Trotz eines Booms der deutschen Fintech-Branche kommt es nach Informationen der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC zu immer mehr Geschäftsaufgaben in diesem Bereich, so PwC am 1. Juli in einer Pressemitteilung.

Der aktuelle Auszug des Fintech-Kooperationsradars von PwC zeige, dass “seit 2011 insgesamt 233 hiesige Finanz-Startups ihr Geschäft eingestellt haben” und seit 2017 ein sprunghafter Anstieg der Geschäftsaufgaben zu verzeichnen sei.

In 2017 hätten 62 Fintechs aufgegeben, in 2018 dann 74 und bis Mai 2019 bereits 34 der auf Finanz-Technologie spezialisierten Unternehmen, laut PwC “so viele wie noch nie zu diesem Zeitpunkt”.

Es sei allerdings „ein völlig normaler Prozess, wenn junge Firmen scheitern, auch in insgesamt boomenden Branchen“, wird Sascha Demgensky zitiert, Leiter des Fintech-Workstreams bei PwC in Deutschland. „Allerdings gab es bislang keinerlei quantitative Anhaltspunkte, wie weit das Scheitern von Startups im Finanzsektor bereits vorangeschritten ist. Insofern hilft unsere Erhebung, die Entwicklung in Zukunft besser einordnen zu können.“

Auch der Sektor für Blockchain und Kryptowährungen ist als Fintech-Segment laut PwC betroffen. “Elf verschwundene Fintechs hatten sich auf Dienstleistungen rund um den Bitcoin oder die Blockchain spezialisiert”, schreiben die Wirtschaftsprüfer. Zur weiteren Segmentverteilung bei den Geschäftsaufgaben heißt es:

“So waren allein 70 der gescheiterten Fintechs im Bereich „Finanzierung“ tätig, bei 53 handelte es sich um sogenannte Proptechs (also Finanz-Startups mit Bezug zur Immobilienbranche), es folgen Payment-Firmen (29) und die im Fachjargon Insurtechs genannten Startups aus dem Versicherungsbereich (22). Im Investmentsegment – wozu zum Beispiel sogenannte Robo-Advisor gehören – verzeichnet die PwC-Studie 20 Geschäftseinstellungen.“

Auch wenn sich keine generellen Vorhersagen zum Risiko bestimmter Geschäftsmodelle ableiten lassen, sieht PwC in vielen Fällen mangelnde Innovation als Ursache. Dass die Zahlen 2017 so plötzlich anstiegen, deute zum Beispiel darauf hin, dass unter den gescheiterten Firmen viele Me-too-Fintechs seien, „die irgendwann 2013 oder 2014 auf den Zug aufspringen wollten – und dann feststellen mussten, dass es in ihrem Segment schon Wettbewerber gibt, die schlicht früher dran waren“, erklärt Demgensky.

Fintech-Pioniere wie etwa Bitwala, die Solarisbank oder die Fidor Bank scheinen im Vergleich zu den gescheiterten Firmen vom Fintech-Boom im Blockchain-Bereich weiter profitieren zu können. Insbesondere der noch junge Trend für Security Token Offerings (STO) bietet Fintechs bislang nicht genutzte Geschäftsfelder. Die heute bekannt gegebene Partnerschaft zwischen Blockstate und der Solarisbank ist dafür ein gutes Beispiel.