Obwohl Digitalwährungen mit großen Schritten ins Rampenlicht treten, werden sie kurz- bis mittelfristig wohl nicht am Thron des US-Dollars rütteln können, meint Gita Gopinath, die Chef-Ökonomin des Internationalen Währungsfonds (IWF).

„Verbesserungen im Bereich der Zahlungstechnologie haben die Kosten für den Umstieg von Bargeld auf Digitalwährungen zwar verringert, aber es gibt wenig Grund zur Annahme, dass sie auch die Kosten für den Umstieg von einer Währung auf die andere verringert haben“, wie Gopinath am 6. Januar in einem Kommentar für die Financial Times schreibt. Dem fügt sie hinzu:

„Das weitreichende Vertrauen in Sicherheit und Stabilität des US-Dollars sichert seit Jahrzehnten dessen Dominanz im internationalen Finanzsystem.“

Chancen auf den Thron sind gering

Im Juni 2019 hatte Facebook mit dem Whitepaper zur firmeneigenen Kryptowährung Libra zum Angriff auf die Leitwährung geblasen. Libra soll an einen Korb verschiedener Währungen angebunden sein, was die Vormachtstellung des US-Dollas womöglich schwächen könnte, allerdings wurde das Facebook Krypto-Projekt bisher mit viel Kritik bedacht.

Darüber hinaus hatte China im vergangenen Jahr wiederholt durchsickern lassen, dass die heimische Zentralbank ebenfalls an einer eigenen Digitalwährung arbeitet.

„Obwohl diese Ideen zwar interessant sind, ist es unwahrscheinlich, dass sie sich auf kurze Sicht durchsetzen werden“, wie Gopinath die Chancen auf eine Wachablösung des US-Dollars durch eine Digitalwährung beurteilt.

US-Dollar sitzt zu fest im Sattel

Dies begründet die IWF Chef-Ökonomin hauptsächlich anhand der Tatsache, dass der US-Dollar sowohl in Wirtschaft als auch im Finanzwesen die weltweite Vormachtstellung innehat, was einen geradezu selbstverstärkenden Effekt zur Folge hat.

Dementsprechend sieht sie Digitalwährungen zukünftig in einer ähnlichen Rolle wie der Euro, der trotz seiner politischen und wirtschaftlichen Kraft noch zu viele Mankos hat, um den US-Dollar zu entthronen.

Insgesamt sieht Gopinath zu viele entscheidende Faktoren, die den Erfolg des US-Dollars bedingen und es deshalb unwahrscheinlich machen, dass dieser in naher Zukunft von einer digitalen Währung abgelöst wird, selbst wenn diese von neuen technischen Möglichkeiten profitiert.

Diese These könnte schon bald auf die Probe gestellt werden, denn wie IBM prognostiziert, wird es innerhalb der nächsten fünf Jahre eine erste Zentralbank-Digitalwährung geben.

Cointelegraph hat Frau Gopinath um Stellungnahme gebeten, allerdings hat sie bei Redaktionsschluss noch keine Rückmeldung gegeben. Dieser Artikel wird aktualisiert, sobald die IWF Chef-Ökonomin auf unsere Anfrage reagiert.

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