Laut einem gemeinsam am 28. Juni veröffentlichten Reports der Unternehmensberatung PwC und der Schweizerische Crypto Valley Association boomt die Kapitalbeschaffung durch Initial Coin Offerings (ICO) trotz Kursverfall bei Bitcoin und Co. weiter und hat im ersten Halbjahr 2018 neue Rekordwerte erreicht.

Wie die Autoren des ICO-Reports in Erfahrung gebracht haben, haben ICOs alleine zwischen Januar und Mai 2018 doppelt so viel Kapital abgeschöpft, wie im gesamten Rekordjahr 2017. PwC schreibt dazu in einer begleitenden Pressemitteilung:

“Insgesamt wurden seit Anfang Jahr 537 ICOs mit einem Gesamtvolumen von über 13.7 Mrd. USD durchgeführt. Zum Vergleich: 2017 gab es insgesamt 552 ICOs mit einem Volumen von etwas mehr als 7.0 Mrd. USD. Auch die durchschnittliche Größe eines ICOs hat sich gegenüber dem letzten Jahr von ca. 12.8 Mio. USD auf über 25.5 Mio. USD beinahe verdoppelt.”

Besondere Erwähnung finden die ICOs von Telegram und EOS, welche beide die Milliardengrenze gesprengt hätten. Telegram habe durch seine ICO 1,7 Milliarden US-Dollar einnehmen können und bei EOS seien es mit 4,1 Milliarden US-Dollar sogar mehr als doppelt so viel gewesen.

Laut dem ICO-Report profitiere vor allem die Schweiz mit ihrem “Crypto Valley” Zug von einer konsequenten Ausrichtung auf Blockchain- und Fintech-Startups. Im ersten Halbjahr 2018 seien zehn neue Projekte in die Liste der Top 15 eingestiegen, von denen sechs aus der Schweiz kämen.

Die Schweiz sei inzwischen neben den USA und Singapur einer der drei wichtigsten ICO-Hubs weltweit, was auch Fortschritten bei der Regulierung geschuldet sei. Großbritannien habe jüngst aber ebenfalls “stark an Terrain gewonnen”.   Kleinere Länder und Stadtstaaten wie Hongkong, Gibraltar, Malta oder Liechtenstein seien ebenfalls auf den Zug aufgesprungen und kopierten die Krypto-freundlichen Modelle Singapurs sowie der Schweiz.

Bezüglich Regulierung konnten die Autoren drei verschiedene Ansätze identifizieren, welche weltweit aktuell verfolgt werden.

“Die USA setzt auf ein zentralisiertes System, in dem sämtliche durch ICO angebotene Tokens als Wertschriften gehandelt werden. In Europa setzt sich dagegen eine differenzierte Regulierung durch. Die FINMA beispielsweise klassifiziert Tokens in drei Unterarten: Wertschriften, Zahlungsmittel oder  «Utility Tokens», die keine eigentliche Investition darstellen, sondern dem Käufer direkt Zugang zum Produkt oder Service des ICOs ermöglichen. In Asien schließlich ist die Regulierung sehr heterogen und reicht vom strikten Verbot bis zur aktiven Förderung von ICO-Projekten.”

Während sich der seit Winter in einer Baisse befindliche Kryptosektor um Bitcoin und Co. immer noch keinen Boden gefunden hat, kann das Geschäftsmodell ICO weiterhin erfolgreich wachsen. Jüngst vom Branchenverbands der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche veröffentlichte Zahlen deuten in eine ähnliche Richtung, auch wenn weiterhin IT-Startups den klassischen Börsengang durch eine IPO einem ICO vorziehen.