Ripple ist ein US-amerikanischen Zahlungsnetzwerk und Protokollunternehmen. Der CEO Brad Garlinghouse sprach Anfang des Jahres auf der Blockchain Connect-Konferenz in San Francisco mit Cointelegraph darüber, welche Probleme Ripple auf dem globalen Marktplatz lösen kann und über die Herangehensweise des Unternehmens in Bezug auf eine staatliche Regulierung und den traditionellen Finanzmarkt.
Garlinghouse, Absolvent der Harvard Business School, hat zuvor verschiedene Positionen bei Yahoo! gehabt, unter anderem als leitender Vizepräsident. Auch bei AOL war er Präsident für Verbraucheranwendungen. Garlinghouse war ebenfalls im Vorstand von Ancestry.com, Tonic Health und Animoto.
Ripple, dessen Währung der XRP ist, hat sich mit mehr als 100 Unternehmen und Finanzinstituten zusammengetan, um weltweit Geld mit der Blockchain-basierten Technologie von Ripple zu versenden.
Kürzlicher Aufstieg von Ripple
Der Ripple-Kurs begann Mitte Dezember 2017 mit einem explodierenden Aufwärtstrend und erreichte laut CoinMarketCap am 4. Januar einen Höchststand von fast 3,2 Euro pro Coin. Ripples Aufstieg im Dezember kann, wie oben erwähnt, zum Teil auf die zahlreichen Partnerschaften mit traditionellen Finanzunternehmen zugeschrieben werden.
Darüber hinaus spielte der südkoreanische Kryptomarkt eine wichtige Rolle dabei, die Marktkapitalisierung von XRP Anfang Januar auf über 81 Mrd. Euro zu bringen. Damit war der Ripple der erste Altcoin, der solche Zahlen vorweisen konnte.
Als CoinMarketCap Anfang Januar 2018 große südkoreanische Börsen aus seinen Notierungen nahm, verzeichnete XRP einen Rückgang um mehr als 16 Mrd. Euro in Bezug auf die Marktkapitalisierung.
Seit Anfang 2018 hat Ripple mehrere neue Partnerschaften mit Finanzinstituten auf der ganzen Welt bekanntgegeben. Am 7. Februar gab Ripple eine neue Partnerschaft mit dem Zahlungsdienstleister Lian-Lian aus China bekannt und eine Woche später machte Ripple eine weitere Partnerschaft mit der Saudi-Arabischen Finanzbehörde öffentlich, bei der grenzüberschreitende Zahlungsprogramme an Banken getestet werden.
Am 14. Februar bestätigte der Finanzdienstleister Western Union, dass er mit dem Test des Blockchain-basierten Abwicklungssystems von Ripple für Transaktionen beginne.
Mit einer Marktkapitalisierung von 29,9 Mrd. Euro ist Ripple derzeit der zweitgrößte Altcoin auf CoinMarketCap und wird bei Redaktionsschluss durchschnittlich bei knapp unter 0,81 Euro gehandelt. Das ist ein Minus von 4,67 Prozent für diesen Tag.
CT: Angesichts des großen Anstiegs von Ripple im Januar, des darauffolgenden Sinkflugs und der Flut von Partnerschafts-Bekanntgaben: Welche Faktoren haben Ihrer Meinung nach am meisten zu Ripples kometenhaftem Aufstieg in den letzten paar Monaten beigetragen?
BRAD: Als erstes möchte ich sagen, dass es sehr schwer ist, genau zu sagen, was einen bestimmten Markt vorantreibt. Ich denke, bei Ripple haben wir durchgehend versucht, uns auf die Lösung von echten Problemen für echte Kunden zu konzentrieren. Ich denke, es gibt im Blockchain-Bereich offensichtlich einen großen Hype. Und am Ende des Tages, denke ich, wird der Wert aller digitalen Vermögenswerte auf lange Sicht von seinem Nutzen bestimmt.
Wenn Sie echte Probleme für echte Kunden nicht lösen, werden Sie diesen digitalen Vermögenswert in keiner Hinsicht vorantreiben. Weder hinsichtlich der Geschwindigkeit noch der Aktivität.
Was man immer wieder sehen konnte, und wenn ich immer wieder sage, meine ich alle Märkte, nicht nur Krypto und Blockchain, [ist die Absicht, ein echtes Problem zu lösen]. Wenn Sie ein echtes Problem für echte Kunden lösen können, [dann werden Sie geschätzt]. Vor allem, wenn es ein sehr, sehr großes Problem ist.
Ripple misst das globale Liquiditätsproblem in Billionen Dollar. Ich denke, dass die Leute merken, dass Ripple an Schwung gewinnt. Wir werden aktiver genutzt und wir gewinnen mehr Kunden. Es gab also Interesse daran.
Es gibt eine Reihe von wissenschaftlichen Experimenten im Blockchain-Raum. Ich denke, wir sind in Bezug auf den Blockchain-Raum immer noch an der Startlinie. Aber Wir [Ripple] sind die einzigen, die tatsächlich die Startlinie überschritten haben. Vor uns liegt ein Marathon und ich denke, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben. Aber es ist deutlich zu sehen, dass Ripple die Startlinie überschritten hat. Und ich denke, es gibt viele Leute, die noch am Experimentieren sind und versuchen, einen Platz in ihrem Produktmarkt zu finden.
Ripple und die US-Regulierung
Das Jahr 2017 war weltweit ein großes Jahr für die Regulierung. Diese reichten von den Kryptoverboten in China bis hin zur kryptofreundlichen Regulierung in Japan . Die USA müssen allerdings erst noch einen soliden Regulierungsrahmen für Kryptowährungen, Blockchain-Technologien und insbesondere ICOs schaffen.
Im Dezember letzten Jahres betonte die Vorsitzende der US-Bundesreserve Janet Yellen nochmals die Position der Behörde von 2014. Diese lautete, dass sie keine Befugnis habe, Kryptowährungen zu regulieren. Außerdem hieß es, dass die Behörde nicht zwischen Krypto- und Fiat-Währungen unterscheide, wenn Banken überwacht werden, um sicherzustellen, dass sie die US-Gesetze einhalten.
Die US-Wertpapier- und Börsenkommission (SEC) hat im Jahr 2017 eine Reihe von Warnungen an Investoren vor den "Risiken" bei Initial Coin Offerings (ICOs) ausgesprochen. Daraufhin haben die SEC und die Handelskommission für Rohstoff-Futures (CFTC) am 6. Februar dieses Jahres eine gemeinsame Sitzung über Kryptowährungen abgehalten. In der Anhörung beschlossen die Aufsichtsbehörden, zusammenzuarbeiten, um eine "smarte" Regulierung für Kryptowährungen zu entwickeln. Außerdem beschlossen sie, die Blockchain-Entwicklung zu fördern und Initial Coin Offerings (ICOs) mehr Aufmerksamkeit zu widmen, um sicherzustellen, dass sie den US-Gesetzen für Wertpapiere entsprechen.
Kürzlich, am 16. Februar, sperrte die SEC den Handel bei drei Unternehmen, die mit Krypto in Verbindung stehen, aus Gründen des Investorenschutzes. Am 28. Februar berichteten die Medien, dass die SEC eine Untersuchung bei 80 Unternehmen, die mit Krypto in Verbindung stehen, durchgeführt hat. Darunter waren auch Overstock.com und ein Kryptofonds, der vom TechCrunch-Gründer geschaffen wurde.
Im Februar 2018 reichten die US-Bundesstaaten Arizona, Wyoming und Georgia Krypto-Gesetzesvorschläge ein, die sich auf Steuer- und Wertpapierrecht bezogen.
CT: Da Ripple in den USA sitzt: Wie gehen Sie mit den Regulierungen sowohl innerhalb des Landes als auch international um?
BRAD: Zwei Gedanken dazu.
Bei Ripple ist eine Sache für mich interessant. Und zwar, dass Leute den Ripple in mancher Hinsicht als Querdenker betrachteten. Schon von Beginn an haben wir versucht Wege zu finden, wie wir mit der Regierung und den Banken zusammenarbeiten sollen. Und ich denke, dass das manche in der Krypto-Community als "Wie zerstören wir die Regierung? Wie umgehen wir Banken?" verstanden haben.
Ich denke, dass uns das von anderen abgehoben hat und ich denke, dass Regierungen letztendlich nicht verschwinden werden. Ich denke nicht, dass ich das erlebe.
Ich bin stolz darauf, die Bank von England als zahlenden Ripple-Kunden nennen zu können. Wir glauben, dass es auf jeden Fall eine gut durchdachte Regulierung von Krypto und Blockchain geben sollte.
Wenn wir mit Kunden interagieren, ändern wir den bestehenden Regulierungsrahmen nicht. Das bedeutet, dass wenn, beispielsweise, Bank X ein Konto hat, muss dieses KYC-konform sein. Man muss also eine KYC-Überprüfung machen. Wenn Bank X die Ripple-Technologie nutzt, macht man dennoch eine KYC-Überprüfung, eine AML-Überprüfung [Anti-Geld-Wäsche] und man muss immer noch OFAC-konform sein.
Wenn wir mit Regulierungsbehörden sprechen, erklären wir, dass Ripple keine Regulierungsrahmen umgeht und wie das funktioniert. Daraufhin fühlen sie sich sehr schnell wohler und sagen: "Oh! Ich verstehe. Okay, wir verstehen. Wenn es ein besseres Produkt ist und weniger kostet, freut uns das."
CT: Danke Ihnen vielmals.
Dieses Interview wurde in Zusammenarbeit mit der Cointelegraph-Redakteurin Olivia Capozzalo geführt.
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