Coinbase, eine führende amerikanische Kryptobörse und Wallet, ist an die Finanzaufsichtsbehörde herangetreten, um den Erhalt einer staatlichen Banklizenz anzufordern. Dies berichtete das Wall Street Journal (WSJ) am 18. Mai.

Zitiert wird „eine Person, die mit der Angelegenheit vertraut ist”. Unter Berufung auf diese, führt das WSJ aus, dass Coinbase mit dem US Office of the Comptroller of the Currency (OCC) Kontakt aufgenommen hätte. Die Behörde ist Teil des Finanzministeriums und zeichnet sich verantwortlich für die Überwachung des Geld- und Kreditwesens. Coinbase soll mit dieser über das eigene Geschäftsmodell gesprochen und im Zuge dessen eine Banklizenz angefordert haben.

Ein Coinbase-Sprecher lehnte gegenüber des WSJ jeglichen Kommentar ab, merkte jedoch an, dass das Unternehmen „sich selbst verpflichtet, eng mit den Aufsichtsbehörden auf Landes- und Bundesebene zusammenzuarbeiten, um zu gewährleisten, dass alle angebotenen Produkte und Dienstleistungen ordnungsgemäß lizensiert sind.“ Weder OCC noch Coinbase haben bisher auf Nachfrage von Cointelegraph reagiert.

Anfang April hatte das WSJ mitgeteilt, dass Coinbase ebenfalls beabsichtigte, sich bei der US Securities and Exchange Commission (SEC) als lizensierte Maklergesellschaft und elektronischen Handelsplatz anzumelden. Diese Behörde ist wiederum für den Wertpapierhandel zuständig. Zu Beginn dieser Woche kündigte Coinbase seine Pläne an, Produkte für größere Investment-Institute anzubieten, darunter Hedgefonds.

Das WSJ verweist darauf, dass eine staatliche Banklizenz Coinbase ermöglichen würde, eigene Wertpapier- und Zahlungsdienstleistungen zu offerieren, wobei man auf eine nutzungsbeschränkte Konzession der OCC zurückgreift. Gleichzeitig wird das Unternehmen so für größere Institutionen attraktiv. Des Weiteren müsste Coinbase so lediglich mit einer bundesweiten Aufsichtsbehörde zusammenarbeiten, anstatt mit mehreren Landesbehörden. Außerdem können man seinen Kunden so staatlich versicherte Bankkonten zur Verfügung stellen.

Joseph Otting von der OCC sagte bei einem Treffen des Bankenverbandes im April allerdings, dass die meisten Fintech-Firmen, die auf den Erhalt einer Banklizenz hinwirken, damit lediglich die Regulierung durch die Aufsichtsbehörden der Bundesländer umgehen wollen:

„Jedes Mal, wenn sie zu uns kommen, und wir ihnen klarmachen, was die tatsächlichen Anforderungen für eine Bank sind, dann werden sie ganz blass und hinterlassen Bremsspuren auf dem Weg nach draußen.“

Kürzlich hat die US-Regierung begonnen, etwaige Richtlinien für Kryptowährungen auszuloten. In diesem Zusammenhang führte die SEC Anfang März Untersuchungen über Kryptofirmen durch. Mitte März gab es durch das Subcommittee on Capital Markets, Securities, and Investment eine Anhörung zu den Themen Kryptowährungen und Initial Coin Offerings (ICOs), wozu der Leiter der Rechtsabteilung von Coinbase, Mike Lempres, als einer der vier Hauptzeugen der Branche eingeladen wurde.

Während der Anhörung bezeichnete Lempres den derzeitigen amerikanischen Rechtsrahmen für Kryptowährungen als „schädigend für gesunde Innovation“ - auf Grund eines Mangels an Klarheit.