Die Anklage der SEC gegen den Krypto-Zahlungsdienstleister Ripple, der zugleich Herausgeber der viertgrößten Kryptowährung XRP ist, könnte weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Kryptobranche haben.
Am 29. Januar hat Ripple Labs den offiziellen Widerspruch auf die Anklageschrift der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht. Darin bekräftigt Ripple erneut, dass es sich bei XRP nicht um eine Aktie des Unternehmens handelt, weshalb die Kryptowährung nicht in den Zuständigkeitsbereich der Aufsichtsbehörde fallen würde. Bei seiner Verteidigung scheut der Krypto-Zahlungsdienstleister scheinbar auch nicht davor zurück, die gesamte Kryptobranche miteinzubeziehen.
Ein Sprecher von Ripple erklärt in diesem Zusammenhang gegenüber Cointelegraph:
„Die SEC hat zwei Gewinner ausgewählt und ignoriert, dass es noch eine ganze aufkeimende Branche gibt, die viel größer ist als nur Bitcoin und Ether. Wir haben deshalb einen Antrag auf Informationsoffenlegung gestellt, in dem wir die SEC auffordern, deutlich zu machen, wie sie zu der Entscheidung gekommen ist, dass es sich bei Ether nicht um ein Wertpapier handelt.“
Der Antrag zur Informationsoffenlegung beruft sich auf den sogenannten „Freedom of Information Act“ (FOIA), also ein amerikanisches Gesetz, das Informationsfreiheit garantiert und der Öffentlichkeit die Möglichkeit einräumt, Informationen von Behörden zu erfragen. Ripple nutzt dieses Gesetz nun, um von der Börsenaufsicht zu erfahren, wie diese zu der Einstufung gelangt ist, dass Ether kein Wertpapier konstituiert. Die SEC hatte zuvor entschieden, dass die zweitgrößte Kryptowährung als Commodity einzustufen ist und damit unter die Zuständigkeit der Aufsichtsbehörde CFTC fällt.
Im Rahmen des FOIA-Antrags fordert Ripple nun die Offenlegung „jeglicher Kommunikationsunterlagen der SEC mit der Ethereum Foundation und anderen relevanten Unternehmen (darunter zum Beispiel ConsenSys) und Personen, die zum Ether-Ökosystem gehören (darunter Vitalik Buterin, Anthony Di Iorio, Charles Hoskinson, Mihai Alisie, Amir Chetrit, Joseph Lubin, Gavin Wood und Jeffrey Wilcke)“. Zudem soll die Börsenaufsicht jegliche Kommunikation mit allen Anwälten, Firmen und Personen aushändigen, die die Ethereum Foundation oder andere betreffende Unternehmen vertreten haben. Außerdem will Ripple Einsicht über alle Unterlagen, Materialien und Analysen erlangen, auf die sich SEC-Direktor Hinman oder ein anderer zuständiger Leiter der Behörde bei der Entscheidungsfindung, dass es sich bei Ether nicht um ein Wertpapier handelt, gestützt hat.
Der Antrag wird vermutlich eine Flut an Dokumenten von der Börsenaufsicht nach sich ziehen, da die Behörde für die entsprechenden Einstufung eine lange Vorlaufzeit gebraucht hatte.
Das genaue Timing der Einstufung von Ether wird dabei von entscheidender Bedeutung sein, denn der ursprüngliche Token-Verkauf des marktführenden Altcoins wurde schon Jahre vor einer ersten Stellungnahme der SEC abgewickelt. Erst als einige Investitionen in Ether in das Krypto-Projekt Decentralized Autonomous Organization (DAO) übergegangen waren, hatte die Behörde 2017 den sogenannten DAO-Report angefertigt, der klarstellte, dass einige Kryptowährungen als Wertpapiere zu betrachten sind.
Die Folgejahre waren von enormer Verwirrung darum geprägt, was eine Kryptowährung nun zu einem Wertpapier macht. Da es bei Bitcoin nie einen einführenden Token-Verkauf gab, stand diese Frage für den Marktführer nie zur Debatte, was die Diskussion wohl umso mehr hat in den Hintergrund rücken lassen. Auf Ether hat sich die Börsenaufsicht bis dato nie eingeschossen, weshalb im vergangenen Dezember Ripple als erstes großes Krypto-Projekt mit einer entsprechenden Anklage der Börsenaufsicht konfrontiert wurde. Demnach soll der Verkauf von XRP einen unrechtmäßigen Wertpapierverkauf konstituieren.
Die Anklage der SEC gegen Ripple hatte jedoch eine lange Vorlaufzeit, in der Ripple immer wieder Ressourcen investiert hat, um diese zu verhindern. Obwohl auch der ursprüngliche XRP-Verkauf noch vor der Herausgabe des DAO-Reports stattgefunden hat, argumentiert die Behörde, dass der Krypto-Zahlungsdienstleister weiterhin den Großteil der firmeneigenen Kryptowährung kontrolliert, was bei Ethereum und den zugehörigen Unternehmen nicht der Fall ist.
Seit Bekanntwerden der Anklage ist der XRP-Kurs heftig eingebrochen. Viele amerikanische Kryptobörsen haben den Altcoin gänzlich aus ihrem Handel genommen.
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