Die Solarisbank aus Berlin hat den endgültigen Vertrag über den Zusammenschluss mit dem britischen Wettbewerber Contis unterzeichnet. Die Partnerschaft wurde schon im Juli 2021 angekündigt, nun aber endlich zum Abschluss gebracht, wie die Solarisbank am 28. Januar bekanntgab

Starkes Wachstum und erfolgreiche Übernahme

Schon vor sechs Monaten sammelte die Solarisbank in einer Finanzierungsrunde 190 Millionen Euro ein. Das Fintech mit Vollbanklizenz wurde dadurch mit 1,4 Milliarden Euro bewertet und stieg zum sogenannten “Einhorn” auf. Ein Ritterschlag, der lediglich Startups vorbehalten ist, die eine Bewertung von mehr als einer Milliarde Euro erreichen.

Zudem übernahm die Solarisbank die Contis Group Ltd, um sich in ganz Europa als führender „Banking-as-a-Service“-Dienstleister etablieren zu können. Die Contis ist zwar kleiner als die Solarisbank, doch immerhin konnte das britische Fintech schon die marktführende Kryptobörse Binance und den österreichischen Neobroker Bitpanda als Kunden gewinnen. Dank dem Zukauf konnte die Solarisbank ihre Position in Europa weiter stärken, da Contis über eine Lizenz als E-Geld-Institut in England und Litauen verfügt und dort E-Geld ausgeben und Zahlungsdienste anbieten darf. Das Unternehmen hat zudem Niederlassungen in Großbritannien, Litauen und Indien.

Solarisbank und Contis als eine Einheit

Allerdings erst jetzt wurde die Partnerschaft von allen zuständigen Aufsichtsbehörden, das heißt von der deutschen Finanzaufsicht Bafin, der britischen Financial Conduct Authority (FCA) und der Zentralbank Litauens, genehmigt. Von jetzt an agieren die Solarisbank und Contis als Einheit und können “Fiat- und Krypto-Assets, Kreditvergabe sowie Zahlungen und Kartenausgabe und -verarbeitung in allen EWR-Ländern” anbieten und sogar “über Europa hinaus” wachsen. 

Dr. Roland Folz, der CEO der Solarisbank, wird das Gesamtinstitut leiten, das über 700 Mitarbeiter an acht Standorten in Europa und in Indien beschäftigt. Eine rasante Entwicklung bescheinigen auch die Geschäftszahlen: der Fintech-Dienstleister konnte 2021 laut eigenen Angaben seinen kombinierten Umsatz auf rund 100 Millionen Euro erhöhen – ein Plus von 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 

Zukünftig haben die Solarisbank und Contis “ein nachhaltiges Umsatzwachstum in der Größenordnung von 40 bis 60 Prozent” geplant. Allerdings wird die Bank dieses Jahr nicht profitabel sein. Im Vordergrund steht nicht der Profit, sondern “Wachstum und Investitionen in die europäische Plattform”, wie Folz, der vor seinem Wechsel in leitender Position bei der Deutschen Bank tätig war,  im Interview mit dem Handelsblatt erklärt.

Möglicher Börsengang im Q3

Für das Jahr 2022 hat die Solarisbank viel vor. So will das Berliner “Einhorn” neben Bitcoin und Ethereum noch weitere Kryptowährungen anbieten, außerdem stehen ebenfalls die Einführung eines Wertpapiergeschäftes und ETFs auf dem Zettel. Im zweiten Halbjahr ist zusätzlich der Einstieg in die dezentralisierten Finanzmärkte (DeFi) geplant.

Darüber hinaus will die Solarisbank im dritten Quartal 2022 an die Börse gehen und schon bis zu Jahresmitte bereit für das IPO sein. Vor einem Börsengang müssten aber noch einige Voraussetzungen erfüllt werden. So müsste die Bank unter anderem die Organisations- und Managementstruktur transformieren und noch vieles in Bereichen Compliance und Regulierung verbessern. 

Bafin-Sonderprüfer für Solarisbank

Obwohl die Bafin laut der Pressemitteilung den Vertrag zwischen der Solarisbank und Contis genehmigte, nimmt die deutsche Finanzaufsicht das Berliner-Fintech nichtsdestotrotz ins Visier. Am vergangenen Dienstag teilte die Bafin der Bank mit, dass sie ab sofort von einem Sonderprüfer beaufsichtigt wird. Der Grund dafür sei eine bankaufsichtliche Prüfung aus dem Jahr 2020, in der Mängel in der Compliance festgestellt wurden, berichtet das Handelsblatt.

Nach N26 ist die Solarisbank das zweite Fintech, bei dem die Bafin Sonderaufseher heranzieht. Die Ergebnisse der Wirtschaftsprüfer werden anschließend der Behörde weitergeleitet. Die Untersuchungen sollten bis Mitte des Jahres abgeschlossen sein.

Der Datenschutz ist ein weiteres Feld, in dem die Solarisbank noch eklatante Mängel hat. Wie das Forum Blocktrainer am 25. Januar berichtete, hatten einige Kunden der Krypto-Plattform Börse Stuttgart Digital Exchange (BSDEX), die die Solarisbank als Partnerbank nutzt, Zugriff auf fremde Transaktionsdaten. Betroffen sei allerdings nur eine „kleine Anzahl“ von Kunden. Das Problem sei mittlerweile schon behoben, wie das Magazin Finance Forward schreibt

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