Durch Facebooks geplante Stablecoin Libra könnten in Zukunft unter bestimmten Szenarien Finanzkrisen ausgelöst werden. Dies sagte der für Bankenaufsicht zuständige Bundesbankvorstand Joachim Wuermeling in einem am 4. November in der Süddeutschen Zeitung (SZ) veröffentlichten Interview.

Plattformgeld, keine Währung

Laut Wuermeling würde es sich bei Libra zwar eher um "Plattformgeld" als um eine wirkliche "Währung" handeln. Aufgrund der großen Nutzerzahl von Facebook würden sich mit dem Thema aber Gremien wie die G7 beschäftigen. 

Die genaue Ausgestaltung sei zwar noch unklar, “aber unter Umständen könnte Libra in gewissem Maße das derzeit verwendete Geld verdrängen”, mahnt Wuermeling. Dies würde “Konsequenzen für die Verbraucher, die Banken, das Finanzsystem und die Geldpolitik” haben.

Auch die Gefahr einer durch Libra ausgelösten Finanzkrise sieht der Bundesbankvorstand, wie er gegenüber der SZ bestätigt:

“Vorstellbar wäre da so einiges. Wenn es bei Libra zu Problemen kommt und viele Nutzer ihr Geld zurücktauschen wollen – und dies möglich ist – könnte der Wert stark fallen. Probleme könnte es dann auch für die Kapitalmärkte und die Banken geben.”

Um diese Gefahr zu bannen, brauche es deshalb “globale Regeln und Institutionen, um Libra und andere Anbieter mit ähnlichem Geschäftsmodell zu überwachen.” Es finde, wie bereits vom Ökonom Markus Brunnermeier gesagt, “eine Dekonstruktion des Geldes" statt.

“Um die Risiken kleinzuhalten, sollte Libra [...] ähnlichen Regeln und einer ähnlichen Beaufsichtigung unterworfen werden” wie für global tätige Banken. Für die gebe “es strenge Anforderungen an Eigenkapital und Liquidität.”

Bundesbank sieht Bedeutung von Zentralbanken gestärkt

Die Bundesbank verfolgt Facebooks Libra-Projekt bereits länger mit einem wachsamen Blick. Wie ein Vorstandsmitglied im Oktober betonte, sieht man durch die Initiative von Libra als geplante Stablecoin die Bedeutung von Zentralbanken bestätigt. Bundesbank-Präsident Weidmann hatte zuvor bereits betont, dass Libra Notenbanken nicht überflüssig machen könnte.

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