoch bleibt die Bank offen für die Einführung einer CBDC in der Zukunft.
„Die Norges Bank ist zu dem Schluss gekommen, dass die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung derzeit nicht gerechtfertigt ist“, sagte Ida Wolden Bache, Gouverneurin der norwegischen Zentralbank. „Der Bedarf nach einer solchen Währung kann sich jedoch in Zukunft ändern.“
Bache fügte hinzu, dass die Zentralbank bereit sei, in Zukunft eine CBDC einzuführen, falls dies für die Aufrechterhaltung eines effizienten und sicheren Zahlungssystems erforderlich werde.
Norwegen lässt sich Hintertür offen
Die Haltung der Zentralbank folgt auf mehrere Jahre des Experimentierens mit CBDC-Modellen in den Bereichen Retail und Wholesale, darunter auch Tests mit tokenbasierten Abrechnungen auf Blockchain-Infrastruktur.
Im Jahr 2023 beteiligte sich die Norges Bank auch am Projekt Icebreaker, einem Versuch, neue Architekturen für grenzüberschreitende CBDC-Transaktionen für den Retail-Gebrauch zu erforschen. Im Jahr 2024 betonte Kjetil Watne, Projektleiter für das CBDC-Projekt der Norges Bank, gegenüber Cointelegraph, dass die CBDCs, sofern sie ausgegeben würden, neben Bargeld und anderen digitalen Währungen bestehen würden.
Zur Erklärung: Retail-CBDCs sind Zentralbank-Digitalwährungen, die von der breiten Öffentlichkeit bzw. privaten Nutzern und Endverbrauchern direkt als Zahlungsmittel genutzt werden können, wohingegen Wholesale-CBDCs digitale Zentralbankwährungen sind, die nur für die Abwicklung von Transaktionen zwischen Finanzinstituten gedacht sind.
In ihrer jüngsten Mitteilung erklärte die Zentralbank, dass Wholesale-CBDCs zwar letztendlich die Interbank-Zahlungsabwicklung modernisieren könnten, die Vorteile jedoch noch nicht erwiesen seien und es keine ausgereifte Infrastruktur oder Standards gebe, die eine sofortige Einführung sinnvoll machen würden.
„Viele Zentralbanken befassen sich mit CBDCs, und das Eurosystem erwägt die Einführung eines digitalen Euro. Entsprechende Standard-IT-Systeme oder Standards für solche Systeme gibt es allerdings noch nicht“, schrieb die Zentralbank.
Die Norges Bank führte aus, dass die Einführung von CBDCs durch Zentralbanken allerdings eine Zusammenarbeit im Bereich der Infrastruktur ermöglichen könnte, was darauf hindeutet, dass die Zentralbank die Idee der CBDCs nicht vollständig verworfen hat.
Sie fügte hinzu, dass es die Möglichkeit prüfen werde, CBDC-Lösungen und -Standards des Eurosystems zu nutzen.
Digitaler Euro könnte schon 2029 kommen
Die Europäische Zentralbank (EZB) ist kürzlich zur nächsten Phase des digitalen Euro übergegangen. Sie schätzt, dass die Ausgabe der Euro-CBDC im Jahr 2029 beginnen könnte, abhängig davon, ob bis dahin ein geeigneter Rechtsrahmen geschaffen werden kann.
Am 30. Oktober meldete die EZB, dass Pilotprojekte für die geplante CBDC im Jahr 2027 beginnen könnten, sofern die Gesetzgebung bis 2026 geklärt ist. Damit wäre das Eurosystem in der Lage, sich auf eine mögliche erste Ausgabe im Jahr 2029 vorzubereiten.