Die Kryptobörse Poloniex hat angekündigt, dass sie ab sofort sogenannte „Level 1“ Konten anbietet, die Auszahlungen in Höhe von bis zu 10.000 US-Dollar ermöglichen, ohne dass Kunden dafür die sonst üblichen Informationen offenlegen müssen.

Laut Pressemitteilung vom 19. Dezember wurden die neuen Konten aufgrund entsprechender Nachfrage seitens der Kunden eingeführt, so heißt es:

„Wir haben euren sehnlichen Wunsch, dass ihr Poloniex nutzen wollt, ohne dabei eure Identität offenzulegen, klar und deutlich gehört. Wir arbeiten schon länger daran und entschuldigen uns dafür, dass es so lange gedauert hat.“

Anonyme Nutzung mit Einschränkungen möglich

Ab sofort können sich Poloniex Nutzer nun also bei der Kryptobörse anmelden, ohne die üblichen Informationen offenlegen zu müssen. Dabei können sie unbegrenzt Einzahlungen tätigen und sogenanntes Spot-Trading betreiben, während Auszahlungen auf 10.000 US-Dollar pro Tag begrenzt sind. Um ein entsprechendes „Level 1” Konto einzurichten, müssen interessierte Nutzer lediglich eine E-Mailadresse angeben und ein Passwort festlegen. Des Weiteren können sie mit diesen Konten auch an Wettbewerben teilnehmen sowie den Staking-Service und den Chat nutzen.

Allerdings empfiehlt die Kryptobörse ihren Nutzern, auch bei Konten dieser „Light-Version“ auf die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen zu achten:

„Wie auch bei allen anderen Konten empfehlen wir, schnellstmöglich Zwei-Faktor-Authentisierung (2FA) einzurichten, um für zusätzliche Sicherheit zu sorgen.“

Auf der Poloniex Webseite ist allerdings ersichtlich, dass die Level 1 Konten auf bestimmte Funktionen verzichten müssen. So ist Margin-Trading, Kreditvergabe und Überweisung von Fiatwährungen nicht möglich. Außerdem sind die Kontowiederherstellung mit dem 2FA-Verfahren, Passwort-Rücksetzungen, manuelle Überweisungen und Geldrückerstattungen jeweils nur in begrenztem Umfang möglich.

Die Poloniex arbeitet unterdessen daran, alle noch nicht verifizierten Konten zu entfrieren. Allerdings soll es wohl noch mehrere Monate dauern, bis wirklich jeder Nutzer wieder voll auf sein Konto zugreifen kann. Bei Redaktionsschluss wollte Poloniex Geschäftsführer Tristan D'Agosta gegenüber Cointelegraph keine Angaben dazu machen, wie viele Nutzerkonten und Gelder momentan eingefroren sind.

Die Entscheidung, Nutzern quasi anonymen Zugang zur eigenen Handelsplattform zu gewähren, ist umso erstaunlicher, da der Trend zuletzt eher in die entgegengesetzte Richtung ging. Wie Cointelegraph berichtet hatte, sorgt zum Beispiel eine neue Geldwäsche-Richtlinie der EU ab dem 10. Januar 2020 dafür, dass europäische Kryptobörsen zukünftig nur noch Nutzer aufnehmen dürfen, die vollumfänglicher Informationsoffenlegung zustimmen.

Aufgrund der immer strenger werdenden gesetzlichen Vorschriften hat sich der Krypto-Zahlungsdienst Bottle Pay jüngst dazu entschlossen, seine Pforten zu schließen. Auch die Krypto-Gaming-Plattform ChopCoin und das Mining-Unternehmen Simplecoin haben sich wegen den höheren Anforderungen zur Informationseinholung letztlich zur Aufgabe ihrer Projekte entschieden.