Die Schweizer Tokenisierungs-Plattform Blockstate bietet in ihrer am 4. Juni veröffentlichten Global STO Study einen tiefen Einblick zum noch jungen Trend für Security Token Offerings (STO).

Blockstate, das selbst im Juni mit einem eigenen Security Token Offering gestartet war, ermöglicht Unternehmen neben der Tokenisierung von Aktien auf der Ethereum-Blockchain auch die Durchführung von STOs für  Schuldverschreibungen, Immobilienbeteiligung und auch sogenannte “unbankable Assets” wie Kunstobjekten oder seltenen Rohstoffen. Über die Marktsituation ist das Unternehmen daher ziemlich gut im Bilde.

Verglichen werden in der Analyse einzelne Länder hinsichtlich der dort bislang durchgeführten STOs, das jeweils eingesammelte Gesamtvolumen in US-Dollar, die STO-Anzahl pro Jahr und Industrie sowie das Zielvolumen im Vergleich zum tatsächlich eingesammelten Volumen. 

Was die Häufigkeit an geplanten und durchgeführten STOs betrifft, führen die USA im Untersuchungszeitraum von 2017 bis zum 18. Juni 2019 die Liste mit aktuell 34 Security Token Offerings an, gefolgt von der Schweiz mit 14 auf Platz zwei und dem Vereinigten Königreich mit 11 auf Platz drei. In Deutschland sind bislang 5 STOs bekannt, womit die Bundesrepublik laut Blockstate innerhalb Europa auf dem dritten Platz liegt.

Anzahl der STOs pro Land (Quelle: Blockstate)

Anzahl der STOs pro Land (Quelle: Blockstate)

Ganz vollständig sind die von Blockstate erhobenen Daten allerdings nicht. Österreich fehlt etwa in der Liste, obwohl dort das Blockchain-Unternehmen Blockpit und das Windkraft-Startup Blue Power bereits STOs durchführen. Blockstate hat nur Länder mit bislang mehr als zwei STOs berücksichtigt. Die Untersuchung der insgesamt 124 Projekte, welche alle in der Web-Version der Studie einzeln aufgeführt werden, zeichnet trotzdem ein relativ genaues Bild der Gesamtsituation.

Dass der Trend von STOs noch recht jung ist, wird dadurch deutlich, dass von diesen 124 Projekten bislang nur 51 Prozent abgeschlossen sind. Die STO-Welle scheint somit erst so richtig anzurollen, was auch mit den lange Zeit bestehenden rechtlichen Hürden zu tun hat. In Deutschland wurde das erste STO von Bitbond durch die BaFin etwa erst am 21. Februar genehmigt.

Das bislang durch STOs eingesammelte Kapital kratzt trotzdem bereits an der Marke von einer Milliarde US-Dollar (953,088,796 US-Dollar), von denen mit 559,4 Millionen der Großteil auf die USA entfallen. Die Mehrheit des investierten Kapitals entfällt dabei auf eine Hand voll Mega-Projekte, wie etwa die STOs von Polymath (207 Mio US-Dollar), tZero (134 Mio. US-Dollar) oder Proxima Media (100 Mio. US-Dollar). Aber auch in Europa ist mit dem 47,5 Mio. US-Dollar schweren STO von Jinbi (Weißrussland) bereits ein Schwergewicht zu finden. Das bislang größte deutsche STO von Neufund ist mit einem Zeichnungsbetrag von 4,4 Millionen US-Dollar vergleichsweise klein.

Die große Ära der Initial Coin Offerings (ICO) ist laut der Studie vorbei. Nach Schätzungen wird ihre Gesamtzahl im Jahr 2019 im Vergleich zu den 2.517 ICOs von 2018 auf weniger als die Hälfte schrumpfen, während gleichzeitig STOs an Fahrt aufnehmen. Bereits in 2020 dürften STOs beim globalen Emissionsvolumen (Schätzwert für 2019: 1,82 Millarden US-Dollar) das durch ICOs erlöste Kapital übertreffen (Schätzwert für 2019: 2,28 Milliarden US-Dollar).

 

Finanzierungsmethoden nach Anzahl und Volumen (Quelle: Blockstate)

Interessant ist auch die Aufschlüsselung nach Branchen. Der Finanzsektor scheint die Chance erkannt zu haben, mit STOs an frisches Kapital zu kommen. Dass Krypto-Token in Konkurrenz zu klassischen Aktien und Finanzierungsformen stehen, scheint ausgerechnet diese Marktteilnehmer nicht zu stören, wenn es um die Aufnahme von eigenem Kapital geht. Ganze 77 Prozent aller STOs entfallen auf diesen Bereich, gefolgt vom Immobiliensektor (11 Prozent) und der Blockchain-Branche (4 Prozent). Bei den größten STOs im Finanzsektor (Polymath, tZero) handelt es sich um Betreiber eigener Tokenisierungsplattformen und damit um Konkurrenten klassischer Investmentbanken.

Anzahl der STOs nach Industrie (Quelle: Blockstate)

Was die genutzten Blockchains betrifft, werden die STOs mit einem Anteil von 94 Prozent über Ethereum realisiert. Es gibt aber auch Tokenisierungen über andere Blockchains wie etwa NEO oder Stellar.

Verteilung der für STOs genutzten Protokolle (Quelle: Blockstate)

Die von Blockstate erhobenen Zahlen verdeutlichen, wie der STO-Boom aktuell gerade erst so richtig an Fahrt aufnimmt. Um bei diesem Geschäft kräftig mitzumischen, hat sich der Anbieter durch seine nicht nur für eine Anlageklasse geeigneten Tokenisierungsplattform und mit einer Partnerschaft mit der Solarisbank flexibel positioniert.

Schnelligkeit, um sich gut im Markt zu positionieren, scheint dabei angebracht. Neue Anbieter für STOs schießen aktuell nur so aus dem Boden, wie etwa Cashlink in Deutschland, Conda in Österreich oder Alethena, Mt. Pelerin und Daura in der Schweiz.