Katie Haun, eine ehemalige amerikanische Bundesstaatsanwältin, findet, dass die Abwehrhaltung der US-Politik gegenüber der Facebook Kryptowährung Libra womöglich negative Konsequenzen für die nationale Sicherheit hat.

Die entsprechenden Äußerungen von Haun, die mittlerweile bei der großen Vermögensverwaltung Andreessen Horowitz tätig ist, hat CNBC am 6. Oktober berichtet.

Keinen Präzedenzfall schaffen

Die Aussagen der ehemaligen Bundesstaatsanwältin kommen nicht von Ungefähr, da die Vermögensverwaltung Andreessen Horowitz eines der Gründungsmitglieder der Libra Association ist, die wiederum für die Verwaltung von Facebook Libra zuständig ist.

Im Hinblick auf die geplante Kryptowährung meint Haun, dass Libra „der gleichen Kritik“ und den gleichen Vorurteilen ausgesetzt ist wie der Rest der Kryptobranche, jedoch würde das Projekt des Social-Media Konzerns noch genauer unter die Lupe genommen:

„Allein, weil Facebook involviert ist und auf Grund der Tragweite des Projekts hat Libra viel mehr Aufmerksamkeit und Kritik auf sich gezogen. Aber ich finde es sehr gefährlich, einen Präzedenzfall zu schaffen, bei dem eine technologische Innovation schon gestoppt wird, ehe sie entwickelt wurde.“

In diesem Zusammenhang betonte Haun, dass es womöglich sogar negative Konsequenzen für die nationale Sicherheit der USA haben könnte, wenn das Land im Bereich Kryptowährungen ins Hintertreffen gerät, besonders im Hinblick auf die Krypto-Bemühungen der Chinesen und Russen.

Wie Cointelegraph zuvor wiederholt berichtet hat, arbeitet China bereits seit 2014 an einer eigenen Digitalwährung, wobei deren Entwicklung im Jahr 2018 erst richtig angefacht wurden. Diesen August hat die chinesische Zentralbank (PBoC) daraufhin bekanntgegeben, dass sie kurz vor der Fertigstellung des Projektes stehen würde, was einen weiten Vorsprung vor Facebook Libra suggeriert.  

Ein Sprecher der Chinesischen Volksbank hat bereits bestätigt, dass die chinesische Zentralbank-Digitalwährung in ihrer Struktur gewisse Ähnlichkeiten zu Libra aufweist und dass die Konzeptionierung des Facebook Projektes im Nachhinein sogar noch Auswirkungen auf die Gestaltung des „digitalen Yuans“ hatte.  

Vom Justizministerium in die Kryptobranche

Katie Haun war als Bundesstaatsanwältin im amerikanischen Justizministerium tätig und hat dort in der Abteilung für nationale Sicherheit gearbeitet, wobei sie speziell für die Bekämpfung von Terrorismus, organisierter Kriminalität und sonstiger Kriminalität zuständig war. Im Zuge dessen kam sie auch mit Kryptowährungen in Berührung, als sie die Nutzung von Bitcoin (BTC) für Erpressungen untersucht hat.  

Allerdings ist sie dabei zu dem Schluss gekommen, dass die Sichtweise eines Strafverfolgers auf Bitcoin fehlgeleitet ist, da dies gleichbedeutend wäre, als wenn man versuchen würde „Bargeld zur Rechenschaft zu ziehen“. Dementsprechend hat sie 2015 eine Sonderkommission für Digitalwährungen gegründet, die als Anlaufpunkt für Strafverfolger und Behörden dienen sollte.

Im Rahmen dieser Arbeit hat Huan Schulungsseminare und Konferenzen in Abstimmung mit dem amerikanischen Finanzministerium, dem Finanzamt und weiteren Regierungsbehörden abgehalten. Außerdem hat sie an der renommierten Universität Stanford eine Lehrveranstaltung zum Thema Kryptowährungen betreut.

Nachdem Haun aus dem behördlichen Dienst ausgeschieden war, ist sie als erste weibliche Miteigentümerin bei der Vermögensverwaltung Andreessen Horowitz eingestiegen, die sich stark im Bereich Krypto-Investitionen engagiert. Zuvor saß sie im Aufsichtsrat der großen amerikanischen Kryptobörse Coinbase.

Libra gerät schon leicht ins Wanken

Die Kritik an Facebook Libra hat derweil erste Auswirkungen gezeigt, so hat sich der Zahlungsdienstleister PayPal wegen des heftigen politischen Gegenwindes vorerst aus der Libra Association zurückgezogen.

Wie Cointelegraph am 2. Oktober berichtet hatte, sorgen sich auch Visa, Mastercard und Stripe, ebenfalls potenzielle Mitglieder der Libra Association, um eine etwaige Rufschädigung durch das Projekt, allerdings sind diese Befürchtungen wohl noch nicht so weit fortgeschritten, dass sie einen Austritt ausgelöst haben.

Libra stößt seit seiner Vorstellung auf heftigen politischen Gegenwind in fast allen Ländern der Welt, wobei besonders die Angst im Raum steht, dass die Facebook Kryptowährung die Geldpolitik der Regierungen untergraben könnte.

Derweil bleibt die technische Entwicklung von Libra vorerst unberührt, weshalb jüngst ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Einführung erreicht werden konnte.