Facebook soll sich dreimal mit britischen Aufsichts- und anderen Behörden getroffen haben, bevor die Pläne für den Stablecoin Libra öffentlich bekannt gegeben wurden.

Wie Reuters am 18. September berichtete, hatte Facebook in diesem Frühjahr mehrere Termine mit Mitarbeitern des britischen Finanzministeriums, der Finanzaufsichtsbehörde FCA und der Bank von England. Reuters erhielt Details zu diesen Meetings, nachdem die Agentur Anfragen unter Berufung auf das Gesetz der Informationsfreiheit gestellt hatte.

Bei den Treffen sprach der Technologieriese über seine geplante digitale Währung, um sich vor der offiziellen Bekanntgabe Unterstützung zu sichern.

Libra gegen die Welt

Libra hat aktiv versucht, Genehmigungen von Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt zu erhalten. Dabei versprachen die Verantwortlichen, ihn erst dann herauszubringen, wenn die Bedenken der Regulierungsbehörden ausgeräumt sind. Ein Facebook-Sprecher sagte gegenüber Reuters:

"Die Zusammenarbeit mit Regulierungsbehörden, politischen Entscheidungsträgern und Experten ist entscheidend für den Erfolg von Libra [...] Das war der Grund, warum Facebook und andere Mitglieder der Libra Association die Pläne frühzeitig bekannt gaben."

Der Gouverneur der Bank von England, Mark Carney, hatte zuvor erklärt, dass Libra aufgrund des massiven Umfangs des Projekts von Anfang an praktisch perfekt sein müsse, damit er überhaupt herauskommen könne. Er sagte: "Entweder wird das ein Erfolg oder nicht. Wenn das ein Erfolg wird, würde das systemisch werden, weil das eine sehr große Anzahl von Benutzern umfasst. Und wenn man ein systemisches Zahlungssystem geschaffen hat, ist das ein 5-Sigma-Nachweis." 

Nachdem Facebook Anfang des Jahres das Whitepaper für Libra vorgestellt hatte, forderte die US-Abgeordnete Maxine Waters, dass Facebook die Entwicklung einstellt, solange die Behörden das Projekt und seine möglichen Auswirkungen auf die Wirtschaft und die US-Geldpolitik untersuchen.

David Marcus, der Leiter der Libra-Wallet Calibra, stimmte daraufhin einer Verschiebung der Ausgabe zu. Er sagte dazu auch, er glaube, dass das derzeitige System verbessert werden könne und Kriminellen die Möglichkeit genommen werden könne, Libra für illegale Aktivitäten zu benutzen.

Schweiz offen für Libra-Regulierung

Anfang September berichtete Cointelegraph, dass die Libra Association, der Facebook auch angehört, eine Zulassung als Zahlungssystem von der Schweizer Finanzmarktaufsicht (FINMA) für Libra zu erreichen.

Die FINMA erklärte daraufhin, dass sie offen für eine internationale Zusammenarbeit und Aufsicht in Bezug auf die Art und Weise sei, wie das geplante Kryptowährungsnetzwerk reguliert werden soll. Der FINMA-Direktor Mark Branson betonte, dass das Gremium keinen Druck von Außen brauche, um die großen Herausforderungen zu erkennen, die ein Projekt in der Größenordnung von Libra für Regulierungsbehörden darstellt. Branson kommentierte:

"Es war von Anfang an klar, dass dieses Projekt enorme Dimensionen annehmen und enorme Auswirkungen haben könnte."