Kryptowährungen werden bislang nur in geringem Umfang für Geldwäsche und Terrorfinanzierung genutzt. Zu diesem Ergebnis kommt die am 19. Oktober veröffentlichte ers­te Na­tio­na­le Ri­si­ko­ana­ly­se des deutschen Bundesfinanzministeriums.

Für die bereit im Dezember gestartete erste Na­tio­na­le Ri­si­ko­ana­ly­se im Be­reich Be­kämp­fung von Geld­wä­sche und Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung wa­ren un­ter Fe­der­füh­rung des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums der Fi­nan­zen 35 Be­hör­den aus Bund und Län­dern be­tei­ligt.

Kryptowährungen kaum für Geldwäsche und Terror genutzt

Anders als von manchen Beobachtern vermutet, stellen Kryptowährungen laut Nachforschungen der beteiligten Behörden aktuell kein großes Problem in den zwei genannten Bereichen dar. Bezüglich Geldwäsche heißt es in der Nationalen Risikoanalyse:

“Insgesamt ist mit Blick auf die vielen verschiedenen Kryptowerte festzuhalten, dass derzeit noch keine großumfänglichen Geldwäscheaktivitäten erkennbar sind. Zum einen sind Kryptowerte (in Gestalt von Kryptowährungen) mit großen Wertschwankungen verbunden, zum anderen ermöglichen einfachere anonyme Zahlungsmittel (etwa in erster Linie Bargeld) vielfach das Waschen von Geldern mit wesentlich geringerem Aufwand.”

Die Geldwäschebedrohung für Deutschland werde vor diesem Hintergrund aktuell mit mittel bis niedrig bewertet. Nach Meinung der Behörden sollte die Entwicklung aber weiterhin verstärkt beobachtet werden, da eine Zunahme der Geldwäscheaktivitäten nicht ausgeschlossen werden könne.

Beim Bereich Terrorfinanzierung kommt die Risikoanalyse zu einem ähnlichen Ergebnis, schließt jedoch eine veränderte Gefahrenlage für die nahe Zukunft nicht aus:

“Das Risiko der Nutzung von Kryptowerten für die Terrorismusfinanzierung wird derzeit als niedrig eingestuft. Eine Steigerung des Risikopotentials in den kommenden Jahren ist, abhängig von verschiedenen Entwicklungen, nicht auszuschließen.  Es liegen Hinweise zur Nutzung von Kryptowerten in den Bereichen Rechtsextremismus und Islamismus vor, wobei keine gesicherten Erkenntnisse dafür existieren, dass Kryptowerte in größerem Umfang für die Terrorismusfinanzierung genutzt wurden.” 

Bargeld deutlich attraktiver

Neben den starken Wertschwankungen bei Kryptowährungen sieht die Risikoanalyse vor allem im technischen Aufwand zur Anonymisierung von Krypto-Transaktionen eine Hürde für deren breitere Nutzung. Die Verwendung von Bargeld hinterlasse im Gegensatz dazu keine verfolgbaren Spuren und sei leicht zu handhaben. Es sei deshalb davon auszugehen, dass etwa im Bereich der Terrorismusfinanzierung Geldtransfers weiterhin über Bargeldkuriere erfolgen werde.

Zumindest durch das verstärkte Aufkommen von Stablecoins dürften Krypto-Transaktionen auch für kriminelle Zwecke künftig interessanter werden. Nicht zuletzt aus diesem Grund pochen Regulierungsbehörden weltweit bei Facebooks Libra-Projekt auf besonders hohe Standards. Dem Problem einer kompletten Anonymisierung von Blockchain-Transaktionen begegnen Behörden mit einem konzertierten Vorgehen gegen sogenannte Kryptowährungs-Tumbler.