Margrethe Vestager, die EU-Kommissarin für Wettbewerb, äußert sich skeptisch zu den Motiven hinter der bevorstehenden Herausgabe der Facebook Kryptowährung Libra.

In einem Interview mit dem dänischen Verband für Finanzdienstleistungen, das am 1. Oktober veröffentlicht wurde, geht Vestager unter anderem auf die möglichen Auswirkungen von Facebook Libra ein. Dabei betrachtet sie die Kryptowährung besonders unter wettbewerbsrechtlichen Aspekten, da der Social-Media Konzern dank seiner großen Nutzerschaft von jetzt auf gleich ein bedeutender Player in der Finanzdienstleistungsbranche werden könnte. Allerdings ist für die EU-Kommissarin noch nicht ganz greifbar, wo die Reise schlussendlich hingehen wird:

„Es ist irgendwie völlig neu, dass wir uns über eine Sache Gedanken machen, die noch gar nicht auf dem Markt ist. Das Ganze liegt noch so weit in der Zukunft, dass man noch gar nicht genau abschätzen kann, ob es zum Problem werden wird. Das Problem könnte möglicherweise sein, dass sich ein völlig eigenständiges Ökosystem daraus entwickelt, das vom Rest der Wirtschaft abgekoppelt ist.“

Viele offene Fragen

Um die Motivation hinter Facebook Libra zu verstehen, stellt sich die EU-Kommission deshalb viele grundlegende Fragen, wie Vestager erklärt:

„Was bedeutet es, wenn Facebook eine eigene Währung hat, die in der Zahlungsbranche und womöglich nur in der Zahlungsbranche nutzbar ist? Was passiert mit dem Geld, das in dem geschlossenen System verbleibt? Haben diejenigen, die Verkäufe über Libra abwickeln einen Vorteil gegenüber denjenigen, die mit völlig anderen Zahlungsmethoden zahlen wollen?“

Vestager betont aber auch, dass die wettbewerbsrechtlichen Bedenken bezüglich Libra nicht an oberster Stelle stehen, sondern dass zum Beispiel die Risiken für die finanzielle Stabilität von größerer Bedeutung sind.

Libra gerät immer mehr in die Kritik

Verschiedenste Aufsichtsbehörden und Politiker haben sich jüngst kritisch gegenüber der Facebook Kryptowährung geäußert. So hat nun auch das amerikanische Bankenwesen in die gleiche Kerbe geschlagen, da es befürchtet, dass Libra zur Bedrohung für das eigene Geschäftsmodell und sogar auch für die Geldpolitik der USA werden könnte.

Ende September hatte ein Top-Manager des Krypto-Zahlungsdienstleisters wiederum auf die problematische Konzeptionierung von Libra als geschlossenes System hingewiesen.

Wie vor wenigen Tagen berichtet, will Sheryl Sandberg, die operative Geschäftsführerin von Facebook, gegenüber dem parlamentarischen Ausschuss für Finanzdienstleistungen aussagen, um die zunehmende Kritik aus der US-Politik ein wenig abzufedern.

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