Da die Krypto-Märkte sehr sensible auf regulatorische und politische Entwicklungen reagieren, steht es außer Frage, dass die Meinung der Anführer der Welt - und was sie über Krypto denken - extrem wichtig sind, wenn es um die Richtung geht, welche Krypto-Märkte in Zukunft einschlagen werden. Viele Anführer waren bereit, sich die letzten paar Monate zurückzulehnen und Krypto einfach organisch sein und werden zu lassen - mehr oder weniger. Doch es zeichnet sich ab, dass die Zeit für offizielles Handeln immer näher rückt; ein Punkt an dem Bitcoin und Co. entweder von staatlichen "Razzias" erdrückt werden oder von wohlwollender Unterstützung profitieren.

Dennoch, eine einzelne konsistente Haltung gegenüber Krypto unter den Weltanführern ausfindig zu machen, ist nahezu unmöglich. Viele Anführer haben unterschiedliche Meinungen zu Bitcoin, Ethereum und andere Plattformen oder haben sich bisher noch überhaupt nicht öffentlich geäußert. Aber unter all dem Lärm scheint sich eine Erkenntnis zu verfestigen, nämlich, dass viele enthusiastisch über Blockchain-Technologien in ihrer abstrakten Form sind und weniger enthusiastisch, was die aktuell existierenden Kryptowährungen angeht.

Die könnte potenziell unschöne Implikationen für Krypto haben, wenn solche Positionen zu akuten Maßnahmen gegen dezentralisierte Plattformen führen, um stattdessen zentralisierte, Regierungs-gestützte Alternativen zu unterstützen. Wenn die dezentralisierten und von einer Gemeinschaft angetriebenen Kryptowährungen jedoch so mächtig sind, wie ihre Anhänger behaupten, könnte, was die Weltführer über Krypto sagen, auf lange Sicht keine wirklichen Auswirkungen haben.

Donald Trump: "Hat ein Auge" auf Bitcoin.

Wenn man aktuell einen Weltführer benennen sollte, der es liebt, wenn über ihn geredet wird, dann ist es Donald Trump. Es scheint jedoch so, dass Donald Trump nicht so scharf darauf ist, über Krypto zu sprechen, obwohl es möglich ist, seine allgemeine Haltung zu Bitcoin abzuleiten, indem man sich anschaut, was die Leute in seinem Umfeld über Kryptowährungen sagen. Und auch wenn die Worte aus seinem Umfeld vorsichtig gewählt sind und - zum Großteil - qualifizierte Beiträge waren, scheint es, dass Trump aktuell der Krypto-sympathischste Führer der westlichen Welt ist.

Eine der jüngsten Äußerungen von einer dem 45. Präsidenten nahestehenden Person stammte von Gary Cohn, welcher von Januar 2017 bis April 2018 als 11. Direktor des Wirtschaftsgremiums tätig war und davor als Präsident bei Goldman Sachs gearbeitet hatte. Er bestätigte seine Überzeugung, dass es eines Tages eine "globale Kryptowährung" geben wird. Schlechte Nachrichten für Bitcoin-Maximalisten sind jedoch, dass Cohn nicht glaubt, dass dieser globale Token Bitcoin sein wird. Stattdessen ist er überzeugt, dass jener Token, welcher aufsteigen und die Zukunft dominieren wird, nicht auf "Mining-Kosten oder Elektrizitätskosten oder so etwas" basieren wird.

Cohn ist, in anderen Worten, ein Mitglied des "Blockchain-nicht-Bitcoin"-Clubs und obwohl er nicht länger für die Trump-Administration als leitender Wirtschaftsberater arbeitete, scheint es so, als ob andere Figuren innerhalb Trumps engerem Kreis - sowie Trump selbst auch - ebenfalls Mitglieder sind. Im September enthüllte Margie Graces, die leitende Informationsdirektorin der US-amerikanischen Büros für Haushaltsfinanzen und Management, dass die Regierung Anwendungsfälle für Distributed Ledger Technologien erforscht, während auch andere Vertreter des Weißen Hauses die Adaption von Datenstandards vorantreiben, die wichtig für die nachhaltige Blockchain-Adaption erscheinen.

Dieser Enthusiasmus für Blockchain ließ auf eine ähnliche Haltung gegenüber Kryptowährungen hoffen. Diese Hoffnung wurde jedoch am 30. November bei einer Pressekonferenz größtenteils zunichte gemacht. Auf die Frage, ob "der Präsident all das - speziell Bitcoin - beobachtet" habe, antwortete die Pressesekretärin des Weißen Hauses Sarah Sanders:

"Ich weiß, dass dies etwas ist, das [Trump] im Auge hat."

Bezeichnenderweise wurde dieses Augenmerk hauptsächlich von Homeland Security-Berater Tom Bossert aufrechterhalten, was darauf hinwies, dass Bitcoin eher ein Thema der Trump-Regierung als der Aufregung war.

Während eine Aussage vom Generalstaatsanwalt Jeff Sessions im Oktober darauf hinwies, dass das Weiße Haus jene Kryptowährungen, die aktuell existieren, eher als Problem statt als Lösung betrachtet, deuten neuere Aussagen von einem weiteren ehemaligen Gehirn in Trumps Kreisen - Steve Bannon - darauf hin, dass der Präsident selbst eine äußert sympathische Beziehung zu Bitcoin pflegt. Im März lobte Bannon Kryptowährungen als eine Möglichkeit für Unternehmen und Regierungen, "von Zentralbanken wegzukommen, die Ihre Währung abwerten und Sklavenlöhne machen". Außerdem sollen Kryptowährungen laut Bannon es Einzelpersonen auch ermöglichen, die Macht über ihre persönlichen Daten von Tech-Unternehmen zurückzuerobern - welche als Geschäftskategorie nicht gerade zu den Unterstützern von Trump zählen.

Er führte sein Kommentar im Juni weiter aus und beschrieb Kryptowährungen als "revolutionär". Während es möglicherweise zu weit hergeholt ist, zu vermuten, dass Trump mit seinem Chefstrategen, den er im August gefeuert hatte, bei diesem Thema übereinstimmt, scheint es möglich, dass ein Präsident, der Steuersenkungen eingeführt hat und sich für eine kleinere Regierung ausspricht eine Technologie mögen kann, welche die Kontrolle von den zentralen Behörden zurückholt. Dennoch, auch wenn Trump sich privat für Bitcoin begeistert, ist es schwierig eine Übersetzung dieser Haltung in die neue Regierungspolitik zu erkennen - zumindest auf kurze Sicht und vor allem nicht, wenn man die wachsenden Tendenzen der SEC und der CFTC berücksichtigt, Kryptowährungen einzuschränken.

EU: Blockchain über Bitcoin, trotz Fangemeinde

Die Regierungen in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und Italien haben allesamt Intentionen geäußert, Kryptowährungen in ihre Gesetzbücher aufzunehmen, wobei ein gemeinsames Thema die Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Geldwäsche im Krypo-Handel sind.

Im Dezember enthüllte die Regierung in Großbritannien Pläne für ein neues Gesetz, dass den anonymen Handel bzw. den Handel, ohne eine Verifizierung der Identität, an Krypto-Börsen für illegal erklärt. Der Finanzminister Stephen Barclay sagte dazu:

"Wir arbeiten daran, Bedenken hinsichtlich der Verwendung von Kryptowährungen auszuräumen, indem Verhandlungen geführt werden, um virtuelle Währungstauschplattformen und einige Wallet-Anbieter in die Regulierung zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung einzubinden."

Auch der französische Finanzminister Bruno Le Maire gab im Januar bekannt, dass Frankreich und Deutschland auf dem G20-Gipfel im März einen gemeinsamen Vorstoß zur Einführung einer uniformen Kryptowährung-Regulierung einleiten würden. Solche koordinierten Aktionen von beiden Seiten verdeutlichen die Zustimmung zur Krypto-Kontrolle auf höchster Ebene (d. h. auf der Ebene der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und der des französischen Präsidenten Emmanuel Macron). Nachdem das gesagt wurde, muss angemerkt werden, dass die Anführer der EU und der G20 bei dem Gipfeltreffen im März in Argentinien dennoch nicht zu einer Übereinstimmung im Bereich Krypto gelangt sind. Trotz der 20 anwesenden Finanzminister, die befürchteten, Krypto könnte Geldwäsche fördern, zur Vermeidung von Steuern führen oder sogar zur Finanzierung von terroristischen Aktivitäten genutzt werden, waren zu wenig davon überzeugt, dass Kryptowährungen eine Bedrohung für die Finanzstabilität darstellen, um eine Entscheidung zu treffen. Insofern wurden sämtliche Formulierungsmotivationen oder regulative Vorschläge auf den nächsten G20-Gipfel im Juli verschoben.

Es ist unwahrscheinlich, dass diese Empfehlungen besonders freundlich sein werden, aber es ist erwähnenswert, dass das europäische Umfeld nicht immer feindselig gegenüber Bitcoin und dergleichen eingestellt war. Im Juli 2015 wählte der damalige Premierminister David Cameron das in London ansässige Digitalanlagenunternehmen Blockchain, um der britischen Handelsdelegation nach Südostasien beizutreten, was auf eine positive Haltung der britischen Regierung - und zwar der gesamten Regierung und nicht nur von Einzelpersonen - gegenüber Kryptowährungen hinwies. Seine damalige Nummer 2, Schatzkanzler George Osborne, hatte ebenfalls angekündigt, dass im März des gleichen Jahres 10 Millionen Pfund für die Erforschung von digitalen Währungen zur Verfügung gestellt würden.

Interessanterweise war der ehemalige Kanzler Osborne solch ein Bitcoin-Fan, dass er sich im August 2014 bei einer Bitcoin-Abhebung fotografieren ließ und man kann davon ausgehen, dass auch andere Personen in Schlüsselpositionen persönliche Anhänger von Krypto sind. Emmanuel Macron wurde im März 2016 mit einer Ledger Blue Brieftasche fotografiert, als er noch als Finanzminister unter François Hollande tätig war. Er schlug ebenfalls im selben Monat eine Gesetzgebung vor, die Blockchain-Technologie dazu verwendet hätte, Anleihen auf dem französischen Rentenmarkt in eine Art Kryptoaktiva umzuwandeln.

Diese Hinweise auf eine Unterstützung für Bitcoin sind jedoch vor dem großen spekulativen Boom der Kryptowährungen im letzten Jahr entstanden, der letztlich dazu führte, dass Finanzministern von Spanien bis zu den Niederlanden vor den Risiken des Krypto-Handels warnten. Seither haben die britische Premierministerin Theresa May und Emmanuel Macron sowie ihre Gleichgesinnten über Kryptowährungen nur im Kontext von Regulierungen oder "Kontrollen" gesprochen. Bei dem Weltwirtschaftsforum im Januar sagte Macron in einer Rede:

"Ich bin dafür, dass der IMF das Mandat erhält, die Politik des gesamten globalen Finanzsystem zu gestalten, in dem sich ganze Bereiche der Regulierung entziehen. Wie beispielsweise Bitcoin, Kryptowährungen und Schatten-Banken."

Es gibt allerdings auch einige bemerkenswerte Ausnahmen in der rigorosen EU-Haltung. Im Februar 2017 gab Maltas Premierminister Joseph Muscat in einer Rede in Brüssel bekannt, dass Europa zu "dem Bitcoin-Kontinenten" werden sollte.

"Der Aufstieg der Kryptowährungen kann nicht gestoppt werden. Einige Finanzinstitute akzeptieren akribisch die Tatsache, dass das System hinter solchen Transaktionen viel effizienter und transparenter ist als im klassischen Modell."

Seither ist Malta, ungeachtet der immer schärferen Haltung der EU, nur noch Krypto-freundlicher geworden und konnte die beiden Krypto-Börsen Binance und OKEx im Juni bzw. April auf dem Inselboden willkommen heißen. Malta ist nicht die einzige, kleinere, Krypto-freundliche EU-Nation im Moment. Auch Litauen hat bedachte Schritte in Richtung eines positiven Rahmenwerkes und freundlichen Regulierungen für die Krypto-Industrie getätigt. Ebenso die Nachbarnation Estland - auch wenn deren Pläne für eine eigene nationale Kryptowährung auf Eis gelegt wurden, nachdem die Europäische Zentralbank die Idee heftig kritisierte.

Ostasien: Razzias inmitten einer Krypto-Revolution

Wenn man sich von der westlichen Welt entfernt, begegnet einem eine sogar noch restriktivere Haltung gegenüber Krypto-Handel und Kryptowährungen im Allgemeinen - am bemerkbarsten in China Bereits im September 2017 verbannte die chinesische Regierung nicht nur ICOs, sondern verbot auch Krypto-Börsen in dem asiatischen Land zu operieren - ein Verbot, das im Februar durch das Verbot von Devisengeschäften ergänzt wurde. Die neusten Schritte fanden trotz der Wiederwahl von Präsident Xi Jinping im März statt, welcher Berichten zufolge "einer der größten Befürworter des Freihandels ist in China seit Langem" ist.

Obwohl Xi anscheinend als Freihandels-Befürworter nicht ausreicht, um dezentralisierte Währungen in China zirkulieren zu lassen, ist er trotzdem ein großer Fan der Blockchain-Technologie. Im Mai lobte er Blockchain als Teil einer "technologischen Revolution", die die Welt revolutionieren wird.

"Die neue Generation der Informationstechnologie, repräsentiert durch künstliche Intelligenz, Quanteninformation, mobile Kommunikation, das Internet der Dinge und Blockchain beschleunigt Durchbrüche in seinen Anwendungsmöglichkeiten."

Seine Unterstützung - gemeinsam mit der Unterstützung der chinesischen Regierung - für Blockchain-Technologien könnte erklären, warum China 2017 im weltweiten Vergleich die meisten registrierten Blockchain-Patente verzeichnete. Auch 2018 stehen die Chancen gut auf den erneuten Titel, nachdem im April rund 1,37 Mrd. Euro (1,6 Mrd. US-Dollar) als zusätzliche staatliche Mittel für Blockchain-Projekte bereitgestellt wurden. Allerdings ist Südkorea dem Land mit einer ähnlichen Vorliebe für Blockchain über Bitcoin dicht auf den Fernen. Im Februar bemerkte Finanzminister Kim Dong-yeon bei einem Treffen der People's Bank of China (BoC) zu dem revolutionären Potenzial von Distributed Ledgers:

"Die Blockchain-Technologie ist ein wichtiger technologischer Durchbruch, um die vierte industrielle Revolution voranzutreiben. Daher wird das Ministerium bei der Regulierung des Kryptowährungsmarktes vorsichtig vorgehen. Für negative Anwendungsfälle von Kryptowährungen wird das Ministerium strenge Vorschriften erlassen."

Südkorea hat tatsächlich eine harte Haltung genommen, wenn es um "negative Anwendungsfälle von Kryptowährungen" geht, trotz der weitverbreiteten Leidenschaft für den Kryptohandel in der südkoreanischen Bevölkerung. Im November ging der Premierminister Lee Nak-yeon sogar so weit, zu sagen:

"Es gibt die Vorfälle, dass junge Koreaner, einschließlich Studenten, sich hastig anschließen, um schnelles Geld zu verdienen und außerdem werden virtuelle Währungen in illegalen Aktivitäten wie Drogenhandel oder Multi-Level-Marketing für Betrugsfälle verwendet. [...] Dies kann zu ernsthaften Verzerrungen oder sozial pathologischen Phänomenen führen, wenn wir diese Probleme nicht angehen. "

Die starke Rhetorik entspricht den regulatorischen Schritten, welche die südkoreanische Regierung in den letzten Monaten bereits unternommen - oder für die anstehenden angedroht - hat; dazu zählen unter anderem das ICO-Verbot seit September und das Verbot des anonymen Krypto-Handels im Januar. Die Regierung des Landes hat jedoch aufgehört, den Handel ganz zu verbieten, und auch Präsident Moën Jae-in gab im Januar bekannt, dass es zumindest kurzfristig kein vollständiges Verbot geben würde.

Diese Bestätigung eines "Nicht-Verbots" weist auf die nicht-lineare Entwicklung der Politik des Landes hin. Am deutlichsten zeigt sich dies bei dem japanischen Premierminister Shinzo Abe, der im März 2014 - einen Monat nach Mt. Goxs berüchtigtem Zusammenbruch - ein Dokument veröffentlichte, in welcher die Position der Regierung, Bitcoin nicht als Währung zu betrachten, aufgeführt wird. Er begründete die Entscheidung, dass japanischen Banken sowohl das Bereitstellen von Bitcoin-Konten als auch sämtliche Broker-Aktivitäten für Bitcoin verboten wurden:

"Bitcoin ist weder eine japanische noch eine ausländische Währung und sein Handel unterscheidet sich von Geschäften, die in Japans Bankgesetz sowie nach dem Finanzinstrumenten- und Börsengesetz definiert sind."

Da sich die entstehende Krypto-Industrie jedoch von dem Mt. Gox Vorfall erholen und Japan zum zweitgrößten Krypto-Markt der Welt wurde, scheint sich Abe's ablehnende Haltung - und die der Regierung - langsam abzumildern. Im Mai 2016 wurden Kryptowährungen endlich als Geld anerkannt, ein Schritt, welcher es lokalen Banken ermöglicht, Krypto zu verwalten und Krypto-Börsen, innerhalb des regulativen Rahmenwerkes ihrem Geschäft nachzugehen. Seitdem hat sich der bahnbrechende Ansatz der Nation, Kryptowährungen offiziell zu erkennen, in gewissem Maße dem regulatorischen Ansatz und Fokus der meisten westlichen Nationen angepasst, obwohl sich die Regulierung in Japan eher auf das unterstützende, nährende Ende des Spektrums konzentriert.

Putin: Wird er oder wird er nicht?

Zurück in Richtung Europa, Präsident von Russland Wladimir Putin hat eine Haltung gegenüber Krypto, die mehr oder weniger so zweideutig ist wie die von Donald Trump. Bei Putin kommt diese Mehrdeutigkeit jedoch nicht von der Unwilligkeit, über Kryptowährungen und Blockchain zu sprechen - im Gegenteil; bereits im Juli 2017 machte er auf einem G20-Gipfel seinen ersten Kommentar zu Krypto-Technologien:

"Der Übergang der Weltwirtschaft in eine neuen industriellen Ordnung wird durch die Entwicklung der digitalen Technologie unterstützt. Wir glauben, dass die G20 eine führende Rolle bei der Gestaltung internationaler Regelungen in diesem Bereich übernehmen könnte."

Während eine solche Aussage auf den Wunsch hindeuten könnte, Kryptowährungen auf eine Art und Weise zu regulieren, die ihr Potenzial für die Schaffung "einer neuen industriellen Ordnung" erhöht, lassen andere Aussagen von Putin und der russischen Regierung eher Düsteres vermuten. Der stellvertretende Ministerpräsident Igor Schuwalow erläuterte im August 2017 die Pläne der Regierung zur Einführung einer staatlich kontrollierten Kryptowährung mit dem Namen "CryptoRuble", die als einzige legal handelbare digitale Währung im Land gelten soll. "Ich unterstütze, dass der CryptoRuble ins Leben gerufen wird", sagte er gegenüber einem russischen Nachrichtennetzwerk. "Wir können Kryptowährungen nicht länger unter Verschluss halten - das Phänomen wird weiter voranschreiten [...] Es sollte jedoch auf eine Weise vorwärts gehen, die unserer Volkswirtschaft nicht schadet, sondern sie stärkt. "

Im Zuge dessen erschienen Berichte darüber, dass Russland einen neuen Regulierungsrahmen einführen wird, der Bitcoin und andere Kryptowährungen legalisieren würde. Im September gab der russische Finanzminister Anton Siluanov gegenüber dem Moskauer Finanzforum zu Protokoll: "Der Staat versteht tatsächlich, dass Kryptowährungen real sind. Es hat keinen Sinn, sie zu verbieten, aber es gibt eine Notwendigkeit, sie zu regulieren." So ermutigend das auch gewesen sein mag, Putin selbst widersprach dieser Aussage wieder im Oktober, indem er dazu aufforderte Bitcoin und andere Kryptowährungen zu verbieten. Dieses Verbot soll laut dem Präsidenten nötig sein, da Kryptowährungen gefährliche "Möglichkeiten bieten, Gelder zu waschen, die von kriminellen Aktivitäten, Steuerhinterziehungen und sogar Terrorismusfinanzierungen stammen, sowie betrügerische Schemas zu verbreiten."

Seine Worte wurden im gleichen Monat bekräftigt, als er offiziell die Pläne für den laut angepriesenen CryptoRuble bestätigte. Allerdings war sich die Regierung dann bei einem Treffen im Dezember wieder nicht mehr darüber einig, ob diese Pläne je realisiert werden. Alexey Moiseev (stellvertretender Finanzminister) und Olga Skorobogatova (stellvertretende Gouverneurin der russischen Zentralbank) behaupteten beide, dass eine staatlich kontrollierte Kryptowährung unnötig sei . Kryptowährungen waren wieder aus dem Spiel - und dann wieder nicht mehr, als Putin im März ankündigte, dass die Krypto-Regulierung, welche den Handel mit Krypto legalisiert, ab dem 1. Juli 2018 in Kraft treten soll.

Insofern ist Putins Meinung zu Kryptowährungen und ihr (legaler) Status in Russland endlich klargestellt, oder? Falsch: In Juni beantwortete er eine Reihe von Krypto-Fragen und obwohl er die Möglichkeit anscheinend ausschloss, dass das Land je einen CryptoRuble begrüßen wird, gab er kaum Alternativen in Bezug auf das Umfeld, welches die Regierung für Kryptowährungen zu entwerfen plant. Er sagte während einer Echtzeit-Frage-Und-Antwort-Session:

"Die Beziehung der Zentralbank der Russischen Föderation zur Kryptowährung ist, dass sie die Kryptowährung weder als Zahlungsmittel noch als Wertaufbewahrungsmittel betrachtet. Die Kryptowährung ist durch nichts abgesichert. Man sollte sie vorsichtig und zögerlich behandeln."

Obwohl Putin vermeintlich wohlwollend über Blockchain-Technologien gesprochen hat, bleibt abzuwarten, welche Art von Unterstützung er und seine Regierung in Zukunft für Kryptowährungen bereithalten werden.

Lateinamerika: Eingeschränkte und staatlich-abgesicherte Kryptowährungen

Ein ähnlich gemixtes Bild ergibt sich für Lateinamerika, wo die Anwendung von Kryptowährungen breit gestreut ist, aber die Regierung nicht immer willens war, ein legales Rahmenwerk für die weitere Adaption zur Verfügung zu stellen. Das wurde vor allem in Venezuela deutlich: Aufgrund der Inflationskrise, die die nationale Währung (den Bolivar) angriff, wandten sich die Menschen im Jahr 2017 massenhaft Bitcoin als alternatives Zahlungsmittel zu, ungeachtet der Tatsache, dass die Regierung Miner für die Kryptowährung einsperrte.

Dies änderte sich jedoch schnell im Dezember, als die Regierung unter Nicolas Madura ankündigte, dass sie eine staatliche, Öl-gebundene Kryptowährung ausgeben wird: den Petro. Laut Maduro ermöglicht der Petro Venezuela, "in Fragen der Währungshoheit zu handeln, finanzielle Transaktionen durchzuführen und die Finanzblockade zu überwinden". Mit dieser Entscheidung lockerte sich im Allgemeinen die Haltung seiner Regierung zu Kryptowährungen und auch das Minen von Krypto wurde im Januar legalisiert. Während Maduro selbst keinen Kommentar zu dieser Politikwende abgab, sagte sein "Kryptowährungs-Superintendent" Carlos Vargas Folgendes:

"Es handelt sich um eine Aktivität, die jetzt völlig legal ist. [...] Wir haben uns mit dem Obersten Gerichtshof getroffen, damit Personen, die in den vergangenen Jahren Opfer von Beschlagnahmungen und Festnahmen waren, die Anklage abgewiesen bekommen."

Leider spiegelt sich diese Meinungsänderung nicht in zielgerichteten Aktionen wieder, welche die Nutzung von Kryptowährungen vorantreiben würden, wenn man von dem Launch eines kostenlosen Kurses absieht, der sich auf das Handeln und Minen der besagten Währungen fokussiert. Maduros Regierung ist unterdessen quasi ausschließlich damit beschäftigt, den Petro zu bewerben. Im Januar forderte er die bolivianische Allianz für Amerika (ALBA) aus, sich dem Land für die Nutzung der nationalen Kryptowährung anzuschließen:

"Ich lege auf den Tisch, liebe Brüder-Regierungen der ALBA, den Vorschlag, die Kryptowährung Petro mutig anzunehmen, damit wir ihn als gemeinsamen Projekt der Integration im 21. Jahrhundert vorantreiben."

Interessanterweise folgen die anderen, eher neoliberalen Länder in Zentral- und Südamerika dem Beispiel der USA und der EU, wenn es um Krypto-Regulierungen geht. In Brasilien wurden seit 2016 diverse Blockchain-Pilotenprojekte von Banken, Unternehmen und der Regierung ins Leben gerufen. Allerdings äußern sich die einflussreichen Figuren des Landes eher kritisch und abweisend, was Bitcoin und Co. angeht. Im Oktober stellte der Präsident der brasilianischen Zentralbank Ilan Goldfajn einen Vergleich zwischen Bitcoin und einem Pyramiden-System her:

"Der Bitcoin ist ein finanzieller Vermögenswert ohne Ballast, den die Leute kaufen, weil sie glauben, dass sein Wert steigen wird. Das ist eine typische Blase oder Pyramide[nschema]."

Während Rodrigo Maia, der Präsident der Abgeordnetenkammer, eingeräumt hat, dass Kryptowährungen bei der Reduzierung von Steuerhinterziehung helfen könnten, haben weder er noch Präsident Michel Temer Vorschläge für günstige Politiken in dem Bereich vorgeschlagen. In der Leere diese Stille sahen andere brasilianische Politiker - wie Expedito Netto - ihre Chance, um sich für ein Pauschalverbot für Bitcoin einzusetzen.

In Mexiko wurde unterdessen eine Verordnung verabschiedet, die effektiv den Handel mit Kryptowährungen einschränkt und eine staatliche Aufsicht über ihre Verwendung einführt. In Argentinien ist - und war - der Ansatz für digitale Währungen jedoch stets durchaus großzügig, möglicherweise weil Präsident Mauricio Macri privat an Bitcoin interessiert zu sein scheint - Zumindest, wenn man seine organisatorische Rolle beim allerersten Bitcoin-Forum im Jahr 2015 bedenkt. Darüber hinaus veröffentlichte er unter anderem einen Facebook-Post , der auf "interessante" Diskussionen über Bitcoin mit dem Unternehmer Richard Branson verweist. Und obwohl er seitdem wenig zu Bitcoin bekanntgegeben hat, impliziert die Bereitschaft der argentinischen Banken, beispielsweise grenzübergreifende Bitcoin-Zahlungen anzubieten, ein Krypto-freundliches Umfeld.

Interesse an Krypto zur Machtgewinnung

Krypto befindet sich an einem Scheideweg. Nach einer fast phantastischen Weihnachtszeit, in der Bitcoin in einem einzigen Monat um 154 Prozent explodierte (in den vier Wochen vor dem 17. Dezember), kämpfen Kryptowährungen seither um ein sicheres Plateau. Regulatorische Rückschläge, schädigende Hacks und Kriminaluntersuchungen haben seit Anfang des Jahres der einen oder anderen Währung heftig zugesetzt, wobei die Gesamtmarktkapitalisierung unter Einbezug aller Münzen aktuell bei etwa 35 Prozent ihres Januar-Hochs von 712 Mrd. Euro (830 Mrd. US-Dollar).

Diese Turbulenzen sind der Grund dafür, dass die Führer der Welt gerade jetzt so wichtig für die Krypto-Sphäre sind; Ihre Ansichten und die von ihnen auferlegte Regulierungspolitiken werden einen starken Einfluss darauf haben, wie sich digitale Währungen in den kommenden Monaten und Jahren entwickeln werden. Aus den starken Meinungsverschiedenheiten zwischen den Staats- und Regierungschefs ergibt sich immerhin ein Grundprinzip: Die nationalen Regierungen wollen sicherstellen, dass dezentrale Kryptowährungen ihre Souveränität über die von ihnen regierten Nationen nicht untergraben, gleichzeitig aber wollen sie Krypto intensiver nutzen, um die wirtschaftliche Effizienz zu erhöhen und ihre jeweiligen Positionen zu stärken.

Dies zeigt sich in dem Eifer von EU-Anführern wie Emmanuel Macron und Theresa May, die den anonymen Handel mit Kryptowährungen drosseln, um ihre Zuständigkeit für den Geldfluss aufrechtzuerhalten. Diese Ängste und Wünsche zeigen sich auch Regierungschefs wie Nicolas Maduro - und möglicherweise Wladimir Putin, die staatlich kontrollierte Kryptowährungen lancieren wollen, um sich internationalen Sanktionen zu entziehen und ihre sich abmühende Wirtschaften zu stützen. Es ist auch ersichtlich in der Begeisterung, mit der die meisten Führungskräfte Blockchain-Technologie begegnen, die "vertrauensvolle Unveränderbarkeit" der Technik herauspicken und diese Effizienz-verstärkend in diversen Bereichen der Wirtschaft und auf Institution-Ebene anwenden.

Dennoch, obwohl viele Regierungschefs nur eine Interesse daran zeigen, die Features von Blockchain-Tech zur Stärkung der eigenen Position zu nutzen, deutet ihre doch weitverbreitete private Faszination für Kryptowährungen darauf hin, dass wir eventuell fördernde Regulierungen erhalten werden. Zwischen Emmanuel Macron, der seine eigene Ledger-Blue-Wallet besitzt, und Mauricio Macris Organisation der Bitcoin-Konferenzen in Buenos Aires, gibt es wenig Zweifel, dass Kryptowährungen und ihr Versprechen für dezentrale Finanzsysteme die Phantasie mancher Präsidenten oder Ministerpräsidenten geweckt haben. Es scheint jedoch - zumindest im Moment - noch so auszusehen, als ob die Anführer unserer Welt eher versuchen, Krypto an ihre eigenen Interessen anzupassen und nicht andersherum.