Der Präsident der Deutschen Bundesbank Jens Weidmann hält nichts von der baldigen Einführung eines digitalen Euros als Antwort auf Facebooks geplante Stablecoin Libra, wie dieser in einem vom Handelsblatt am 2. Januar veröffentlichten Interview mitteilte.

Privatwirtschaft ist am Zug

Weidmann sieht vielmehr die Privatwirtschaft dazu aufgerufen, mit eigenen Angeboten auf die Wünsche der Kunden zu reagieren. Gefragt nach einer möglichen eigenen Digitalwährung der Europäischen Zentralbank (EZB) sagte der Bundesbank-Chef:

“Ich halte nichts davon, immer gleich nach dem Staat zu rufen. In einer Marktwirtschaft ist es zunächst an den Unternehmen, für Kundenwünsche ein entsprechendes Angebot zu entwickeln. Wettbewerb macht den Marktteilnehmern Beine. Zum Beispiel ist die Initiative der Kreditwirtschaft, ein besseres europaweites Zahlungssystem anzubieten, auch deshalb entstanden, weil sich neue Wettbewerber abzeichneten.”

Das von Banken im Euro-Raum aktuell entwickelte Zahlungssystem würde wie eine Stablecoin und Bargeld künftig Wertübertragungen in Echtzeit ermöglichen.

Zu einer strengen Finanzmarktregulierung von Libra gefragt, versicherte Weidmann, die G7 und G20 hätten sich des Themas bereits angenommen. Anbieter wie Libra müssten “dann die einschlägigen aufsichtsrechtlichen Anforderungen einhalten und die Geldwäsche oder die Finanzierung von Terrorismus verhindern”. Dies würde die Entstehung eines aufsichtsfreien Raums verunmöglichen. 

Libra kämpft mit Problemen

Der Schweizer Bundespräsident sieht unterdessen die Bemühungen, Libra in der geplanten Form einzuführen, als gescheitert an. Die Libra Association hat mittlerweile das Whitepaper für das Projekt still und relativ unbemerkt aktualisiert. Das erste Libra-Whitepaper vom Juni sah noch Dividenden vor, unter anderem auch zur Ausschüttung an frühe Investoren. Der entsprechende Abschnitt wurde aus dem Whitepaper inzwischen jedoch entfernt.