Birgit Rodolphe, eine Exekutivdirektorin der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), hat eine innovative und einheitliche Regulierung der dezentralen Finanzierung (DeFi) in der Europäischen Union gefordert.

Die BaFin ist die deutsche Finanzaufsicht und für die Regulierung von Banken, Versicherungen und Finanzinstituten sowie Kryptowährungsunternehmen zuständig. Die BaFin kann die Erlaubnis zum Erbringen des Kryptoverwahrgeschäfts erteilen. Unternehmen benötigen eine solche, um Kryptowährungsdienstleistungen in Deutschland anbieten zu können.

In einem Fachartikel auf der Webseite der BaFin warnt Rodolphe vor den Risiken, die der unregulierte DeFi-Raum für Verbraucher mit sich bringt. Sie sagt, es sei eine spezifische Regulierung erforderlich, die möglichst EU-weit einheitlich sein sollte.

Birgit Rodolphe, Exekutivdirektorin Abwicklung und Geldwäscheprävention bei der BaFin.
"Klar ist: Die Uhr tickt. Je länger der DeFi-Markt unbeaufsichtigt bleibt, umso mehr steigt das Risiko für die Verbraucher. Und umso größer ist die Gefahr, dass sich kritische Angebote etablieren, die eine systemische Relevanz haben."

Als Risiken für die Verbraucher nennt sie "technische Probleme, Hacks und betrügerische Aktivitäten", bei denen Millionen verloren oder gestohlen worden seien. Sie behauptet auch, DeFi sei nicht so "basisdemokratisch und uneigennützig", wie die Fans dieser Branche es gerne darstellen würden. DeFi-Produkte seien zudem eine "für viele schwer zu erfassende Technologie". Sie erklärt, dass DeFi-Protokolle daher nicht unreguliert bleiben dürften, nur weil das eine neue Technologie ist:

"Utopie? Oder doch eher Dystopie? An wen kann ich mich wenden, wenn ich mein Krypto-Darlehen stunden will? Was passiert, wenn meine Kryptowerte plötzlich ganz verschwinden? Einen Einlagensicherungsfonds gibt es für solche Fälle jedenfalls nicht."

Sie sagt außerdem, dass Kredite, Versicherungen und andere Produkte dem Aufsichtsrecht des Landes, indem sie angeboten werden, unterliegen würden. Um DeFi-Anbietern Rechtsklarheit zu verschaffen, sei eine Regulierung notwendig.

Rodolphe spielt auch auf die Erlaubnis zum Erbringen des Kryptoverwahrgeschäfts an, die im Januar 2020 eingeführt wurde. Diese Art von Regulierung habe für Krypto-Unternehmen sogar eine "Anziehungswirkung".

Mit dieser Erlaubnis dürfen Unternehmen Krypto-Dienstleistungen in Deutschland anbieten. Derzeit sind nur vier Anbieter zugelassen, aber es haben bereits einige Finanzinstitute einen Antrag gestellt. Rodolphe schreibt weiter, dass die Regulierung in der gesamten Europäischen Union einheitlich sein sollte:

"Im Idealfall wären solche Vorgaben natürlich EU-weit einheitlich, um einen fragmentierten Markt zu verhindern und das gesamte Innovationspotenzial Europas zu heben."

In diesem Zusammenhang: Europäische Aufsichtsbehörde: Anwälte und Wirtschaftsprüfer stellen neben Krypto ein Geldwäscherisiko dar

Deutschland ist im ersten Quartal 2022 zum kryptofreundlichsten Land aufgestiegen, unter anderem weil auf langfristige Gewinne keine Steuer anfällt. In einem Bericht vom März 2022 hieß es, fast die Hälfte aller Deutschen seien an Investitionen in Kryptowährungen interessiert.

Im Jahr 2021 hat Deutschland auch einige Schritte im Hinblick auf den Krypto-Sektor unternommen. Es gab etwa Gesetzesreformen in Bezug auf Blockchain und die Vorschriften für Kryptounternehmen wurden verschärft. Die deutsche Zentralbank spielt eine führende Rolle bei der Erprobung einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) der Europäischen Zentralbank.

Rodolphe kommt zu dem Schluss, dass DeFi nach denselben Standards reguliert werden sollte, wie traditionelle Finanzprodukte, da DeFi-Produkte damit aus regulatorische Sicht attraktiver für Unternehmen werden.