Die letzten Tage waren durchaus spannend für eine Reihe von Börsen, die auf grünes Licht für diverse börsengehandelte Bitcoin-Fonds (Bitcoin-ETFs) hoffen.

Am 22. August veröffentlichte die US-amerikanische Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde (SEC) ihre Entscheidung hinsichtlich neun separat eingereichten ETF-Bewerbungen von drei den Bewerbern ProShares, Direxion und GraniteShares.

Der Regulator lehnte die Anträge allesamt ab und beendete damit zunächst die Pläne zur Weiterführung der einzelnen Produkte. ProShares hatte Anträge auf zwei Bitcoin-ETFs eingereicht, Direxion Anträge für insgesamt 5 Produkte und auch GraniteShares wollte insgesamt zwei neue Produkte einführen.

Doch die SEC scheint eine Kehrtwende gemacht zu haben und verkündete am 23. August, die Ablehnung der 9 ETFs zu überprüfen.

Der Regulator gab keinen Zeitrahmen für die Prüfung bekannt, doch es scheint so, als könnten die Bewerber im Endeffekt doch in der Lage sein, ihre Produkte weiterzuführen.

Angst vor betrügerischem Verhalten und Preismanipulationen

Die SEC begründete ihre Entscheidung gegen jeden einzelnen ETF gleich; alle Firmen scheinen nicht die Anforderungen zu erfüllen, die "betrügerischen und manipulativen Aktionen und Praktiken" vorbeugen können.

Darüber hinaus äußerte der Regulator Bedenken hinsichtlich der Größe des Bitcoin-ETF-Marktes. Da der Sektor sehr klein ist, wird befürchtet, dass die Börsen nicht in der Lage sein werden, Marktmanipulationen zu verhindern.

"Unter anderem hat die Börse keine aufgezeichneten Beweise dafür vorgelegt, dass die Bitcoin-Futures-Märkte "Märkte von bedeutender Größe" sind. Dieses Scheitern ist kritisch, weil [...] die Börse es versäumt hat, sicherzustellen, dass andere Maßnahmen zur Verhinderung betrügerischer und manipulativer Aktionen oder Praktiken etabliert wurden. Dadurch ist eine geteilte Überwachung mit einem regulierten Markt von bedeutender Größe, der mit Bitcoin in Verbindung steht, nötig."

Ebenfalls wichtig  ist, dass die SEC verdeutlichte, dass die originale Entscheidung in keiner Weise von dem Wert und den Anwendungsfällen von Bitcoin und Blockchain-Technology beeinflusst wurde - oder eine Reflexion jener darstellt.

"[Die Agentur] betont, dass diese Ablehnung nicht auf der Evaluation basiert, ob Bitcoin, oder Blockchain-Technologie im Allgemeinen, einen Nutzen oder Wert als Innovation oder Investment hat."

Licht am Horizont

Cointelegraph hat sich mit Anthony Pompliano in Verbindung gesetzt, dem Gründer und Partner bei Morgan Creek Digital Assets, welcher das Thema in seinem Newsletter Off The Chain diese Woche ansprach.

Pompliano hob die wichtigsten Entscheidungen aus dem Urteil der SEC hervor, die fair gewesen zu sein scheinen, während sie sich auch weiterhin auf die Sicherheit der Anleger konzentrieren.

Die besagten ETFs unterscheiden sich in gewisser Weise von anderen Angeboten, die ebenfalls von der SEC abgelehnt wurde. Die neun ETFS sind durch Derivate gesichert, was bedeutete, dass die Börsen Future-Verträge und keine tatsächlichen Bitcoins besitzen.

Auch wenn die SEC ihr neustes Urteil erneut überprüfen will, ist Pompliano überzeugt, dass die Krypto-Industrie erst 2019 mit der Markteinführung von Bitcoin-ETFs rechnen sollte.

"Die Kryptoindustrie wird irgendwann von der SEC genehmigte Einzelhandelsprodukte erhalten. Erst müssen jedoch die richtige Infrastruktur und richtige Kontrollen eingerichtet werden. Zu diesen Arbeiten gehört die Umsetzung einer qualifizierten Verwahrung und die Verhinderung von Marktmanipulationen. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die Regulierungsbehörden mit den Anti-Marktmanipulationsmaßnahmen zufrieden geben werden, die im Laufe dieses Jahres geschaffen werden. Dies verschiebt die ETF-Genehmigung auf 2019."

Die Pompliano bemerkt, herrscht derzeit eine gewisse Vernarrtheit in Bitcoin-ETFs vor und die Möglichkeit einer Ausgabe sorgt für verbesserte Stimmung am Krypotwährungsmarkt. Doch die Finanzinstrumente könnten sich ebenfalls negativ auf die Stabilität von Bitcoins Wert auswirken, wie Pompliano anmerkt:

"Tatsächlich kann das Argument vorgebracht werden, dass ein ETF einfach mehr Menschen die Möglichkeit gibt, Bitcoin zu shorten, was den Preis nach unten treiben würde. Auch wenn dies höchst unwahrscheinlich erscheint, konnten wir einen deutlich stärkeren Preisdruck nach unten im Markt beobachten, als vor rund neun Monaten Bitcoin-Futures vorgestellt wurden. Wir leben in einem unvorhersehbaren Markt, von daher ist alles möglich."

Cointelegraph wandte sich auch an den Cornel-Universitätsprofessor Emin Gün Sirer, der sich nach der Entscheidung der SEC positiv äußerte:

"Die Argumentation der SEC ist absolut fair. Die gute Nachricht ist, dass sie nicht negativen über Krypto als Vermögenswertkategorie sagen. Tatsächlich scheinen sie geneigt zu sein, es in der gleichen Kategorisierung wie alle anderen Vermögenswerte zu akzeptieren und die gleichen Standards wie sonst auch anzuwenden. Die Probleme, die sie anführen, haben nichts mit dem Vermögenswert, sondern mit dem Ökosystem, das um sie herum gebaut wurde, zu tun."

Gün Sirer glaubt, dass der größte Stolperstein bei den Krypto-Börsen selbst liegt, welche sich weiterhin mit Problemen wie Betrügern und fehlenden, regulatorischen Rahmenwerken herumschlagen müssen:

"Die Krypto-Gemeinschaft hofft weiterhin auf ein Wunder, darauf, dass die SEC einen plötzlichen Sprung in ihrer Beurteilung macht und Jahrzehnte ihrer eigenen Praktiken über den Haufen wirft - und wird dabei am Ende stets enttäuscht. Die SEC hat geduldig eine Reihe kleinerer Probleme aufgezählt, die alle mit Fehlverhalten an den Börsen zusammenhängen. Die Krypto-Gemeinschaft muss lernen, besser zu fordern und das Ökosystem in Richtung höherer Standards auszubauen."

Solange das nicht passiert, glaubt der Professor, dass die SEC weiterhin ETF-Genehmigungen ablehnen wird.

Der Krypto-Analyst Brian Kelly reagierte auf die Nachrichten in einem Segment CNBCs "Fast Money Show" positiv und suggerierte, dass die neusten Entwicklungen auf eine mögliche Genehmigung von Bitcoin-ETFs im Februar 2019 hindeuten. Die Eintrittsbarrieren sind seiner Ansicht nach die Fähigkeit der SEC, den Handel genau zu beobachten und Betrug und Manipulation zu erkennen.

Darüber hinaus glaubt die SEC laut Kelly, dass der Markt für Bitcoin-Futures noch nicht reif ist - da er erst seit Dezember 2017 überhaupt existiert.

"Ich denke, wir nähern und inkrementell dem Ziel, einen ETF zu bekommen und eine sehr positive Sache war dahingehend, dass Bitcoin nicht ausverkaufte. Wenn ein Markt, sei es Bitcoin oder Öl, sich nicht aufgrund von Nachrichten verkauft, wie er sollte, bedeutet das, dass sich die Stimmung ändert."

Wellen der Veränderung

Auch wenn unklar bleibt, wann die SEC ihre Ergebnisse nach der Überprüfung ihrer neusten Entscheidung veröffentlichen wird, gibt es eine Menge, worauf wir uns im September freuen können.

Am 21. September wird die SEC ihre Entscheidung über die von Direxion vorgeschlagene ETF fällen, während die Entscheidungsdeadline für einen weiteren Bitcoin-ETF, der vom Finanzdienstleistungsunternehmen SolidX und der Investmentfirma VanEck vorgeschlagen wurde, auf den 30. September gelegt wurde.

Es scheint, als versuche der Regulator, sich selbst mehr Zeit zu geben, um eine gut-informierte Entscheidung treffen zu können, was die börsengehandelten Produkte angeht. Dieses Verhalten geht mit der Ankündigung im Juli einher, als die zweite Bewerbung der Winklevoss-Zwillinge für die Markteinfuhr eines Bitcoin-ETFs abgelehnt wurde.

Die Entscheidung hatte weitreichende Effekte für den Kryptowährungsmarkt, wo die Preise im Zuge der Entscheidung für nahezu alle Handelsgüter einbrachen.

Die SEC-Kommissarin Hester Peirce war ein überzeugter Befürworter der Genehmigung von Bitcoin-gestützten ETFs. Als die Regulierungsbehörde die Bitcoin-ETF der Winklevoss-Zwillinge zum zweiten Mal ablehnte, distanzierte sie sich öffentlich von der Entscheidung.

In ihrem Statement sagte Peirce, dass allein die Erschaffung von Bitcoin-bezogenen, börsengehandelten Produkten (ETPs) Mainstream- und institutionellen Investoren gleichermaßen Kryptowährungen näherbringt - und dass in einem regulierten und besser abgesicherten Umfeld:

"Ein auf Bitcoin basierendes ETP würde Anlegern ein indirektes Engagement in Bitcoin durch ein Produkt ermöglichen, dass auf einem regulierten Wertpapiermarkt gehandelt wird, was einige der Reibungspunkte und Bedenken, die beim direkten Kauf und Besitz von Bitcoin entstehen, eliminieren würde. Sollten die besagten ETPs genehmigt werden, könnten Investoren aussuchen, ob sie kaufen oder die Finger davon lassen."

SEC agiert mit Bedacht

Obwohl die SEC offenbar eine harte Haltung gegenüber Börsen eingenommen hat, die Bitcoin-ETFs einführen wollen, lohnt es sich, einen Schritt zurückzutreten und ihre übergreifende Rhetorik zu diesem Thema zu betrachten.

Diese jüngste Entscheidung, die Ergebnisse ihrer eigenen Mitarbeiter zu überprüfen, legt nahe, dass die Regulierungsstelle ins Jonglieren geraten ist.

Wie der Geschäftsführer der SEC, Jay Clayton, im Februar sagte, möchte die Organisation ein Umfeld schaffen, welches das Wachstum im Sektor fördert und gleichzeitig die Anleger vor betrügerischen Praktiken und Betrügereien schützt:

"In einfachen Worten sollten wir das Streben nach technologischem Fortschritt sowie neue und innovative Techniken zur Kapitalbeschaffung begrüßen, aber nicht auf Kosten der Prinzipien, die unseren fundierten und bewährten Ansätzen zum Schutz von Investoren und Märkten zugrunde liegen."

Insofern könnten die Probleme, die die SEC zu lösen versucht, durch die Verwendung von Kryptowährungen und Blockchain-Technologie gut beantwortet werden.

Herkömmliche Börsen werden von Wirtschaftsprüfern und juristischen Personen in Schach gehalten, die sicherstellen, dass Märkte vor irregulärem oder betrügerischem Verhalten von Börsen geschützt sind. Hier könnten Blockchain-Tech und Kryptowährungen laut Gün Sirer die Sphäre revolutionieren:

"Krypto-Vermögenswerte sind besonders und anders. Es ist uns möglich, die technischen Maßnahmen zu implementieren, die durch ihren Aufbau solche Fehlpraktiken verhindern können. Insofern besitzt Krypto die Chance, die Standards, die die SEC auf die Wall Street anwendet, nicht nur einzuhalten, sondern zu übertreffen. Wir können hier die Welt regieren, alle anderen Anlageklassen durch einen sorgfältigen und sorgfältigen Einsatz von Technologie anführen und die Tokenisierung konventioneller Anlagen in diesem Prozess erleichtern. Natürlich bedarf es dafür das Umlegen eines Schalters, weg von blinden Spekulationen und verzerrten Märkten und Richtung besseren, technologischen Entwicklungen. Je schneller die Krypto-Gemeinschaft es schafft, einen geeinten Schritt zu gehen, um die Börsen zu säubern und bessere, hochgesicherte, dezentralisierte Börsen zu implementieren, desto schneller werden SEC-genehmigte ETFs Realität werden."

Marktvolatilität

Die Ankündigung der SEC, die ursprüngliche Entscheidung neu zu überdenken, hatte spürbare Auswirkungen auf den Kryptowährungsmarkt und sorgte dafür, dass Bitcoin sich nach einem kleinen Abfall nach der ursprünglichen Ablehnung am 22. August wieder erholte.

Die Kehrtwende der SEC markiert eine Woche voller Schwankungen, die ebenfalls von Chinas neustem Vorgehen gegen Kryptowährung-Events in einigen Teilen von Beijing beeinflusst wurden. Bei Redaktionsschluss wird Bitcoin für 5.500 Euro (6.400 US-Dollar) gehandelt.

Bitcoin 7-Tage-Preischart

Bitcoin 7-Tage-Preischart Quelle: Cointelegraph .

Melde dich bei unseren Sozialen Medien an, um nichts zu verpassen: X, YouTube, Instagram und Telegram – aktuelle Nachrichten, Analysen, Expertenmeinungen und Interviews mit Fokus auf die DACH-Region.