Am heutigen 28. März wird der ehemalige FTX-CEO Sam „SBF“ Bankman-Fried vor einem Richter stehen und erfahren, ob seine Zeit im Bundesgefängnis nach seiner Verurteilung wegen sieben Kapitalverbrechen zu Ende geht oder gerade erst beginnt.
Richter Lewis Kaplan wird am heutigen Donnerstag die Staatsanwaltschaft und die Anwälte von SBF vor dem United States District Court for the Southern District of New York anhören – eines der letzten Male, dass der ehemalige FTX-CEO im Rahmen seines Strafverfahrens persönlich erscheinen wird. Die Anhörung zur Strafmaßfindung wird wahrscheinlich den Abschluss des Verfahrens bilden, das mit dem Zusammenbruch von FTX im November 2022 begann und mit Bankman-Frieds Verhaftung, Auslieferung, Prozess und Verurteilung fortgesetzt wurde.

Im November 2023 wurde SBF von einem Geschworenengericht in den Anklagepunkten Anlagebetrug, Wertpapierbetrug, Handelsbetrug und Geldwäsche für schuldig befunden. Die Anwälte des ehemaligen Krypto-Unternehmers waren die ersten, die eine Empfehlung für die Strafzumessung einreichten und vorschlugen, dass SBF für seine Handlungen, die dazu führten, dass FTX-Anleger Millionen von Dollar verloren, 6,5 Jahre Gefängnis verbüßen sollte.
Für die sieben Straftatbestände ist rein rechnerisch eine Höchststrafe von 110 Jahren vorgesehen. Die Staatsanwälte empfahlen für Bankman-Fried eine Haftstrafe zwischen 40 und 50 Jahren, um „die Schwere der Verbrechen des Angeklagten widerzuspiegeln“, aber die finale Entscheidung wird davon abhängen, wie Richter Kaplan den Fall interpretiert und die Opfer und betroffenen Parteien berücksichtigt.
„Ich denke, er wird eine Strafe von etwa 30 Jahren bekommen – vielleicht sogar mehr“, prognostizierte Mark Bini, ein ehemaliger stellvertretender US-Staatsanwalt im östlichen Bezirk von New York und derzeitiger Partner der Anwaltskanzlei Reed Smith, gegenüber Cointelegraph. Und weiter: „Es gibt einen großen Streit zwischen der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung über die Verlustzahl – also was ist der tatsächliche Betrag, der verloren wurde – denn diese ist ein wichtiger Faktor für die Strafmaßfindung.“
Bini meinte zudem, dass Richter Kaplan aufgrund der Richtlinien für die Strafzumessung den zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs von FTX verlorenen Betrag berücksichtigen müsse und nicht den Rückzahlungsplan, den das Unternehmen im Konkursverfahren vorgeschlagen hat. Dieser Plan sieht vor, dass FTX-Nutzer für ihre verlorenen Krypto-Vermögen auf der Grundlage der Kurswerte vom November 2022 in Fiatwährungen entschädigt werden – viele Beobachter haben jedoch darauf hingewiesen, dass ihnen dadurch die jüngsten Wertsteigerungen von Bitcoin und anderen Kryptowährungen entgehen würden.
„Mein ganzes Leben ist zerstört worden“, gab ein FTX-Nutzer mit zwei Kindern entsprechend in einer Erklärung vor Gericht zu bedenken. Dem fügte er an: „Ich habe dem Risiko, das SBF mit meinem Geld eingegangen ist, nicht zugestimmt.“

Der Fall von Bankman-Fried ist vor allem ein Novum, wenn es darum geht, dass eine hochrangige Persönlichkeit aus der Kryptobranche einen vollständigen Prozess durchläuft und verurteilt wird. Ross Ulbricht, der Gründer des berühmt-berüchtigten Darknet-Marktplatzes Silk Road, wurde 2015 zu zwei lebenslangen Haftstrafen ohne die Möglichkeit auf Bewährung verurteilt. Elizabeth Holmes, die Gründerin von Theranos, wurde hingegen zu mehr als 11 Jahren Haft verurteilt, weil sie übertriebene oder gefälschte Behauptungen über die medizinische Technologie ihres Unternehmens aufgestellt hatte – um zwei vergleichbare Fälle mit sehr unterschiedlichen Straffindungen als Referenz zu geben.
In der Kryptobranche hat sich der ehemalige CEO von Binance, Changpeng „CZ“ Zhao, inzwischen ebenfalls eines Kapitalverbrechens schuldig bekannt, das mit dem Versäumnis zusammenhängt, ein wirksames Programm zur Bekämpfung der Geldwäsche bei seiner Kryptobörse aufrechtzuerhalten, und soll dafür im April verurteilt werden. Der ehemalige CEO von Celsius, Alex Mashinsky, der wegen Betrugs und Irreführung von Kunden angeklagt ist, soll wiederum im September vor Gericht gestellt werden.
„Ich glaube nicht, dass sich der Fall [CZ] so stark auswirken wird, weil es sich um sehr unterschiedliche Fälle handelt“, so Bini. Und weiter: „Der Fall Mashinsky könnte hingegen große Auswirkungen haben, weil derselbe Verteidiger jetzt SBF vertritt und beide Fälle im Southern District of New York liegen. Sie sind nicht genau die Gleichen, aber [...] Mashinsky wird sicherlich genau zuhören, was bei SBF herauskommt.“
Bankman-Frieds Verurteilung ist für den 28. März um 9:30 Uhr ET in New York angesetzt, sein erster Auftritt vor Gericht seit dem Verzicht auf einen möglichen Interessenkonflikt für seine Anwälte. Es ist unklar, ob die Familie von SBF anwesend sein wird.
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