Die Zentralbank von Frankreich plant, im Jahr 2020 eine digitale Zentralbankwährung (CBDC) für Finanzinstitute zu testen. François Villeroy de Galhau, der Gouverneur der Bank von Frankreich, kündigte an, dass die Bank bis Ende des ersten Quartals 2020 einen digitalen Euro testen wolle, wie die französische Finanzzeitschrift Les Echos am 4. Dezember berichtete.

Die Bank von Frankreich bestätigte diese Nachricht auf Twitter. Sie erklärte zudem, dass die Ankündigung auf einer Konferenz gemacht wurde, die von der französischen Aufsichts- und Beschlussstelle und der Finanzmarktaufsicht gemeinsam veranstaltet wurde.

Pilotprojekt für digitalen Euro ohne Privatkunden

Dem Bericht zufolge soll sich das Pilotprojekt für den digitalen Euro nur an private Finanzinstitute richten. Einzelhandelszahlungen von Privatleuten sind dabei nicht vorgesehen. Villeroy erklärte, dass eine digitale Währung für Privatkunden "einer besonderen Überwachung" bedürfe.

Wie Les Echos berichtete, soll dieses Projekt die Effizienz des französischen Finanzsystems stärken und gleichzeitig das Vertrauen in die Währung sicherstellen.

Auswirkungen des Libra vorgreifen

Außerdem soll das Projekt die Souveränität Frankreichs über private digitale Währungsprojekte, wie dem Stablecoin Libra von Facebook, wahren, so Villeroy.

Die Haltung von Villeroy greift zuvor gemachte Äußerungen des französischen Finanzministers Bruno Le Maire auf. Dieser erklärte, dass die Regulierungsbehörden die Einführung des Libra im europäischen Raum der Währungssouveränität wegen nicht zulassen könnten.

Frankreich hat sich klar gegen den Libra positioniert, genau wie Deutschland, Italien, Spanien und die Niederlande.

Villeroy appelliert an Frankreich: Erstes Land der Welt mit einer CBDC werden

In einem Tweet der Bank von Frankreich betonte der Direktor, dass Frankreich das erste Land der Welt sein sollte, das eine CBDC ausgibt und anderen Regionen als Beispiel dient. Er erklärte:

"Es wäre in unserem Interesse, mindestens eine digitale Zentralbankwährung rasch herauszugeben, um weltweit der führende Emittent zu werden und die Vorteile einer beispielhaften digitalen Zentralbankwährung zu genießen."

Frankreich: Ein wichtiger Blockchain-Technologie- und Bitcoin-Nutzer

Frankreich ist eines der führenden Länder in Sachen Krypto- und Blockchain-Technologie-Nutzung. Die Regierung des Landes hat eine Reihe von Projekten im Zusammenhang mit diesen Branchen ins Leben gerufen und gefördert.

Ende November 2019 rief der erste stellvertretende Gouverneur der Bank von Frankreich zu einem Blockchain-Abwicklungs- und Zahlungssystem in Europa auf. Wie Cointelegraph am 20. November berichtete, validierte das Informations- und Öffentlichkeitsarbeitszentrum der französischen Armee und Gendarmerie die Gerichtskosten, die bei Ermittlungen gegen die damalige Blockchain von Tezos (XTZ) entstanden sind.

Neben der Entwicklung im Bereich Blockchain hat sich Frankreich auch zu einem der wichtigsten Nutzer der größten Kryptowährung Bitcoin (BTC) entwickelt. Mitte Oktober brachte das französische Krypto-Startup Keplerk einen Dienst zur Annahme von Bitcoin-Zahlungen in über 5.200 Tabakläden in Frankreich auf den Markt. Zuvor berichtete Cointelegraph, dass mindestens 30 französische Einzelhändler bis Anfang 2020 Bitcoin-Zahlungen an über 25.000 Verkaufsstellen akzeptieren wollen.