Die Anwälte von Sam „SBF“ Bankman-Fried haben im Rahmen von dessen baldiger Verurteilung 29 Briefe zur Unterstützung der Begnadigung des ehemaligen FTX-Geschäftsführers eingereicht, darunter auch Empfehlungen von seiner unmittelbaren Familie.
Einem am 27. Februar beim United States District Court for the Southern District of New York eingereichten Schreiben fügten die Anwälte von SBF auch die entsprechenden Briefe von Barbara Fried, Joseph Bankman und Gabriel Bankman-Fried an – also von Mutter, Vater und Bruder des ehemaligen CEOs. Wenig verwunderlich, baten alle drei um ein mildes Urteil bei der Findung von Bankman-Frieds Strafmaß und gingen auf dessen Kindheit, Persönlichkeit und die Rolle des 31-Jährigen bei FTX ein.
„Sam hat Fehler gemacht, aber sein Leben wäre im Gefängnis verschwendet“, argumentierte Bruder Gabriel. „Er hat große Talente, die er der Welt zur Verfügung stellen kann.“
Anders als bei der Hauptverhandlung, bei der der Charakter eines Angeklagten nicht immer als Argument berücksichtigt werden kann, sind bei der Strafmaßfindung auch persönliche Hinweise von Freunden und Familienmitgliedern möglich. Am 28. März wird Richter Lewis Kaplan entscheiden, wie lange Bankman-Fried im Gefängnis bleiben muss, wenn der ehemalige CEO zum letzten Mal vor Gericht erscheint.

Einige Experten halten 15 bis 25 Jahre für eine denkbare Strafe für Bankman-Fried, der im November 2023 von einem Geschworenengericht wegen Anlagebetrugs, Wertpapierbetrugs, Handelsbetrugs und Geldwäsche verurteilt wurde. Obwohl die Höchststrafe den ehemaligen FTX-Chef für insgesamt 110 Jahre ins Gefängnis bringen könnte, ist ein solches Ergebnis unwahrscheinlich, es sei denn, es liegen außergewöhnliche Umstände vor.
Bankman-Frieds Vater warnte vor einer solchen „drakonischen Strafe“ und behauptete, dass das Gefängnis eine „erhebliche körperliche Gefahr“ für seinen Sohn darstellen könnte, der Schwierigkeiten bei der sozialen Interaktion hat. Joseph Bankmans Schreiben zur Urteilsverkündung gab auch zu bedenken, dass sein Sohn vor seiner Verhaftung vorrangig darauf abzielte, Anleger zu entschädigen.
„Er tat nur, was er für das Wohl des Unternehmens für notwendig hielt“, wie Bankman zugleich das vorherige Fehlverhalten von Sam rechtfertigte.
Barbara Frieds Unterstützungsschreiben war das längste aus seiner unmittelbaren Familie und enthielt Hinweise auf „seinen Wunsch, anderen zu helfen“, von seiner Kindheit bis hin zu seiner Zeit im Gefängnis, wo er nach ihren Angaben bereits Insassen Nachhilfe für schulische Abschlussprüfungen gegeben hat. Seine Mutter bat Richter Kaplan ebenfalls darum, Bankman-Frieds schlechte soziale Interaktion zu berücksichtigen und behauptete, dass er seit dem Zusammenbruch von FTX im November 2022 „von Gewissensbissen geplagt“ sei:
„Eine jahrzehntelange Haftstrafe wäre Sam ähnlich zum Verhängnis wie eine Todesstrafe.“
In den drei Briefen wurden die Auswirkungen des Zusammenbruchs von FTX auf die Anleger und Bankman-Frieds Rolle bei dem Betrug überwiegend heruntergespielt. In den sozialen Medien reagierten viele Beobachter deshalb negativ auf die Behauptungen seiner Familie und die anderen Unterstützungsschreiben.
„Die Leute, die sich für eine mildere Strafe für SBF aussprechen, sollten sich ansehen, was Billy McFarland vom Fyre Festival jetzt macht und wie dessen Rehabilitation im Gefängnis war“, meinte X-User Kyle Gibson stellvertretend. „Deren Erfolg liegt irgendwo zwischen 'kaum' und 'gar nicht'. Ich gehe voll und ganz davon aus, dass SBF, wenn er heute rauskäme, sofort wieder das machen würde, was er vorher getan hat.“

Bankman-Frieds Anwälte haben Richter Kaplan gebeten, ein Strafmaß von 63 bis 78 Monaten in Betracht zu ziehen, während die Staatsanwaltschaft ihre Empfehlungen voraussichtlich am 15. März vorlegen wird. Der ehemalige FTX-CEO wird am 6. März seinen 32. Geburtstag im Gefängnis feiern – seinen ersten hinter Gittern, seit seine Kaution im August 2023 widerrufen wurde.
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