Der Bitcoin (BTC)-Kurs ist am 21. November weiter zurückgegangen und erreichte ein neues Jahrestief bei 15.654 US-Dollar.

Dem Rückgang ging ein marktweiter Einbruch voraus, der von Anlegern ausgelöst wurde, die aus Angst vor einer Ansteckung durch die Situation um FTX aus dem Markt ausgestiegen sind.

Die Aktienmärkte haben ebenfalls ein Minus verzeichnet. Der Nasdaq ist dabei um 1 Prozent und der S&P 500 um 0,42 Prozent zurückgegangen. Grund dafür war die Besorgnis der Anleger über die steigenden Zinssätze.

Daten von Coinglass zeigen, dass am 20. und 21. November über 100 Millionen US-Dollar an fremdfinanzierten Long-Positionen liquidiert wurden, da Investoren einen weiteren Ausverkauf befürchten, falls Digital Currency Group (DCG) und BlockFi die Finanzierung nicht sicherstellen können und gezwungen sind, Insolvenz anzumelden.

Open Interest bei BTC nach Strike-Preis. Coinglass

Einige Analysten wetten darauf, dass der Bitcoin-Kurs unter 14.000 US-Dollar fallen wird. Dadurch könnten weitere 10.000 BTC liquidiert werden.

Wir wollen die wichtigsten Gründe betrachten, warum der Bitcoin-Kurs heute gefallen ist.

On-Chain-Daten verweisen auf historische Spitzenwerte bei den realisierten Verlusten

Der Bitcoin-Kurs reagiert auf den Druck durch die FTX-Ansteckung und erreicht ein neues Jahrestief, nachdem viele dachten, dass ein Boden bereits gefunden worden sei.

Daten von Glassnode zeigen , dass die realisierten Verluste sich auf 1,45 Milliarden US-Dollar belaufen. Das ist der viertgrößte Wert überhaupt.

Glassnode kommentierte dazu:

"Es wurden vergleichsweise geringe Gewinne in Höhe von 83 Millionen US-Dollar realisiert, was darauf hindeutet, dass die überwiegende Mehrheit des derzeit ausgegebenen Volumens von Anlegern aus dem aktuellen Zyklus stammt."
Realisierte Verluste für Bitcoin. Quelle: Glassnode

Steigende Zinsen in den USA und im Ausland belasten Bitcoin-Kurs

Laut dem Bericht zum Verbraucherpreisindex ist die Inflation in den Vereinigten Staaten im September gegenüber dem Vormonat um 0,6 Prozent gestiegen. 

Der Verbraucherpreisindex ist ein wichtiges Barometer für den Inflationsdruck in den Vereinigten Staaten und stieg im September um 8,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat und damit etwas stärker als die von Experten prognostizierten 8,1 Prozent.

Im Vorfeld des VPI-Berichts am 10. November verzeichnete Bitcoin einen Rückgang um 12 Prozent innerhalb von 24 Stunden und erreichte ein Rekordtief für 2022.

Investoren befürchten weitläufige Ansteckung auf dem Krypto-Markt 

Der Grayscale Bitcoin Trust der DCG hält 633.000 BTC und ist damit einer der größten Bitcoin-Besitzer. Die DCG-Tochter Genesis Trading hat Geld auf FTX liegen und die jüngste Volatilität hat in ihrer Bilanz offenbar für ein Minus von 1 Milliarde US-Dollar gesorgt. Die Tatsache, dass Genesis Schwierigkeiten hat, Geld zu beschaffen, und signalisiert, dass das Unternehmen möglicherweise keine andere Wahl hat, als Insolvenz anzumelden, führte zu Befürchtungen, dass ein weiterer schwarzer Schwan im Anmarsch ist.

BTC-Bestände von Grayscale Quelle: Coinglass

Dem Wall Street Journal zufolge ist BlockFi möglicherweise ebenfalls kurz vor der Insolvenz, wenn das Unternehmen keinen Käufer findet. Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Auswirkungen von FTX auch große Unternehmen treffen können.

SoFi wird von Regulierungsbehörden ebenfalls unter Druck gesetzt. Der Senatsbankausschuss ermahnte das Unternehmen in mehreren Schreiben vom 21. November, sich an die Bankstandards zu halten. Eine Antwort von SoFi wird bis zum 8. Dezember erwartet.

Kann der Bitcoin-Kurs noch irgendwie steigen?

Die kurzfristige Unsicherheit auf dem Krypto-Markt scheint nichts an den langfristigen Aussichten der institutionellen Anleger geändert zu haben. Laut Robin Vince, dem CEO von BNY Mellon, ergab eine von der Bank in Auftrag gegebene Umfrage, dass 91 Prozent der institutionellen Anleger daran interessiert sind, in den nächsten Jahren in tokenisierte Vermögenswerte zu investieren. 

Rund 40 Prozent davon haben bereits Kryptowährungen in ihren Portfolios und etwa 75 Prozent investieren aktiv in digitale Vermögenswerte oder ziehen das in Erwägung.

Nach der FTX-Pleite ist die Sorge und der Ausverkauf bei Bitcoin spiegelt sich in den hohen realisierten Verlusten und dem wachsenden Short-Interesse wider, das die On-Chain- und Derivatdaten aufweisen.

Langfristig rechnen die Marktteilnehmer immer noch mit einem Anstieg des Bitcoin-Kurses, zumal immer mehr Banken und Finanzinstitute trotz des Chaos zu digitalen Bargeld für Abrechnungszwecke übergehen.

Die Ansichten und Meinungen, die hier aufgeführt werden, sind ausschließlich die des Autoren und spiegeln nicht zwangsläufig auch die Ansichten von Cointelegraph.com wieder. Jedes Investment und jeder Handel gehen mit Risiken einher und Sie sollten gut recherchieren, bevor Sie eine Entscheidung treffen.