Schweizer Regulierungsbehörden suchen aktuell nach Möglichkeiten, eine durch schlechten Zugang zu Banken ausgelöste Abwanderung von Krypto-Startups nach Liechtenstein und zu anderen Standorten zu stoppen, meldete Reuters am 19. Juli.

Wie die Nachrichtenagentur unter Verweis auf Branchenkenner schreibt, droht der Schweiz aktuell die Abwanderung von Blockchain- und Kryptowährungs-Startups nach Liechtenstein, Gibraltar, den Cayman Islands und anderen Destinationen. Grund sei die weiterhin unklare Regulierung und der für Krypto-Startups weitgehend verschlossen Bankensektor.

Von Reuters auf die Thematik angesprochen, sagte der Vorsteher der Finanzdirektion im selbsternannten “Crypto Valley” Zug, dass mit Kryptowährungen tätige Startups alle bankrelevanten Aktivitäten über Liechtenstein abwickeln und ein kompletter Umzug in das Fürstentum drohe.

Nach Aussage des stellvertretenden Direktoriumsmitglied der Schweizer Zentralbank (SNB), Thomas Moser, haben bereits mehrere Krypto-Startups die Behörde aufgefordert, etwas gegen das Problem zu unternehmen. Die SNB fühlt sich laut Moser aber bei dem Thema nicht zuständig. Er sagte zu Reuters:

“Sie haben Bedenken über Probleme bei der Eröffnung von Bankkonten geäußert, was für sie eine Sorge war, und um Hilfe gebeten. Ich sagte, das sei nicht Sache der SNB, aber sie sollten mit der FINMA sprechen."

Die Schweizer Finanzmarktaufsicht FINMA hat sich laut Reuters inzwischen allerdings mit der SNB beraten, was gegen einen Exodus an Krypto-Startups getan werden könnte.

Im Gegensatz etwa zu Liechtenstein ist es in der Schweiz weiterhin relativ schwierig, ein Bankkonto für Krypto-Geschäfte zu eröffnen. Laut Reuters gibt es aktuell in der Schweiz nur zwei Banken, die derartige Dienste anbieten. Eine davon ist die Hypothekarbank Lenzburg, welche seit Juni Krypto-Startups betreut. Wie die Bank jedoch selbst sagt, geht sie bei der Kundenannahme äußerst selektiv vor. Manche Krypto-Startups dürften daher außen vor bleiben.

Zwei Banken, die sich zuerst im Krypto-Bereich engagiert hatten, haben laut Reuters diese Aktivitäten mittlerweile wieder eingestellt, darunter die Zürcher Kantonalbank (ZKB), welche im letzten Jahr die Konten von mehr als 20 Krypto-Startups geschlossen habe.

Vor allem Liechtenstein kann aktuell von den Problemen in der Schweiz profitieren. Die dortige Bank Frick lockt professionelle Marktteilnehmer mittlerweile auch mit einem Cold Speicher und der Möglichkeit zu Direktinvestments in Kryptowährungen. Auch direkte Kooperationen mit Krypto-Startups scheut das Institut nicht, wie etwa die letzte Woche bekannt gewordene Kooperation mit der JDC Group.

Das für den Herbst angekündigte Liechtensteiner Blockchain-Gesetz dürfte den Standortvorteil von Liechtenstein gegenüber der Schweiz vorerst weiter ausbauen.