Yves Mersch, der Leiter der Rechtsabteilung der Europäischen Zentralbank, sagte bei einer Rede auf der Rechtskonferenz der EZB am Montag in Frankfurt, dass Facebooks Libra "verlockend, aber tückisch" sei.

Bloomberg berichtete in einem Artikel am 2. September darüber, was Mersch über Facebooks Libra zu sagen hatte. In dem Bericht heißt es, dass er für private Währungen wenig oder gar keine Perspektive sehe, sich als zukunftsfähige Alternative zu zentral ausgegebenen Landeswährungen zu etablieren.

Mersch: Man kann nur Zentralbanken vertrauen

Er glaubt, dass nur unabhängige Zentralbanken genügend institutionelle Bankendienstleistungen anbieten und eine zuverlässige Währung schaffen können, um das öffentliche Vertrauen zu gewinnen. Er erklärte außerdem:

"Ich hoffe aufrichtig, dass die Menschen in Europa nicht in Versuchung geraten, die Sicherheit und Zuverlässigkeit etablierter Zahlungslösungen und -kanäle für die verführerischen, aber tückischen Versprechungen von Facebook aufzugeben."

Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt haben gegenüber dem Libra Bedenken im Zusammenhang mit potenzieller Geldwäsche und der Kapitalkontrolle geäußert. Letzten Monat gab es ein Treffen mit der Schweizer Finanzaufsicht, wonach sich die US-Gesetzgeber gegenüber dem geplanten Kryptowährungsprojekt Libra besorgt zeigten.

Der Gouverneur der Bankvon England Mark Carney hat eine Änderung des globalen Finanzsystems vorgeschlagen, bei der der US-Dollar durch eine digitale Währung - ähnlich wie Facebooks Libra - ersetzt werden soll.

Lobbyarbeit bei Facebook

Facebook reagierte auf den regulatorischen Druck mit verstärkter Lobbyarbeit. Konkret hat der Social-Media-Riese kürzlich eine Lobbyfirma aus Washington angeheuert, das dabei helfen soll, mit den negativen Reaktionen auf seine geplante Kryptowährung Libra umzugehen.

Anfang August stellte der Social-Media-Riese auch Susan Stoner Zook, eine ehemalige Assistentin des republikanischen US-Senators Mike Crapo, ein, die im Lobby-Team seines Kryptowährungsprojekts arbeiten soll.