Fast 400.000 Gläubiger der bankrotten Kryptobörse FTX laufen Gefahr, 2,5 Milliarden US-Dollar an Rückzahlungen zu verpassen, weil sie es versäumt haben, den obligatorischen KYC-Prozess (Know Your Customer) einzuleiten.
Rund 392.000 FTX-Gläubiger haben es demnach bisher versäumt, die verpflichtende KYC-Überprüfung (Offenlegung von Kundeninformationen) abzuschließen oder zumindest die ersten Schritte für diese zu unternehmen, wie aus einem am 2. April beim US-Konkursgericht für den Bezirk Delaware eingereichten Gerichtsantrag hervorgeht.
Ursprünglich hatten die FTX-Nutzer bis zum 3. März Zeit, ihre Ansprüche zu überprüfen und einzureichen.
„Wenn ein Inhaber eines Anspruchs, der in der amtlichen Liste aufgeführt ist, den KYC-Prozess für diesen Anspruch nicht am oder vor dem 3. März 2025 um 16:00 Uhr (ET) (die „KYC-Einreichungsfrist“) eingeleitet hat, wird dieser Anspruch nicht anerkannt und in seiner Gesamtheit erlischt“, heißt es in dem Gerichtsdokument.
FTX-Gerichtsdokument. Quelle: Bloomberglaw.com
Die KYC-Frist wurde nun bis zum 1. Juni 2025 verlängert, was den Nutzern eine weitere Chance gibt, ihre Identität und Anspruchsberechtigung zu überprüfen. Diejenigen, die die neue Frist nicht einhalten, müssen allerdings damit rechnen, dass ihre Ansprüche endgültig verfallen.
Den Gerichtsdokumenten zufolge könnten Forderungen unter 50.000 US-Dollar etwa 655 Millionen US-Dollar ausmachen, während sich Forderungen über 50.000 US-Dollar auf 1,9 Milliarden US-Dollar belaufen könnten – womit sich die gesamten gefährdeten Mittel auf mehr als 2,5 Milliarden US-Dollar belaufen.
FTX, Geschätzte Gläubigeransprüche. Quelle: Sunil
Die nächste Runde der FTX-Rückzahlungen ist für den 30. Mai 2025 angesetzt, wobei über 11 Mrd. US-Dollar an Gläubiger mit Forderungen von über 50.000 US-Dollar zurückgezahlt werden sollen.
Der Insolvenzplan von FTX sieht vor, dass 98 % der Gläubiger mindestens 118 % des ursprünglichen Forderungswerts in bar erhalten.
Zweite Chance für FTX-Gläubiger
Viele FTX-Nutzer haben allerdings über Probleme mit dem KYC-Prozess berichtet.
Nutzer, die nicht in der Lage waren, ihre KYC-Dokumente einzureichen, können ihren Antrag dementsprechend erneut einreichen und den Verifizierungsprozess neu starten, wie Sunil, FTX-Gläubiger und Nutzervertreter in einem X-Post vom 5. April schreibt.
FTX KYC-Portal. Quelle: Sunil
Betroffene Nutzer sollten sich per E-Mail an den FTX-Support (support@ftx.com) wenden, um eine Ticketnummer zu erhalten, sich dann beim Support-Portal anmelden, ein Konto erstellen und die erforderlichen KYC-Dokumente erneut hochladen.
Die auf den Bahamas ansässige Tochtergesellschaft von FTX, FTX Digital Markets, wickelte im Februar die erste Rückzahlungsrunde ab und schüttete 1,2 Milliarden US-Dollar an ihre Gläubiger aus.
Die Kryptobranche erholt sich noch immer vom Zusammenbruch von FTX und mehr als 130 Tochtergesellschaften, die eine Reihe von Insolvenzen einleiteten, die zum längsten Krypto-Winter der Branche führten, in dem der Bitcoin (BTC) Kurs seinen Tiefpunkt bei rund 16.000 US-Dollar erreichte.
Auch wenn der Beginn der FTX-Rückzahlungen an sich kein „marktbewegender Katalysator“ ist, so ist er doch ein positives Zeichen für die Reifung der Kryptoindustrie, so Alvin Kan, Chief Operating Officer bei Bitget Wallet, gegenüber Cointelegraph.
Melde dich bei unseren Sozialen Medien an, um nichts zu verpassen: X, YouTube, Instagram und Telegram – aktuelle Nachrichten, Analysen, Expertenmeinungen und Interviews mit Fokus auf die DACH-Region.